5. Sonntag im JK, 9.2.2025: Martin Hochedlinger
Wir sind alle gesendet, um die Frohe Botschaft in die Welt zu tragen

- Die bekannte Fischer-Kanzel in der Pfarrkirche Traunkirchen (OÖ) erinnert an das Evangelium vom Sonntag.
- Foto: Günter Hofstätter
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Im Sonntags-Evangelium hören wir, wie Jesus zu Petrus sagt: „Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen.“ Diese Worte haben eine besondere Kraft und sind auch für mich persönlich sehr wichtig. Daher wollte ich sie ursprünglich als meinen Primizspruch auswählen. Aber als ich das meinen Freunden erzählte, lachten sie und sagten: „Martin, das klingt ja so, als würdest du – genau wie früher als Polizist – nun auch als Priester Menschen festnehmen wollen.“
Daher habe ich mich für den Psalm 23 entschieden: „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.“ Doch die Worte Jesu an Petrus begleiten mich bis heute. Sie zeigen, dass Jesus jeden von uns aufruft, ihm zu folgen – ganz und gar, ohne Angst. Der Auftrag Jesu „Menschen zu fangen“ bedeutet etwas ganz anderes als „Verbrecher fangen“. Er bedeutet „suchen und retten, was verloren ist“ (vgl. Lk 19,10). Als Krankenhausseelsorger darf ich nun kranken Menschen Mut machen, Traurige trösten, im Gebet Hoffnung weitergeben und vieles mehr.
Jesus ruft uns in ein neues Leben
Wenn Jesus uns ruft, lädt er uns ein, unser Herz für ihn zu öffnen. Er zeigt uns, dass unser Leben hier auf der Erde nicht alles ist, sondern dass mit ihm eine neue Zeit beginnt. Jesus ist gekommen, um uns von allem zu befreien, was uns fesselt und zurückhält. Er bringt uns die Botschaft vom Reich Gottes, von der Liebe seines Vaters, und er möchte, dass wir Teil dieser wunderbaren Wirklichkeit werden.
Doch dieser Ruf ist auch eine Herausforderung. Es bedeutet, „aufzubrechen“ – unsere gewohnten Sicherheiten hinter uns zu lassen. Und dabei ist es wichtig, „gehimmelt und geerdet“ zu bleiben: mit beiden Beinen fest im Leben stehen und gleichzeitig das Herz auf Gott ausrichten.
Petrus und die Apostel: ein mutiger Schritt. Schauen wir auf Petrus und seine Freunde. Es ist erstaunlich, wie sie auf den Ruf Jesu reagieren. Sie lassen alles liegen und stehen – ihre Netze, ihre Boote, ihren Alltag – und folgen ihm. Das Evangelium berichtet: „Sie zogen die Boote an Land, verließen alles und folgten ihm nach.“
Wer von uns könnte so etwas tun? Die Arbeit verlassen, die Familie hinter sich lassen und einfach einem fremden Mann nachfolgen? Das ist nicht leicht vorstellbar. Ich gebe zu: Auch ich hätte meine Schwierigkeiten gehabt.
Warum konnten die Apostel das? Weil sie spürten, dass Jesus ihnen etwas Großartiges schenkt: einen neuen Lebensweg. Seine Ausstrahlung, seine Worte, seine Liebe – all das hat sie zutiefst berührt. Sie erkannten, dass dieser Moment der Sinn ihres Lebens war, weil sie nicht einfach einem Menschen folgten, sondern dem Sohn Gottes.
Geerdet und gehimmelt bleiben
Die Apostel waren einfache Leute. Sie hatten keine besonderen Ausbildungen, keine Theologiestudien. Ihre Hände waren rau und zerschunden von der harten Arbeit. Doch genau diese Einfachheit machte sie offen für den Ruf Jesu. Sie waren Menschen, die mitten im Leben standen – geerdet und bodenständig. Gleichzeitig zeigte Jesus ihnen den Himmel: ein Leben, das auf Gott ausgerichtet ist, voller Hoffnung und Freude. Sie waren „gehimmelt“ – ihr Herz brannte für das Reich Gottes.
Diese Haltung ist auch für uns wichtig: geerdet zu bleiben, in unserer Familie, unserem Beruf, unserem Alltag, und gleichzeitig himmelwärts zu schauen, um Gott immer näher zu kommen.
Wir sind gesendet
Am Ende jeder Heiligen Messe hören wir die Worte: „Geht hin in Frieden.“ Auf Latein heißt es: „Ita missa est“ – Ihr seid gesendet. Das bedeutet: Die Messe endet nicht einfach, sondern sie ist ein Auftrag. Wir sind alle gesendet, um die Frohe Botschaft in die Welt zu tragen – in unsere Familien, unsere Arbeit, zu unseren Nachbarn und Freunden. Lasst uns diese Freude, die Jesus uns schenkt, mit anderen teilen; und vertrauen wir darauf, denn er wird uns auf unseren Wegen begleiten und immer wieder mit seinem Segen überraschen!
Zum Autor
Kanonikus Mag. Martin Hochedlinger wurde 1974 geboren und wuchs in Neustadtl auf. Nach einer Lehre wurde er Polizist. 2007 trat er in das Priesterseminar ein und studierte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Pölten. 2015 empfing Hochedlinger im Dom die Priesterweihe. Nach Kaplansjahren in Nöchling und Dorfstetten wurde er Moderator in Kirchberg/Pielach, Schwarzenbach und Frankenfels. Seit 2021 leitet er die Krankenhausseelsorge am Uniklinikum St. Pölten und wirkt als Priesterliche Mithilfe im Pfarrverband Böheimkirchen. Am 15. Jänner wurde Martin Hochedlinger in das Domkapitel aufgenommen.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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