Neue Frauenreferentin der Diözese
Macht Glaube politisch?
Magdalena Pittracher ist die neue Frauenreferentin in der Diözese Innsbruck. Sie erzählt, was es heißt, Katholikin und Feministin zu sein und warum es für sie keine Trennung zwischen Glaube und Politik gibt. Ein Interview zum Internationalen Frauentag am 8. März.
Worauf gründet Ihr Engagement für Frauen?
Magdalena Pittracher: Ich habe in meinem Leben viele Frauen als Vorbilder gehabt, die mich sehr geprägt und mir vermittelt haben: Gleichberechtigung ist wichtig, wir müssen sie immer wieder einforden! Im Studium ist mir dann die feministische Theologie begegnet, die besonders die Bibelwissenschaften sehr geprägt hat und hier vor allem das Alte Testament. Mir persönlich ist der feministische Blick aber vor allem in der Praktischen Theologie wichtig geworden, denn jede Theologie muss sich in der konkreten Arbeit bewähren.
Welches Vobild ist besonders wichtig für Sie?
Pittracher: Meine Namenspatronin, Maria Magdalena! Eigentlich habe ich lange mit dem Namen gehadert, weil er immer abgekürzt wurde. Das hat sich bei der Matura geändert, ich habe Maria Magdalena als Spezialgebiet in Religion gewählt. Heute fühle ich mich ihr sehr verbunden – durch den Namen und weil mir Verkündigung durch Frauen sehr wichtig ist. Für mich ist ihre Begegnung mit dem Auferstandenen eine göttliche Zusage, dass wir Frauen sehr wohl verkündigen sollen, was wir in unserem Leben erfahren.
Gibt es so etwas wie „katholischen Feminismus?“
Pittracher: Es gibt nicht den einen Feminismus, sondern viele verschiedene individuelle Formen. So habe ich auch meine eigene Form des Feminismus, und die gründet sich in meinem Glauben: dass Gott Mann und Frau als sein Ebenbild, als gleichwertige Wesen geschaffen hat. Alle Wesen haben vor Gott die gleichen Rechte, die gleiche Würde. Daher wäre es für mich nicht authentisch, nicht Feministin zu sein! Mit diesen Grundidealen des Feminismus können sich viele Frauen und Männer in der katholischen Kirche identifizieren.
Welche Konsequenzen hat eine solche Haltung?
Pittracher: Mein Glaube macht mich politisch. Wenn wir von der gleichen Würde aller Menschen ausgehen, können wir nicht wegschauen, wenn Menschenrechte ignoriert werden – nicht in anderen Ländern, in der Gesellschaft, aber auch nicht in der Kirche. Menschenrechtsverletzungen passierten in der Kirche und sie passieren weiterhin. Der Glaube an einen liebenden Gott hilft, mit einem wohlwollenden und ehrlichen Blick auf Kirche und Welt zu schauen.
Was ist wichtiger, Mystik oder Politik?
Pittracher: Da gibt es keinen großen Unterschied. Politik ist viel mehr als wir glauben, es ist eine Grundhaltung im Leben: ein Interesse an der Welt und daran, wie wir sie gestalten wollen. Dieses muss sich aus einer inneren Haltung – aus dem Glauben – nähren.
Wie soll sich Ihrer Meinung nach Kirche jungen Menschen gegenüber verhalten?
Pittracher: Ich habe mir das Prinzip des synodalen Prozesses sehr zu Herzen genommen: Die erste Phase, das Zuhören, ist für mich am interessantesten. In dieser Haltung würde ich gern bleiben und würde sie auch uns als Kirche vorschlagen. Die Lebenswelten junger Menschen sind oft so konträr zu dem, was Kirche glaubt. Unser pastorales Angebot muss auf das reagieren, was im Leben der jungen Menschen passiert. Wo führt die Sehnsucht hin? Dorthin müssen wir gehen. Wir sagen immer: Die Kirche muss zu den Menschen gehen. Kirche sind die Menschen, also ist die Kirche schon da! Wenn wir als gläubige Menschen in der Welt unterwegs sind, dann ist Kirche bei den Menschen.
Was wünschen Sie Frauen am meisten?
Pittracher: Dass sie eine gute Balance zwischen Außen und Innen finden: gut für andere da sein können, aber genauso auch für sich selbst. Zeit zu beten und Zeit zu feiern, laute und leise Stunden. Es braucht die Balance, um sagen zu können: Es ist ein gutes Leben.
Zur Person:
Magdalena-Klara Pittracher stammt aus Absam, studierte zunächst an der KPH-Edith Stein in Stams für das Lehramt an Volksschulen und anschließend an der Universität Wien Religionspädagogik. Derzeit schließt sie ihr Studium in Innsbruck ab. Während ihres Studiums arbeitete sie unter anderem im Zentrum für Theologiestudierende in Wien sowie als Studienassistentin. Seit Oktober ist sie Frauenreferentin der Diözese Innsbruck und folgt damit auf Margit Haider, die die Leitung der Fachabteilung „Erwachsene & Familien“ übernommen hat.
Autor:Lydia Kaltenhauser aus Tirol | TIROLER Sonntag |
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