Schlusspunkt von Józef Niewiadomski
Ein Lächeln schenken

Immer und immer wieder bekam er von den Verkäuferinnen zu hören, dass die Kundinnen und Kunden mit einem ernsten Gesicht in ihr Geschäft kommen. Und mit einem noch ernsteren das Geschäft verlassen. „Da muss man doch etwas machen. Das Brotkaufen ist zwar eine lebenswichtige Angelegenheit, aber kein todernstes Ritual“, klagten die Damen. Mein Freund, der Klinikseelsorger Andreas, hörte sich die Klagen mehrmals an. Schließlich kaufte er dort jeden Tag seine Semmeln ein. Irgendwann beschloss man, zu handeln. Ein großer Smiley wurde aus Papier ausgeschnitten. Dazu eine Inschrift. In großen Buchstaben stand da: „Wir schenken Ihnen ein Lächeln. Schenken Sie es weiter!“ Und es geschah ein Wunder. Tagein, tagaus kamen lächelnde Menschen ins Geschäft. Lächelnd gingen sie auch hinaus. Das Ganze spielte sich in einer Bäckerei in Wilten ab. Andreas erzählte die Geschichte am letzten Sonntag bei der Predigt in der Innsbrucker Klinik.
Natürlich ist es eine fast banale Geschichte aus dem Alltag. Von der Logik solcher Geschichten hängt aber unser aller Lebensqualität ab. Wenn Jesus sagt, glaubt an das Evangelium, so sagt er im Grunde nichts anderes als das, was die Damen in der Bäckerei dachten. Evangelium bedeutet doch „Frohbotschaft“, ein Grund also, ein Lächeln zu schenken.

Autor:

TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

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