Pionierin der Krankenpflege
„Wir haben mit ein paar Matratzen begonnen“

Mit Erna Stocker-Waldhuber aus Osttirol ist die letzte Missionsärztliche Schwester aus Österreich gestorben. Sie hat in Äthiopien medizinische Pionierareit geleistet. | Foto: MMS/MMS/FAD
2Bilder
  • Mit Erna Stocker-Waldhuber aus Osttirol ist die letzte Missionsärztliche Schwester aus Österreich gestorben. Sie hat in Äthiopien medizinische Pionierareit geleistet.
  • Foto: MMS/MMS/FAD
  • hochgeladen von Walter Hölbling

Sie war eine Pionierin der Krankenpflege in Afrika: Erna Stocker-Waldhuber. Fasziniert vom Charisma der Außerfernerin Anna Dengel (1892-1980), schloss sie sich den Missionsärztlichen Schwestern an. Aufgewachsen ist Erna Stocker-Waldhuber mit acht jüngeren Geschwistern in Thal-Assling in Osttirol. Im Alter von 24 Jahren besuchte sie 1957 die Krankenpflegeschule in Innsbruck und hörte dort erstmals von der großen Tiroler Ärztin, Sozialpionierin und Ordensgründerin Anna Dengel (1892 - 1980). Ein für den weiteren Lebensweg der Frau entscheidendes Wissen. Vom Wunsch beseelt, sich für Benachteiligte, Arme und Kranke einzusetzen, trat Erna Stocker-Waldhuber 1961 den Missionsärztlichen Schwestern bei. Nach einem bewegten Berufsleben – das sie unter anderem viele Jahre in Afrika verbrachte – arbeitete Sr. Erna in der Gemeindekrankenpflege in Essen (Deutschland). Dort ist die einzige Österreicherin im Orden der von der Außerfernerin Anna Dengel gegründeten Missionsärztlichen Schwestern nun im 91. Lebensjahr, am 11. Jänner, gestorben.

Pionierin in Afrika

„Meinen Osttiroler Dialekt habe ich nicht verlernt“, erzählte Sr. Erna vor einigen Jahren lachend bei einem Treffen des Vereins „Freunde Anna Dengel“. Die Freunde Anna Dengel – gegründet vom Außerferner Reinhard Heiserer – setzen sich seit 12 Jahren dafür ein, Leben und Werk der großen Tirolerin Anna Dengel vor allem in ihrer Tiroler Heimat wieder in Erinnerung zu rufen. Zugleich werden Projekte der Missionsärztlichen Schwestern (MMS, Medical Mission Sisters) weltweit finanziell unterstützt.Wie zum Beispiel das Krankenhaus Attat in Äthiopien. Das letzte Spital, dessen Gründung Anna Dengel im Jahr 1967 noch selbst veranlasst hatte und an dessen Aufbau Sr. Erna maßgeblich beteiligt war. „Wir haben damals mit nur ein paar Matratzen als Ausstattung in einem alten Schulgebäude, umgeben von einem großen Acker, begonnen“, erinnerte sich Sr. Erna, die vor ihrem Äthiopienabenteuer noch eine Ausbildung zur Hebamme in England absolviert hatte.

Spital mit Tiroler Wurzeln

In den folgenden 14 Jahren entstand in Attat ein Dorfspital. Zunächst konnte es nicht einmal dem Mindeststandard eines Feldlazaretts entsprechen, hatte keine Trink- und Abwasserleitungen oder sanitären Anlagen. Heute ist das rund 180 Kilometer südwestlich von Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba gelegene Spital Attat ein medizinisches Zentrum, in dem rund 300 Ambulanz-Patient:innen täglich betreut und jährlich weit mehr als 3.000 Kinder entbunden werden. Sr. Erna selbst verließ 1981 schweren Herzens Äthiopien, um auf Bitten ihrer Mitschwestern in Essen für drei Jahre in der Gemeindekrankenpflege auszuhelfen.“ Aus den drei Jahren wurden schließlich mehr als 40 Jahre.

Faszination Anna Dengel

„Bei meiner Ersten Profess im Jahr 1964 bin ich Anna Dengel das erste Mal begegnet. Da war ich so aufgeregt, dass ich mich kaum an ihre Worte erinnern kann“, schilderte Sr. Erna. Weitere Begegnungen folgten und „ich war immer fasziniert von dieser so willensstarken Frau, von ihrer Einfachheit und ihrem großen Gottvertrauen.“ Erna Stocker-Waldhuber blieb mit Anna Dengel ein Leben lang verbunden. Als sie schwer erkrankte, war Sr. Erna pflegend an ihrer Seite. In den letzten Jahren war Sr. Erna hauptsächlich ordensintern tätig und arbeitete bis zuletzt ehrenamtlich in verschiedenen Pfarren mit.
Text: Johannes Wolf

Mit Erna Stocker-Waldhuber aus Osttirol ist die letzte Missionsärztliche Schwester aus Österreich gestorben. Sie hat in Äthiopien medizinische Pionierareit geleistet. | Foto: MMS/MMS/FAD
Mit Erna Stocker-Waldhuber aus Osttirol ist die letzte Missionsärztliche Schwester aus Österreich gestorben. Sie hat in Äthiopien medizinische Pionierareit geleistet. | Foto: MMS/MMS/FAD
Autor:

Walter Hölbling aus Tirol | TIROLER Sonntag

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ