Die Telefonseelsorge ist Ansprechpartner für Menschen, die sich mit der derzeitigen Situation schwer tun
Jetzt ist Fürsorge angesagt
Die Telefonseelsorge Innsbruck wird in den kommenden Wochen eine Anlaufstelle für viele Menschen sein, die sich schwer tun, mit den geänderten Lebensumständen zurecht zu kommen. Darauf weist die Leiterin der Telefonseelsorge Innsbruck, Astrid Höpperger, im Tiroler Sonntag-Interview hin.
„Die drastischen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus und die mediale Berichterstattung konfrontieren uns mit einer Situation, die außerhalb des bisherigen Erfahrungsbereiches liegt", so Mag. Astrid Höpperger. Mit zunehmenden Maßnahmen würden auch die Ängste der Menschen wachsen: „Die Maßnahmen sind wichtig für die körperliche Gesundheit und das Wohl der Gesellschaft, für die psychische Gesundheit mancher Menschen sind sie eine Herausforderung", betont Höpperger.
Gespräche helfen.
Neben der Angst, selbst zu erkranken, hätten viele Menschen auch Angst vor Arbeitsplatzverlust oder finanziellen Schwierigkeiten. „Die Ängste im Zusammenhang mit Corona rufen auch andere, alte Ängste hervor, etwa Angst vor Trennung und Einsamkeit, Verlust- und Zukunftsängste." Höpperger: „Die aktuelle, in vielem unkontrollierbare Situation erzeugt Stress." Wichtig sei es nun Wege zu finden, die Angst und Stress reduzieren. Was das für jeden einzelnen bedeute, sei individuell verschieden. „Für viele Menschen ist dies der Austausch, das Gespräch mit vertrauten Personen. Das Mitteilen dessen, was mich beschäftigt, was mich besorgt, das Hören, wie der andere mit der Situation umgeht und wie er sie sieht, kann die eigene Haltung relativieren." Und vor allem habe man das Gefühl, nicht allein mit seinen Ängsten und Sorgen zu sein. Insofern hält Höpperger es auch nicht für ratsam, Kontakte komplett zu vermeiden. Gespräche sind auch bei einem Waldspaziergang zu zweit, per Telefon oder Smartphone-Apps möglich.
Zeit der Selbstfürsorge.
Für viele Menschen sei auch Sport eine gute Möglichkeit, Stress abzubauen. Bewegung in der freien Natur lasse den Menschen durchatmen und weite den Blick, der sich durch diffuse Ängste oft verengt. Auch mit Entspannungsübungen zu Hause, einem warmen Vollbad, gutem Essen und guter Musik sowie Zeiten für Meditation und Gebet könne man für sich sorgen. Jetzt sei Selbstfürsorge angesagt, meint Höpperger. Vielleicht sei jetzt die Zeit für ein gutes Buch oder eine DVD gekommen, für die man sonst keine Zeit hat. Wer zu Hause bleiben muss und seine Tagesstruktur nicht durch die Arbeit außer Haus findet, sollte sich den Alltag zu Hause strukturieren. „Es kostet vielleicht Überwindung, aber es bringt auch Erfolgserlebnisse, wenn ein Schrank oder der Keller aufgeräumt, die Steuerunterlagen geordnet oder das Bad geputzt werden", so Höpperger.
Informationen kritisch auswählen.
Menschen, die sich leicht verunsichern lassen, rät Höpperger, nicht im Stundentakt Nachrichten zu hören oder sich viel mit den sozialen Medien zu beschäftigen. „Information ist wichtig, kann einen aber auch verrückt machen.“ Zudem würden vor allem in den sozialen Medien viele Beiträge kursieren, deren Wahrheitsgehalt nicht überprüfbar ist und die nur zur Verunsicherung beitragen. Wer sich informieren wolle, solle dabei auf bewährte und seriöse Medien vertrauen. Gelassenheit und Gottvertrauen. Auf der spirituellen Ebene könne die Situation auch lehren, dass der Mensch nicht alles unter Kontrolle haben kann und nicht alles machbar sei. „Gelassenheit und Gottvertrauen helfen, die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen und darauf zu vertrauen, dass alles gut wird“, so Höpperger.
142 – rund um die Uhr erreichbar
Die Telefonseelsorge Innsbruck ist kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Unter der Rufnummer 142 stehen erfahrene und ausgebildete MitarbeiterInnen für Gespräche zur Verfügung. Auch per E-Mail oder Chat ist die Telefonseelsorge erreichbar. Alle Kontaktdaten sind zu finden unter der folgenden
Internetadresse: www.telefonseelsorge.at
Autor:Walter Hölbling aus Tirol | TIROLER Sonntag |
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