Kommentar von Lydia Kaltenhauser
Pflanzen und Roden

Ruhig ist es geworden im Klostergarten. Früher lebte hier eine Schar Laufenten und eine Hasenfamilie. „Scheidungshasen“ manchmal – denn es hatte sich herumgesprochen, dass es Tieren im Klostergarten gut geht. Seit es nur noch eine Gärtnerin gibt, ist es mit den Tieren zu viel geworden. „Ich bin immer noch sehr glücklich hier“, sagt sie, als sie mich durch den Garten führt. Es ist auch immer noch viel Arbeit. Ihren Händen sieht man sie an, dem jung gebliebenen Gesicht nicht. Wir kommen
zu den Apfelbäumen. Wie werden sie gehegt und gepflegt! Es gibt sogar ein eigenes „Apfelarchiv“ mit handgetöpferten Schildchen, in dem die Gärtnerinnen ihre Erfahrungen und alles Wissenswerte rund um die Äpfel aufgeschrieben haben. Am Rande jeder Baumreihe blüht eine Rose. „Ich denke, die Äpfel spüren, dass die Rosen für sie blühen“, erklärt sie lächelnd. Heuer habe sie zum ersten Mal Bäume gerodet und keine neuen an ihrer Stelle gepflanzt. „Es war eine harte Zeit für mich. Die Arbeit wird zu viel. Wir Schwestern sind zu wenige.“ Ich sehe den Schmerz des Abschieds in ihren Augen. Kurz ist es still. „Aber jetzt habe ich meinen Frieden gefunden. Und wer weiß, was kommt“, meint sie – verschmitzt.

Autor:

Lydia Kaltenhauser aus Tirol | TIROLER Sonntag

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