Die katholische Frauenarbeit in der Diözese Innsbruck hat zwei neue Gesichter
Wesentliche Fragen stellen

Starten mit Tatkraft und vielen Ideen in ihre neuen Aufgaben:  Helene Daxecker-Okon (links), Vorsitzende der kfb, und Margit Haider, Frauenreferentin der Diözese Innsbruck.  | Foto: Archiv
  • Starten mit Tatkraft und vielen Ideen in ihre neuen Aufgaben: Helene Daxecker-Okon (links), Vorsitzende der kfb, und Margit Haider, Frauenreferentin der Diözese Innsbruck.
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Helene Daxecker-Okon als Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung (kfb) und Margit Haider als Frauenreferentin. Der Tiroler Sonntag hat sie nach Beweggründen und Motiven für ihr Engagement gefragt.

Mit welcher Perspektive übernehmen Sie Ihr Amt? Worauf bauen Sie auf, welche neuen Aspekte bringen Sie ein?
Margit Haider: Ich möchte zunächst schauen, was da ist. Bisher war der klare Fokus auf rechtliche Gleichberechtigung und Partizipation, was auch wichtig ist. Ich möchte unsere Eingliederung ins Seelsorgeamt betonen, das Augenmerk auf Seelsorge für Frauen richten – mit Angeboten, die Frauen mit ihren Sorgen und Anliegen stärken.
Helene Daxecker-Okon: Ich habe die Frauen der kfb als tatkräftige, beherzte, kreative Christinnen erlebt, die sich im Alltag für ihren Glauben einsetzen. Daran knüpfe ich an. Wichtig ist mir die Verortung in Jesus Christus, damit sich Aktionen mit Tiefgang entwickeln, die nachhaltig wirken. Im Fokus sind natürlich Frauen und ihre spirituellen Bedürfnisse. Aber Frauen haben in Gesellschaft und Kirche oft eine schwierige Position, sind Ungerechtigkeit ausgesetzt. Da gibt es viel zu tun. Bezüglich der Stellung der Frau in der Kirche gibt es in der kfb eine Meinungsvielfalt.

Also weniger Politik, dafür mehr Beten?
Daxecker-Okon: Das gesellschaftlich-soziale Engagement der kfb kommt ja nicht von irgendwo. Der Einsatz gegen Gewalt beispielsweise, das Projekt „zusammen.leben“ – all das kommt ganz klar aus dem Gebot der Nächstenliebe. Es erwächst aus der Innerlichkeit.
Haider: Der Rahmen ist wichtig – aber auch das Bild! Eine einseitige Fokussierung auf Strukturfragen bringt uns nicht weiter. Ich möchte schauen, dass die vertikale Linie – der Blick auf Gott – nicht in Vergessenheit gerät. Denn schlussendlich geht es nicht um uns selbst, sondern wir wollen auf Christus verweisen.
Wesentliche Sinnfragen tun sich im Leben immer wieder auf: Wie kann man Gott erfahren? Kann man lieben lernen? Wichtig ist mir, die Sakramente neu als Schatz zu entdecken, durch die die Liebe Gottes strömt und spürbar wird. Gerade auch für Frauen.

Was ist die Grundlage für Ihr Engagement für Frauen in der Kirche?
Haider: Drei große Frauenpersönlichkeiten waren und sind für mich prägend: meine Großmütter und meine Mutter. Diese Frauen haben unter schwersten Bedingungen mit aller Kraft die Familien zusammengehalten und existenzfähig gemacht. Sie sind Inspiration und Vorbild zugleich für meinen Einsatz für Frauen in Kirche und Gesellschaft.
Daxecker-Okon: Im Christentum hat jeder Mensch den gleichen Wert. Das möchte ich weitergeben. Der Mensch gehört Gott, aber er verantwortet sich selbst. Daraus erwächst ganz viel für das konkrete Leben. Sehr wichtig ist mir gelebte Solidarität. Diese Überzeugung war mein Hauptgrund, das Amt anzunehmen. Einander zu helfen ist etwas Grundmenschliches. Beim Familienfassttag, beim Einsatz gegen Gewalt und für gerechte Verteilung, beim Weltgebetstag der Frauen wird das erlebbar.

Die Corona-Krise hat unser aller Leben durcheinandergewirbelt. Wo besteht der dringendste Handlungsbedarf in der Frauenarbeit?
Haider: Die Krise verfestigt die traditionellen Geschlechterrollen. Es ist überfällig, Arbeit von Frauen in der Familie durch Entlohnung anzuerkennen. Beklatschen und Loben ist zu wenig. Jede Frau soll selbst entscheiden dürfen, wie sie Familie und Beruf leben will. Dazu ist auch viel aktives männliches Engagement nötig, in Kirche und Gesellschaft! Dennoch dürfen wir unseren Referatsbereich nicht mit einem öffentlich-politischen Amt für Gleichstellung verwechseln. Das mystische Sein des weiblichen Lebens soll wieder an Priorität gewinnen.
Daxecker-Okon: Die Krise lädt ein, sich zu fragen, wie man sein Leben anders aufziehen könnte: in Bezug auf Reisen, Konsum, Lebensführung. Im Rahmen der kfb ist nach der langen Zwangspause durch Corona generell die Frage wichtig, was nach der Krise wieder auferstehen und was neu entstehen wird.

Helene Daxecker-Okon (43) stammt aus Innsbruck, studierte Theologie in Innsbruck und London. Sie ist Religionslehrerin, verheiratet und hat vier Kinder im Alter von 4 bis 16 Jahren.

Margit Haider (39) wuchs in Innervillgraten auf. Sie studierte Religionspädagogik in Innsbruck, war als Relgionslehrerin und im Frauenreferat tätig. Sie ist verheiratet und hat vier Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren.

Autor:

Lydia Kaltenhauser aus Tirol | TIROLER Sonntag

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