Tertiarschwester Maria Hueber
Eine Pionierin der Frauenbildung in Tirol
Geboren wurde Maria Hueber 1653 in Brixen und wuchs in sehr ärmlichen Verhältnissen auf. Der Vater war früh im Krieg gefallen, die Mutter musste als Näherin die Familie ernähren. Die bemerkenswerte Geschichte einer Frau, die die Bildunglandschaft Tirols nachhaltig veränderte.
Ein Bericht von Andreas Raffeiner
Bemerkenswert ist, dass Maria von ihrer Mutter das Lesen und Rechnen lernte, wodurch sie sich, begabt wie sie war, selbst das Schreiben beibringen konnte. Als Maria alt genug war, begann sie als Dienstmagd in verschiedenen Häusern zu arbeiten, zuerst in Brixen, dann auch in Innsbruck und Salzburg. Sie erweiterte in dieser Zeit ihre intellektuellen und religiösen Kenntnisse. Es überrascht, dass Maria Hueber, obwohl sie nie eine Schule besucht hat, über ein weitaus besseres Bildungsniveau verfügte als die meisten Frauen ihrer Zeit und rege Briefkontakte pflegte.
Erste kostenlose Mädchenschule.
1677 trat Maria Hueber in den Dritten Franziskanischen Orden ein. Später kehrte sie, um ihre kranke Mutter zu pflegen, nach Hause zurück. Als diese 1696 starb, war Maria bereits über 40 Jahre alt – zu alt für einen Klostereintritt. Sie zog sich zunächst für ein kontemplatives Leben zurück, begann dann 1700 gemeinsam mit Regina Pfurner ein klösterliches Leben und gründete mit ihr die erste unentgeltliche Mädchenschule Tirols in Brixen. Neben den klassischen schulischen Fächern vermittelten sie auch Fertigkeiten in der Handarbeit und im Haushalt, um ihre Schülerinnen zu gebildeten, selbstständigen und lebenstüchtigen Frauen zu erziehen.
Tiefe Gottesbeziehung.
Beachtlich waren ihre tiefe Gottesbeziehung und ihr positives Gottesbild. Sie erlebte Jesus als mitfühlend, tröstend und liebevoll. Aus dieser engen Beziehung heraus war sie auch fähig, Schwierigkeiten und Leiden durchzutragen. Sie war aber keineswegs weltabgewandt. Ihre hohe Beziehungsfähigkeit, ihre feinfühlige Empathie und Vitalität lassen staunen. Sie muss eine äußerst warmherzige Frau gewesen sein, die zu tiefen Freundschaften fähig war und viele Menschen begleitete.
Schwierige Anfänge.
1700 gründete Maria Hueber die Gemeinschaft der Tertiarschwestern des heiligen Franziskus, bereits fünf Jahre später starb sie. Die anfangs noch kleine Gemeinschaft führte das Erbe Huebers jedoch gut weiter, wenn sie auch mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Sie betrafen vor allem die Auseinandersetzungen mit den Schulhaltern, die im unentgeltlichen Unterricht der Schwestern eine Konkurrenz sahen. Zwischen 1841 und 1851 wurden die ersten Filialen im heutigen Nordtirol gegründet, beginnend mit Schwaz und Hall. 1928 wurden die Niederlassungen in Nord- und Osttirol zu einer eigenen Provinz zusammengefasst, mit dem Provinzhaus in Hall in Tirol.
Heute sind die Schwestern vielfältig tätig: Neben dem Schulunterricht gehören auch Altenpflege und -seelsorge, Kindergarten- und Pastoralarbeit zu den Aufgaben.
Franziskanische Wurzeln.
Großen Wert legen die Tertiarschwestern auf die Pflege ihrer franziskanischen Wurzeln und das Evangelium als Quelle der Hoffnung. Maria Hueber ist ihnen dabei Vorbild. Das hat die Kirche auch offiziell bestätigt, indem Papst Franziskus ihr am 19. März 2019 den heroischen Tugendgrad zuerkannte. Die Schwestern bemühen sich, die Zeichen der Zeit zu deuten und nach dem Beispiel der Gründerin der Kongregation auf den Willen Gottes und das Wirken des Heiligen Geistes zu hören. « u www.tertiarschwestern.at
u Infos: Provinzhaus Hall,
Sr. Gertrud Schernthanner, Tel. 05223 57928;
Niederlassungen in Hall, Schwaz, Thaur,
Virgen, Götzens und Bolivien
Autor:TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag |
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