Glaube und Gerechtigkeit
Für ein gutes Miteinander
Manche gesellschaftlichen Entwicklungen machen mich betroffen. Nein, eigentlich nicht nur betroffen, sondern sie machen mir Angst. Vor Kurzem habe ich mit einer Freundin telefoniert. Sie lebt in Hamburg und arbeitet für einen Verein, der sich für Flüchtlinge einsetzt. Er vermittelt Mentoren, die den Geflüchteten zur Seite stehen, wo diese Unterstützung brauchen: bei Behördengängen, beim Deutschlernen, bei der Wohnungs- und Arbeitssuche. Als meine Freundin ihre Arbeit begann, gab es eine hohe Bereitschaft in der Bevölkerung, sich als Mentor zu engagieren, und sie erhielten viel Anerkennung für ihre Tätigkeit. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Die Mentoren müssen sich nun für ihr Tun rechtfertigen und wenn sie in der Öffentlichkeit für den Verein werben, sehen sie sich immer wieder Aggression und sogar Gewalt ausgesetzt. Das führt dazu, dass die Zahl der Mentoren abnimmt und es zunehmend schwieriger wird, Unterstützung zu erhalten. Doch nicht nur das. Meine Freundin erzählte außerdem, dass die AfD inzwischen im großen Stil begonnen habe, Vereine im Bereich der Flüchtlingsarbeit mit dem Vorwurf der „Gesellschaftsschädigung“ zu verklagen. Bisher verlieren sie diese Prozesse (noch), aber das Problem ist, dass sich die Vereine, die sich vielfach aus Spenden finanzieren, die Verteidigung nicht leisten können. Mehrere davon mussten daher bereits ihre Arbeit einstellen.
Für mich sind solche Entwicklungen höchst alarmierend. Und ich kann es auch nicht abtun mit „In Österreich ist das anders“, denn das glaube ich nicht. Ich glaube, dass es höchste Zeit ist, wachsam zu sein und die eigenen Handlungsspielräume zu nutzen. Sonst wiederholt sich Geschichte.
Autor:TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag |
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