30. Sonntag: P. Deffner
Mission in Kasachstan und die Zöllner

Endlose Weite, das halbe Jahr eisige Temperaturen: In Kasachstan, einem Land mit verschiedenen religiösen Traditionen, verkünden Missionare aus Österreich das Evangelium und helfen auch Menschen am Rand der Gesellschaft.
 | Foto: P. Eduard Deffner
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Das Wirken Mutter Teresas hat mir einen starken Impuls gegeben, der mich schließlich nach Kasachstan führte. Ein Land im Aufbruch, reich an Bodenschätzen, aber in dem viele Menschen leben, die davon wenig bekommen und die ein hartes Leben führen. Der Winter im Norden dauert das halbe Jahr und kann bis zu minus 40 Grad erreichen. Der Schnee kann ein Dorf Wochen von der Außenwelt abschneiden. Im Sommer müssen die Mittel für das ganze restliche Jahr beschafft werden.

Der Pharisäer in mir

Die Selbstgerechtigkeit des Pharisäers im Evangelium möchten wir sicher nicht in uns wissen und doch kann sie dort sein. So ist und war sie auch in mir – fast nicht wahrnehmbar. Sie tritt zuweilen bei unseren Schwierigkeiten zu Tage. Warum passiert mir das? Warum habe ich nicht Erfolg? Schauen wir genauer hin, dann sehen wir diese Selbstgerechtigkeit. Ich mache doch alles gut und versuche mit Gott zu leben. Ich bin doch in Ordnung – warum wird es nicht so, wie ich mir das wünsche? Was wünsche ich mir, wenn ich so denke? Sicher nicht das, was Gott mit mir letztlich vorhat.

Mutter Teresa kann uns da ein tiefes Vertrauen auf Gott schenken. Sie ging ohne Mittel und ohne auf ihre Karriere zu achten, dem Ruf Jesu nach, ihm bedingungslos zu dienen. Hingabe und nicht Heischen nach Anerkennung, war ihr Fundament. Der Glaube an Gott kann mir darin die Gewissheit geben, nicht falsch zu gehen. Wenn ich versuche Jesus zu lieben und dem Nächsten zu helfen, wird mir Gott immer geben, was ich nötig habe. Freilich muss ich dazu ein geordnetes Leben führen, mit den Pflichten, die ich gerade erfüllen soll. Manche sagen, dazu brauche es einen starken Glauben. Wer Gott durch materielle und geistige Hilfe für den Nächsten sucht – denn wir begegnen Gott dabei –, wird den Glauben bei sich und anderen gerade dadurch stärken.

Die Zöllner in Kasachstan

Der Zöllner im Evangelium ist auch überall. Auch ich war hoffentlich schon einer, der sich an die Brust geschlagen hat und sagte, Gott, sei mir Sünder gnädig. Nur wenn ich das zuerst tat, kann ich anderen helfen. In Kasachstan gibt es diese Zöllner auch. Natürlich haben sich die noch nicht alle an die Brust geschlagen, aber sie haben ihre Vergangenheit, ihre Sünden, ihre Verletzungen, ihr Leben ohne Gott. Ich möchte Ihnen ein paar Beispiele geben:
Ein Mann galt früher als der Dorfschläger und saß elf Jahre im Gefängnis. Die Menschen scheuten den Kontakt zu ihm. Er war ein Trinker, wie so viele hier. Als ich dann begann, ihn in seiner Hütte zu besuchen, in der er sich an einem Elektrokocher die Hände wärmte, redeten die Leute über mich. Was besucht ein Priester diesen Mann? Der begann den Katechismus zu lesen und betete. Als ich dann versetzt wurde, starb er drei Monate später erst 49 Jahre alt, aber ich konnte ihm Gott zeigen.

Dann eine sterbende alte Frau, die beichtete. In ihrer Jugend hatte sie abgetrieben. Jetzt findet sie zu Gott zurück – ein Geschenk, das niemand so erhoffen darf, aber es wurde ihr zuteil – eine Zöllnerin. Gott sei mir armem Sünder gnädig.

Ein ungetaufter Russe, der sich üblicherweise als orthodox betrachten sollte, interessierte sich für unsere Kirche. Wegen der schwierigen Verhältnisse gelang es ihm bisher nicht, sich auf die Taufe vorzubereiten. Durch persönliche Bekanntschaft konnte ich ihn im Glauben über ein Jahr unterrichten. Das beeindruckte ihn. Bei der orthodoxen Kirche wäre er, wie er mir sagte, ohne Vorbereitung sofort getauft worden.

Mission als Impuls für unser Leben – an allen Orten

Liebe Leserin, lieber Leser, Sie sind nicht in Kasachstan, aber Menschen wie diese gibt es überall. So kann die Mission im fernen Kasachstan auch Ansporn sein, den Menschen in Europa zu helfen. Mir und anderen schenkt das ein Leben mit Gott – denn Pha­risäer und Zöllner gibt es überall. Gott sei mir armem Sünder gnädig.

Endlose Weite, das halbe Jahr eisige Temperaturen: In Kasachstan, einem Land mit verschiedenen religiösen Traditionen, verkünden Missionare aus Österreich das Evangelium und helfen auch Menschen am Rand der Gesellschaft.
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P. Eduard Deffner | Foto: zVg
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Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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