10 Jahre Wadhüttl und Vinziherberge
Ein Dach für Mensch und Seele
Ein Wohnort für arme Armutsmitgrant/innen aus Rumänien oder Ungarn, ein Ort der Begegnung, ein Platz für großes Leid und noch größere Freude: Das Waldhüttl im Wald südlich von Innsbruck feierte am 8. Oktober seinen 10. Geburtstag mit einem großen Fest.
Sie wird Sarmale zubereiten, Krautwickel mit Polenta und Brennesselspinat. Ein traditionelles Festessen aus der rumänischen Küche. Amira (17) lebt seit zwei Jahren im Waldhüttl. Ihre 15 Monate alte Tochter ist hier zur Welt gekommen. „Ich habe eine gute Wohnung mit warmem Wasser und einer Toillette“, erzählt Amira. Etwas, das ihre Familie in Rumänien nicht hatte. Heute ist sie dankbar, dass sie in Innsbruck leben darf, gemeinsam mit ihrem Mann, der hier einen Job gefunden hat und ihren Eltern, die mit dem Verkauf der Straßenzeitung „der 20er“ ein bisschen Geld verdienen.
30 Bewohner.
Dankbar ist auch Jussuf Windischer, Obmann des Vinzenzvereins Waldhüttl. Vor zehn Jahren hat er seine Idee verwirklicht, einen Wohnort für Armutsmigrant/innen zu schaffen, die in Tirol als Zeitungsverkäufer, Musiker oder Gelegenheitsarbeiter ihr Glück versuchen. „Das Stift Wilten hat uns dieses Haus kostenlos zur Verfügung gestellt“, erzählt Windischer. Seither leben im Waldhüttl rund 30 Menschen, verdienen sich einen bescheidenen Lebensunterhalt und kümmern sich gemeinsam um Haus und Garten. „Wir haben keine Angestellten und erhalten keine Subventionen, alles wird in Selbstverwaltung erledigt“, so Windischer.
Viele Helfer.
Die Bewohner machen Reparaturen, pflegen Esel, Schafe, Hennen, Enten in kleinen Mini-Genossenschaften, pflanzen Kräuter und Gemüse an. Jedes Jahr kommen mehr als 500 Menschen, um im Waldhüttl zu feiern, mitzuhelfen, die Menschen zu besuchen. Viele Firmlinge besuchen das Waldhüttl und erhalten so Einblick in das Schicksal von Menschen, die mit viel weniger auskommen müssen als sie selbst.
Unterstützung.
Fast 1.000 Menschen zählen mittlerweile zum Freundeskreis des Waldhüttl. Vroni Windischer kümmert sich darum, dass dieser Kreis ständig wächst. Etwa drei Mal im Jahr berichtet sie per E-Mail über Freud und Leid im Waldhüttl und bittet bei Bedarf um Sach- oder Geldspenden. „Es ist schön, wie hilfsbereit die Menschen sind und wir sind dankbar für diesen Rückhalt“, freut sich Vroni Windischer. So konnte eine Nachmittagsbetreuung samt Mittagstisch für einen Buben finanziert werden oder ein Ausflug auf den Patscherkofel. „Für konkrete Anliegen ist die Unterstützung sehr groß“, freut sie sich. Und plant bereits den nächsten Ausflug: Wenn der Schnee weg ist, soll es im Frühjahr aufs Hafelekar gehen.
Beten und Feiern.
Jeden Samstag versammelt sich die Hausgemeinschaft zum ökumenischen Gebet. Es brauche diesen Tiefgang, um die Mühen des Alltags zu bewältigen, erzählt Jussuf Windischer. Letztlich aber überwiege die Freude und der Lobpreis, „weil das Leben so schön ist“. Und daher wird das 10jährige Jubiläum so richtig gefeiert. Denn, so Windischer: „Wo viel geweint wird, muss umso mehr getanzt werden“.
Autor:Walter Hölbling aus Tirol | TIROLER Sonntag |
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