Weihnachtsgedanken von Sr. Pauline Thorer
Die Steppe soll blühen
„Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen, die Steppe soll jubeln und blühen. Sie soll prächtig blühen wie eine Lilie, jubeln soll sie, jubeln und jauchzen. Die Herrlichkeit des Libanon wird ihr geschenkt, die Pracht des Karmel und der Ebene Scharon. Man wird die Herrlichkeit des Herrn sehen, die Pracht unseres Gottes.“ – So lesen wir beim Propheten Jesaja im 35. Kapitel.
Wie es mir mit diesen Worten geht?
Wenn ich diese schönen Bilder des Propheten Jesaja vor Augen habe, dann spüre ich einen großen Kontrast zu dem, was wir in unserer Zeit – in vielen Bereichen – erleben: Kriege, Pandemie, Klimakrise, existentielle Nöte, gestörte Beziehungen, Hunger, Krankheit und Tod, Fluchtbewegungen, … mit all ihren folgeschweren Auswirkungen auf das Leben der Menschen im Kleinen, aber auch in der großen Weltgemeinschaft.
In diese Situation hinein sagt uns der Prophet heute diese schönen Bilder zu. Sie wecken in mir eine große Sehnsucht. Wenn uns das, was in ihnen zum Ausdruck kommt, von Gott her zugesagt wird, dann handelt es sich um eine Verheißung.
Damit wird es zum Ernstfall meines Glaubens. Traue ich Gott zu, dass die Wüste in uns und um uns wieder zum Blühen kommt? Gott hat nicht versprochen, dass dies mit einem Male passieren wird. Und so gilt es, hinzuschauen auf kleine Zeichen, die mir im Alltag etwas von dem erahnen lassen, was uns da zugesagt wird.
Es hilft mir, näher hinzuschauen, welche Zeichen ich in all der Not entdecken kann:
- Die Menschen in der Ukraine mit ihrem so großen Lebenswillen, der ihnen hilft, auch in den gewaltigen Herausforderungen, denen sie ausgesetzt sind, nicht aufzugeben. Übrigens glaube ich fest daran, dass eines Tages auf den Feldern der Ukraine, die zunächst entmint werden müssen, wieder Weizen angebaut wird. Er wird nicht nur die Menschen in der Ukraine nähren, sondern viele Menschen aus anderen Ländern vor dem Hungertod retten.
- Menschen, denen die Not so vieler flüchtender und aus ihren Häusern vertriebener Menschen nicht gleichgültig ist. Sie mühen sich in großer Solidarität und mit viel Engagement an verschiedenen Orten um Hilfe.
- Menschen, die trotz vieler Rückschläge sich einsetzen, damit auch die Generationen nach uns noch Lebensmöglichkeiten auf dieser Erde vorfinden.
- Menschen, die unter dem Einsatz ihres Lebens auf die Straße gehen, um für Freiheit und Gerechtigkeit aufzustehen.
Und so sehe ich:
Dieses Blühen hat immer mit Menschen und mit deren konkretem Einsatz zu tun – auch mit einem eigenen. An Weihnachten ist Gott in Jesus Christus Mensch geworden. Sollen sich die Bilder des Propheten Jesaja erfüllen, müssen wir ernst machen mit dem Menschwerden. So lasst uns mit dem Kommen Christi in unsere Welt „rechnen“!
Sr. Pauline Thorer
Generaloberin der Barmherzigen Schwestern Innsbruck
Autor:TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag |
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