Mit der Fastenzeit starten in vielen Pfarren wieder Exerzitien im Alltag. Irene Weinold erklärt, warum es sich lohnt, sich darauf einzulassen und gibt Tipps zum Durchhalten
Gestärkt den eigenen Weg gehen

rene Weinold (54), ist Fachreferentin der Diözese Innsbruck für Spiritualität, Exerzitien im Alltag und geistliche Begleitung. Sie studierte Theologie und Mathematik in Graz. 2019 hat sie zusätzlich ein Masterstudium in Fribourg (Schweiz) in „Ignatianischen Exerzitien und geistlicher Begleitung“ abgeschlossen. Sie ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.   | Foto: Lydia Kaltenhauser
  • rene Weinold (54), ist Fachreferentin der Diözese Innsbruck für Spiritualität, Exerzitien im Alltag und geistliche Begleitung. Sie studierte Theologie und Mathematik in Graz. 2019 hat sie zusätzlich ein Masterstudium in Fribourg (Schweiz) in „Ignatianischen Exerzitien und geistlicher Begleitung“ abgeschlossen. Sie ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.
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Was sind Exerzitien im Alltag und wie unterscheiden sie sich von anderen Exerzitienformen?
Irene Weinold: Die TeilnehmerInnen bleiben mitten in ihrem Alltag und gewohnten
Lebensumfeld. Man nimmt sich jeden Tag eine halbe Stunde Zeit für Reflexion und Gebet, das Begleitheft gibt Anregungen dazu. Einmal wöchentlich gibt es ein Gruppentreffen zum Austausch und mit Hinweisen der Begleitperson fürs Weitergehen.

Was „bringen“ Exerzitien im Alltag?
Weinold: Sie nehmen Tempo aus dem Alltag und helfen, sich auf das Wesentliche zu besinnen. Exerzitien sind eine Pause auf der Wanderung durchs Leben, eine Auszeit mit Gott. Jede Beziehung braucht Pflege und immer wieder besondere Aufmerksamkeit. Wenn man nur nebeneinanderher lebt und voll und ganz im Alltag aufgeht, hat man sich vielleicht irgendwann nichts mehr zu sagen. Dann ist es – auch in der Beziehung zu Gott – wichtig, neu in Kontakt miteinander zu kommen, sich gut zuzuhören, sich neu auf die Liebe einzulassen.

Ihr Tipp für Menschen, die unsicher sind, ob Exerzitien überhaupt etwas für sie sind?

Weinold: Einfach mal ausprobieren! Ganz wichtig ist, dass man in der Gruppe nichts sagen muss, denn davor haben viele Bedenken. Vielmehr ist die Gruppe eine große Hilfe, am Ball zu bleiben. Denn wenn man sich allein etwas vornimmt, ist es meist sehr schwer, durchzuhalten. Die Gruppe trägt und die vielen Sichtweisen sind eine Bereicherung. Alle sind gemeinsam unterwegs, jede/r kann ganz so sein, wie er oder sie ist. Es ist ein geschützten Raum für Fragen, Zweifel, Sorgen. Solche Orte, über den Glauben zu sprechen, sind sehr kostbar.

Welche Schwierigkeiten kann es dabei geben?
Weinold: Oft beginnt man mit großer Begeisterung, kann sie aber nicht durchhalten. Alltagstrubel oder Lustlosigkeit tun das Übrige. Da hilft es, Zeit und Ort zu fixieren. So muss man sich nicht immer wieder neu entscheiden. Schwierigkeiten bewusst anzuschauen, sich darüber austauschen, die eigene Sichtweise hinterfragen oder korrigieren, sind außerdem bedeutsame Schritte, um den eigenen Weg im Glauben und Leben zu finden.

Wie sind die vier Wochen strukturiert?
Weinold: Jede Woche steht ein anderes Thema im Fokus: Aufbruch, Wegerfahrungen, Begegnungen und der Weg an sich. Wichtig sind auch die Grundthemen für Exerzitien nach Ignatius von Loyola: Zunächst geht es darum, das Ziel in den Blick zu nehmen: „Ich bin von Gott geliebt“. Dann um eine grundsätzliche Neugier: „Wie ist dieser Gott, der mich liebt?“ – Gott in Jesus Christus besser kennenlernen. Wer lernt, das „Buch der Natur“ zu lesen, das uns Gott noch vor der Bibel geschenkt hat, erfährt auch viel über Gott. Am Schluss steht die Erkenntnis, dass unsere alltäglichen Erfahrungen und der Glaube untrennbar miteinander verbunden sind.

Was bedeuten Exerzitien für Sie persönlich?
Weinold: Den eigenen Weg mit Gott zu finden, ist herausfordernd. Aber es ist sehr beglückend, zu erfahren: Glaube ist nichts Abstraktes, sondern gelebte Beziehung.

Zur Sache

„Dem Leben trauen, weil Gott es mit uns geht. Pilgererfahrungen im Alltag“ ist das Thema der diesjährigen Exerzitien im Alltag in der Diözese Innsbruck. Begleitete Exerzitiengruppen gibt es in vielen Pfarren in ganz Tirol – von Assling bis Zirl. Die Teilnahme steht allen Interessierten offen.
Ausführliche Informationen mit allen Orten und Terminen, Einblick in das Begleitheft sowie Antworten auf häufig gestellte Fragen rund um Exerzitien gibt es auf der Themenseite
www.dibk.at/Exerzitien

Kontakt: Tel. 0512/2230-4102 oder irene.weinold@dibk.at

Autor:

TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

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