Erfrischender Kirchenbesuch
Eine wundersame Abkühlung im Sommer
Schnee im August? Eine kleine Kirche oberhalb von Imst erinnert an ein legendäres Wunder, das sich vor knapp 1700 Jahren in Rom ereignet haben soll.
Als am 5. August 358 auf dem Esquilin, einem der Hügel Roms, Schnee fiel, staunten die Römer nicht schlecht. Und doch wussten sie Bescheid: Im Traum habe Maria in der Nacht zuvor dem Papst Liberius und einem römischen Bürger aufgetragen, an der Stelle, wo es mitten im Sommer zum Schneien kommen sollte, eine Kirche zu errichten. In das mit Schnee bedeckte Feld hat Liberius den Grundriss einer neuen Kirche eingezeichnet. Jahrzehnte später konnte die Basilika Santa Maria Maggiore am 5. August 432 geweiht werden. Vor allem mit der alten Ikone „Salus Populi Romani“ ist die päpstliche Basilika noch heute ein vielbesuchter Wallfahrtsort. Kein Geringerer als der Evangelist Lukas soll der Urheber der Marienikone gewesen sein, dessen Darstellung weit über Rom hinaus große Verehrung findet. Zahlreiche Kopien des Gnadenbildes erinnern an die Wallfahrt zu unserer Lieben Frau vom Schnee.
Weite Verbreitung
Auch in Tirol wird das alte Gnadenbild verehrt: In Gunglgrün, auf einer Anhöhe über Imst wurde 1732 ein barockes Kleinod errichtet, das eine Kopie der römischen Ikone beherbergt. Der äußerst kunstvolle und reich verzierte Bau ist mit Fresken des Malers Balthasar Riepp (1703 – 1764) geschmückt. Ein kleines Deckenfresko zeigt, wie Engel die Ikone von Rom in die Welt transportieren. Im aufwendig gestalteten Hochaltar bildet auch in Gunglgrün die Darstellung der Mutter mit dem Kind das Ziel einer Wallfahrt.
Ein neues Zentrum
In den letzten Jahren wurde das Kirchlein aufwendig restauriert. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die liturgischen Orte neu gestaltet. Architekt Ernst Ragg schuf unter der Begleitung von Diözesankonservator Rudolf Silberberger einen neuen Altar, Ambo und Tabernakel. Die moderne Gestaltung des neuen liturgischen Zentrums ergänzt dabei die barocke Ausstattung, ohne in einen Konflikt mit ihr zu geraten. Gleichzeitig erinnert die weiße, durchbrochene Oberfläche an einen wundersamen Schneefall mitten im Sommer und interpretiert die legendäre Wallfahrt neu.
Stefan Schöch
Autor:Lydia Kaltenhauser aus Tirol | TIROLER Sonntag |
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