Die Corona-Pandemie zeigt in aller Deutlichkeit: Unser Leben ist von viel mehr Ungewissheit und Chaos durchzogen, als wir es im Alltag wahrhaben wollen. Umso mehr stellt sich die Frage, aus welchen Bausteinen sich eine tragfähige Entscheidung zusammensetzt.
Ich werde in dieser Artikelserie, inspiriert von Josef Maureder, drei Bausteine einer tragfähigen Entscheidung entfalten. Sie lassen sich mit folgenden Fragen ausdrücken: Was kann ich?
Was will ich?
Was soll ich?
Das Fundament.
Eine gelingende Wahl hängt damit zusammen, dass wir unseren Stärken und Schwächen Rechnung tragen. Denn diese bilden das Fundament, auf dem eine Entscheidung aufruht.
Das bedeutet: In allem, was Ihnen leicht von der Hand geht, woran Sie Freude haben, was Ihren Begabungen entspricht und was Sie sich im Lauf Ihres Lebens angeeignet haben – in all dem liegt ein Wink für eine gute Wahl. Wenn Sie die Potenziale berücksichtigen, die Sie in sich tragen, weckt dies Lebendigkeit und Freude. Eng damit verbunden: Sie geben das, was nur Sie zu geben vermögen. Sie verändern und bereichern Ihr konkretes Umfeld. Und das tut gut. Sie tun gut!
In einem bekannten Text von Marianne Williamson* heißt es: „Du bist ein Kind Gottes. Dich klein zu machen nützt der Welt nicht. Es zeugt nicht von Erleuchtung, sich zurückzunehmen, nur damit sich andere Menschen um dich herum nicht verunsichert fühlen. Wir alle sind aufgefordert, wie die Kinder zu strahlen. Wir wurden geboren, um die Herrlichkeit Gottes, die in uns liegt, auf die Welt zu bringen. Sie ist nicht in einigen von uns, sie ist in jeder und jedem. Und indem wir unser eigenes Licht scheinen lassen, geben wir anderen Menschen unbewusst die Erlaubnis, das Gleiche zu tun.“
Marianne Williamson deutet die Größe und Schönheit jedes Menschen religiös: Alle verdanken sich einem göttlichen Ursprung. Allen wohnt ein göttliches Licht inne. Es ist jeder und jedem anvertraut, das eigene Licht leuchten zu lassen und – auch dadurch – andere zu ermutigen, ihr Licht zum Strahlen zu bringen. Wo das geschieht, verwirklicht sich die neue Welt Gottes, für die Jesus eingetreten ist.
Entscheidungen treffen aus ganzem Herzen. Zu Recht wird dem Christentum vorgeworfen, dass es Menschen im Namen einer falschen Demutsforderung kleingemacht hat, insbesondere Frauen. Wenn sie aus der Masse heraustraten, wurde ihnen Stolz vorgeworfen – und auf diese Weise die göttliche Dimension in ihnen verneint. Als ob Gott umso erhabener würde, je armseliger der Mensch über die Erde kriecht ... Doch dies steht ganz und gar im Widerspruch zur Bibel und zu allen großen spirituellen Traditionen!
In meiner Seelsorgearbeit gehört es für mich zu den schmerzhaftesten Momenten, wenn ich erfahre, dass Menschen im Namen des Glaubens oder der christlichen Moral zurechtgestutzt worden sind oder kleingehalten werden. Und es zählt zum Schönsten, wenn ich dazu beitragen kann, dass Menschen Entscheidungen treffen und leben aus ganzem Herzen, mit ganzem Verstand und mit ganzer Kraft.
(vgl. Markus 12,30ff.)
Autor:TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.