Das Pfingstbild der Heilig-Geist-Kirche in Hall
Bilder der Begeisterung
Alles wartet auf den Heiligen Geist? In der biblischen Apostelgeschichte ist nur wenig über die zurückgebliebene Jüngerschaft nach der Himmelfahrt Jesu bis zum Pfingsttag überliefert. Da waren „alle“ im Haus versammelt, als plötzlich vom Himmel her ein Brausen kam. „Zungen wie von Feuer“ erschienen und verteilten sich auf die Anwesenden.
Das Altarbild der Heilig-Geist-Kirche in Hall in Tirol versucht den Moment dieser Begeisterung anschaulich wiederzugeben. Es ist zu sehen, wie sich in einem engen, dunklen Raum – die Architektur ist im rechten Hintergrund angedeutet – in Rauchschwaden die Decke öffnet. Der Heilige Geist erscheint. Seit der Spätantike nutzen die Künstler dafür das Bild der Taube. Von ihr ist zwar im biblischen Text an dieser Stelle keine Rede, wohl aber von den Feuerzungen, die in diesem Moment vom Himmel kommen.
Fromme und Ängstliche
Der Tiroler Barockmaler Philipp Haller setzt genau den Augenblick in Szene, als die dreizehn Feuerzungen erscheinen. Noch sind diese nicht auf den Köpfen verteilt oder in den Köpfen angekommen. Dicht gedrängt sitzen die zwölf Apostel rund um Maria. Ganz so explizit werden die Beteiligten in der Bibel aber nicht aufgezählt. Konkret lassen sich die Gestalten auch auf dem Bild nicht identifizieren. Allerdings sind deutlich dreizehn unterschiedliche Emotionen zu erkennen, die der Maler bewegend auf die Leinwand bannt: Ängstliche Gesichter, fromme Mienen, erschrockene Gesten, bedächtige Züge. Eine Figur im Vordergrund ist in der Lektüre vertieft und scheint das Geschehen noch gar nicht mitzubekommen. Die Begeisterung wird auf unterschiedliche
Charaktere treffen.
Mutter Kirche
Im Zentrum leuchtet die weibliche Gestalt. Ist es also eindeutig die Gottesmutter Maria im Kreis der Apostel? Oder ist sie auch die Personifikation der Mutter Kirche, die in diesem Moment an Pfingsten das Licht der Welt erblickt?
Dem Heiligen Geist geweiht
In Hall in Tirol wurde außerhalb der Altstadt im 14. Jahrhundert ein Spital gegründet. Wie bei vielen mittelalterlichen Spitälern – wohl stilbildend das berühmte Spital Santo Spirito in Sassia in Rom – wurde die dazugehörige Kirche dem Heiligen Geist geweiht. Die Spitalskirche in Hall wurde nach dem Erdbeben 1670 neu errichtet. Heute dient sie den Tertiarschwestern als Klosterkirche. Der wertvolle barocke Hochaltar mit den
charakteristisch gedrehten Säulen birgt ein Bild der Begeisterung:
Das Altarbild von 1727 stammt vom Innsbrucker Maler Philipp Haller (1698 bis 1772).
Es zeigt den unmittelbaren Moment der Herabkunft des Heiligen Geistes.
Stefan Schöch
Kunstbeauftragter der Diözese Innsbruck
Autor:TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag |
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