Krankenhaus-Seelsorgerin Maria Auer blickt zurück
Zuhören ist das Wichtigste

Maria Auer auf ihrem Heimathof in Eggen/Untertilliach. | Foto: Rosenkranz
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Acht Jahre war Maria Auer Krankenhaus-Seelsorgerin in Lienz. Für ihren ehrenamtlichen Dienst hat sie eine Anreise von bis zu 2 ½ Stunden auf sich genommen. Zwei Mal pro Woche. Nun tritt sie mit 76 Jahren in den „Ruhestand“.

Wer zu Maria Auer will, muss ans Äußerste gehen. Sie wohnt in Eggen, einem kleinen Weiler auf 1335 Meter Seehöhe – weit oberhalb von Untertilliach an der Grenze zu Kärnten. Ihr Zuhause ist das ehemalige Schulhaus. Mehr als 30 Jahre war sie Volksschul- und Religionslehrerin. Ihr ganzes Leben hat sie sich großherzig in das Leben der Gemeinde eingebracht – war Pfarrgemeinderätin, Mitglied im Stefanuskreis, Lektorin, Regionalleiterin der Gemeinschaft Franz von Sales…
Eines Tages las sie im Tiroler Sonntag vom Lehrgang zu ehrenamtlichen Krankenhaus-Seelsoger:innen. Das Angebot hat sie nicht mehr losgelassen. Und so begann sie mit 66 Jahren noch eine einjährige intensive Ausbildung, von der sie heute sagt: „Man kriegt so viel geschenkt“.

Eisen an den Schuhen

Bevor Maria Auer ihren Dienst im Bezirkskrankenhaus Lienz antritt, hat sie bereits eine halbe Weltreise hinter sich. Das erste Teilstück beginnt mit dem Weg steil hinunter zur Bushaltestelle an der Landesstraße. Im Winter schnallt sie dafür manchmal Eisen an die Schuhe. Alles andere wäre zu gefährlich, weil zu rutschig. Weiter geht es mit dem Bus ins Pustertal und von dort weiter nach Lienz – inkl. Wartezeiten. Was bei Regen auch nicht ganz lustig ist. Für Maria Auer sind all diese Unannehmlichkeiten nicht der Rede wert. „Man kriegt so viel geschenkt“, wiederholt sie und stimmt ein Loblied auf das Unterwegssein an. Das gehöre nämlich nicht nur zur An- und Abreise, sondern auch zur Arbeit als Krankenhaus-Seelsorgerin. Im Lift, am Gang oder auf den Stationen: Immer gehe es darum, möglichst offen und bereit auf Menschen und Situationen einzugehen.
Ein kleines Schild am weißen Mantel verrät ihren Namen – darauf steht „Seelsorge“. Weshalb sie im Krankenhaus öfters angesprochen wird. Manchmal mit einem konkreten Anliegen, manchmal einfach so.
„Das Wichtigste ist das Zuhören“, meint Maria Auer. Nicht nur im Gespräch. Kommt sie in ein Krankenzimmer, geht es auch dort um das Hören auf das, was die Situation verlangt: ein Handgriff, eine Aufmerksamkeit, ein Gebet. Ob es das Verstellen der Rückenlehne ist oder ob sie einem Patienten den Morgenmantel reicht. Immer geht es darum, Menschen beizustehen in dem, was sie gerade brauchen. Egal welcher Religion sie angehören. Nach ihr fragt Maria Auer nur, wenn es um gemeinsames Beten geht. Auch dafür braucht es viel Feingefühl.

Heiliger Geist und Supervision
Bevor sie in ein Zimmer geht, hält Maria Auer kurz inne, bittet um den Heiligen Geist. Auf diesen hält sie übrigens große Stücke. Genauso wie auf die Supervision und die Zusammenarbeit mit den anderen Verantwortlichen der Seelsorge. Vielleicht ist das umso wichtiger für eine Frau, die von sich meint: „Ich bin ein grundvertrauender Mensch, der alles auf sich zukommen lässt.“ Und „zukommen“ kann in den vielen Gesprächen als Seelsorgerin viel: Enttäuschungen, Verletzungen, Hoffnungslosigkeit, Resignation…
Lässt es die Zeit zu, schaut Maria Auer vor dem Verlassen des Krankenhauses noch in der Kapelle vorbei. Dort vertraut sie Gott an, was sie tagsüber mitgenommen hat. Danach geht es heim nach Eggen.
Wieder 2 ½ Stunden.

Gilbert Rosenkranz

Autor:

Gilbert Rosenkranz aus Tirol | TIROLER Sonntag

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