Seelsorgeraum Stubai:
Das Andenken wahren und nach vorne blicken

Seelsorgeraum-Kurator Leo Hinterlechner bei der Gedenkstätte für Augustinus Kouanvih, der seit dem Murenabgang in der Nacht vom 22. auf den 23. Juli 2022 offiziell als vermisst gilt. | Foto:  Hölbling
  • Seelsorgeraum-Kurator Leo Hinterlechner bei der Gedenkstätte für Augustinus Kouanvih, der seit dem Murenabgang in der Nacht vom 22. auf den 23. Juli 2022 offiziell als vermisst gilt.
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Eineinhalb Jahre ist es her, dass Pfarrer Augustinus Kouanvih im Stubaital vermutlich von einer Mure getötet wurde. Diakon Leo Hinterlechner erzählt, wie die Erinnerung an ihn weiterlebt.

„Ich bringe Farbe ins Tal“, soll Pfarrer Augustinus einmal gesagt haben, mit einem verschmitzen Lächeln im Gesicht. So lebt im Stubai die Erinnerung an den aus Togo stammenden Priester weiter, der am 22. Juli 2022 bei einem Murenabgang tödlich verunglückt sein dürfte: „Er war einer von uns“, erinnert sich Diakon Leo Hinterlechner, Kurator im Seelsorgeraum Stubai. „Augustinus hatte viel Humor und hat die Herzen aller Menschen gewonnen, auch jener, die der Kirche fernstehen“. Betroffenheit
Große Betroffenheit und Ratlosigkeit herrschte in den Tagen nach dem Unglück, erinnert sich Hinterlechner. Weit über den Kreis der Gottesdienstgemeinde hinaus. In ganz Tirol wurde über den Murenabgang in Fulpmes berichtet, der das Auto des Pfarrers mitgerissen hatte. „Irgendwann hat ein Baggerfahrer auf dem Gemeindegebiet von Mieders und Telfes seine Aktentasche ausgegraben“, erzählt Diakon Hinterlechner. Von Augustinus selbst fehlt bis heute jede Spur.

Unterstzützung

Die Wochen und Monate nach dem Unglück seien „irritierend und krisenhaft“ gewesen, das Leitungsteam des Seelsorgeraums musste sich erst mit der Situation zurechtfinden. „Aber wir konnten mit viel Unterstützung rechnen, vom Dekanat bis hin zu Generalvikar, Bischof und Caritas“, so Hinterlechner. Bei einer Gedenkfeier ein Jahr nach dem Unglück zeigte sich noch einmal die große Verbundenheit mit dem beliebten Seelsorger. Mitglieder von Einsatzkräften, Vereinen , Vertreter von Politik und Kirche kamen ebenso wie zahlreiche Gläubige, auch aus dem Stanzertal, wo Augustinus elf Jahre lang Seelsorger war. Dort wurde sogar ein Benefizkonzert zugunsten eines Schulprojektes in Afrika durchgeführt, das Augustinus regelmäßig unterstützt hat.

Gedenkstätte

Eine Gedenkstätte wurde für Augustinus errichtet, in der Nähe jener Brücke, an der die Mure über die Straße getreten ist. „Ich fahre sehr oft hier vorbei und denke mir, dass der Ort gut gewählt ist, in einem Industriegebiet, direkt neben der Straße“, sagt Hinterlechner. Das passe zu Augustinus, „er war immer mitten im Leben, ganz nah bei den Leuten“. Begegnung
„Pfarrer Augustinus ist bis heute gegenwärtig in unseren Herzen und Gedanken“, bekennt Hinterlechner. Aber der Blick, sagt er, richte sich nach vorne. Die Struktur des Seelsorgeraums habe sich weiter gefestigt, in jeder Pfarre gibt es Verantwortliche, die sich um das Pfarrleben kümmern. „Der Seelsorgeraum“, so Hinterlechner, „ist wie ein Betriebssystem, damit die Programme in den Pfarren laufen.“ Entscheidend sei, was schlussendlich bei den Menschen ankomme: „Welche Begegnungsmöglichkeiten haben sie, welche Angebote können sie nutzen, wie können sie sich einbringen?“ Kurz vor Weihnachten schließlich kam ein Anruf von Generalvikar Roland Buemberger, mit einer erfreuliche Nachricht. Mit 1. September 2024 werde der junge Priester Fritz Kerschbaumer Pfarrer aller fünf Gemeinden im Seelsorgeraum (Schönberg, Mieders, Fulpmes, Telfes, Neustift).

Teamkultur

Worauf kann sich der neue Pfarrer freuen? Hinterlechner ist überzeugt: „Wir haben eine starke Teamkultur entwickelt und arbeiten sehr gut zusammen.“ Insgesamt neun hauptamtlich Angestellte umfasst das Team im Seelsorgeraum, ehrenamtliche in vielfältigen Diensten sorgen für ein lebendiges Pfarrleben. „Alle fünf Pfarren arbeiten sehr eigenständig“, so Hinterlechner. Der Pfarrer sollte also ein „Teamplayer“ sein. Ein gemeinsames und verbindendes Projekt im Seelsorgeraum sei der Pfarrbrief Stubai, an dem alle Pfarreien mitwirken.

Autor:

Walter Hölbling aus Tirol | TIROLER Sonntag

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