Kommentar von Lydia Kaltenhauser
FOMO im Mai

„Fear of missing out“ – kurz FOMO: ein Jugendwort für die Angst, etwas zu verpassen.
Vom Jungpflanzenmarkt bis zum Festgottesdienst, der Muttertags-Grillerei über Kindergeburtstage, kulturelle und sportliche Veranstaltungen aller Art bis hin zum Kurztrip über die vermeintlich angenehmen langen Wochenenden: Im Mai platzen nicht nur die letzten Knospen auf, sondern bei den meisten auch die Terminkalender aus allen Nähten. Was eigentlich Freizeit, Erholung, Feiertag sein soll, verkommt zum „Freizeitstress“, zur Qual der Wahl unter all den verlockenden Angeboten – mal sind sie Kür, mal Pflicht, mal „Wahlpflicht“: Ein Wort, das mir schon zu Schulzeiten nicht einleuchtete. FOMO sagt die Jugendsprache dazu: Angst, etwas zu verpassen. „Leben ist das, was passiert, während wir eifrig andere Pläne machen“, so ein schlauer Spruch. Da blüht und grünt es, die Sonne geht auf und unter, und wir bekommen‘s nur am Rande mit, weil so viel zu tun ist. Wie tröstlich: Die Welt dreht sich weiter, die Blumen blühen weiter, und die Menschen wuseln dahin wie die Ameisen. Kohelets Windhauch weht auch. Ihn zu spüren, dauert nur ein paar Sekunden. Und er hilft gut gegen FOMO.

Autor:

Lydia Kaltenhauser aus Tirol | TIROLER Sonntag

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