Zu Besuch bei Friseurin Olga Unterwainig
Liebe auf den ersten Schnitt

Organisierte kürzlich eine Wallfahrt der Osttiroler Friseurinnen: Olga Unterwainig – hier in ihrem Lienzer Salon.    | Foto: Rosenkranz
  • Organisierte kürzlich eine Wallfahrt der Osttiroler Friseurinnen: Olga Unterwainig – hier in ihrem Lienzer Salon.
  • Foto: Rosenkranz
  • hochgeladen von Gilbert Rosenkranz

Olga Unterwainig machte immer schon gerne bei Friseuren Halt. „Seit meinem 8. Lebensjahr wusste ich, dass auch ich einmal dieses Handwerk lernen möchte“, erzählt sie. Wir sitzen in ihrem Lienzer Salon. Alles hat hier seinen Platz: Handtücher, Scheren, Bürsten in allen Größen, Duftwasser, Shampoo…

43 Jahre ist Olga Friseurin, ein Beruf, den sie über alles liebt. Mit Haut und Haar geht sie darin auf. Ablesen lässt sich das am Meisterbrief, der an der Wand hängt und den hohen Anforderungen, die sie an sich stellt. Denn abgesehen von der handwerklichen Kunst gehe es in diesem Beruf um menschliche Künste wie Einfühlungsvermögen, gutes Zuhören und absolute Verschwiegenheit. „Alles, was die Menschen mir erzählen, bleibt im Salon“, meint sie. Und da ist über die Jahre viel zusammengekommen. Von allem ist etwas dabei: Schicksalsschläge, Krankheiten, Familienprobleme… Mit den Geschichten, die sie über die Jahrzehnte erzählt bekommen hat, könnte sie Bände füllen. Zu tun hat das auch damit, dass Olga Termine nur einzeln vergibt. Und davon gibt es mehr als genug. Manche dauern bis zu drei Stunden, je nach Frisur und Behandlung. Es gehe ihr darum, „die Menschen äußerlich aber auch innerlich schöner zu machen“. Friseurin zu sein, hält Olga Unterwainig für ein Geschenk vom Herrgott. Zu ihm hat sie großes Vertrauen. Dieses Vertrauen habe ihr immer geholfen – in der Ehe, in der Erziehung und als sie sich mit ihrem kleinen Salon selbständig gemacht hat. „Ich habe das alles nur mit Hilfe vom Herrgott geschafft. Jeden Abend denk ich mir das, wenn ich den Salon putze“, sagt sie mit klarer Stimme. So entschieden, dass kein Millimeter Platz bleibt für einen Zweifel. Eine besondere Kraftquelle ist für Olga die heilige Messe am Sonntag in der Pfarre St. Andrä. „Da danke ich für die vergangene Woche und bitte für die kommende“. Auch Wallfahrten stehen immer wieder in Olgas Terminkalender. Kürzlich hat sie eine solche organisiert: eine Wallfahrt der Osttiroler Friseurinnen nach Lavant mit Bischof Hermann Glettler. Lange hat sie diese vorbereitet. Als sie dann mit rund 300 Teilnehmer:innen zustande kam, war sie überglücklich. Nie hätte sie gedacht, dass so viele der Einladung folgen.

Wertschätzung mit Folgen
Dass sich so viele auf den Weg machten, hat mit einer zufälligen Bekanntschaft zu tun. Olga Unterwainig ging in der Lienzer Altstadt spazieren. In der Auslage einer Buchhandlung sah sie Hermann Glettlers neues Buch „Dein Herz ist gefragt“. Ein Titel, der sie ansprach. Genauso wie das Buch selbst, in dem sie zu ihrer großen Überraschung ein Kapitel fand, in dem der Bischof über Friseurinnen schrieb. „Ich habe noch nie so wertschätzende Worte über meine Arbeit gelesen“, erzählt sie. Auf den Dankesbrief an den Bischof folgte die Idee zu einer Wallfahrt, damit auch andere Berufskolleg:innen diese Wertschätzung erfahren können.

Dein Herz ist gefragt
Di. 4.6. | 20:00 Uhr
Innsbruck ORF Tirol, Studio 3,
Rennweg 14

Gesprächsabend
Bischof Hermann Glettler, die Osttiroler Friseurin Olga Unterwainig, die Geschäftsführerin des Verein Emmaus Gabriele Fischer und Fitnesstrainer Gerhard Ausserlechner diskutieren über aktuelle Entwicklungen in unserer Gesellschaft. Sie fragen nach Wegen, wie Ausgrenzung und Diskriminierung vermieden und eine herzhafte Kultur des Miteinander gefördert werden kann. Musikalische Begleitung: Findling, Rum.
Eintritt frei. Spenden erbeten für den Sozialverein „Emmaus“.
Anmeldungen unter: studio3.tirol@orf.at oder 0512/5343-26220

Autor:

Gilbert Rosenkranz aus Tirol | TIROLER Sonntag

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ