20.Sonntag: Sr. Franziska Madl
Lieber an das Versprechen Jesu halten
Meinen Sommerurlaub durfte ich dieses Jahr in Schottland verbringen, einem wunderschönen Land mit sehr freundlichen Einwohnern und einer spannenden, durchaus schwierigen Geschichte. Die Reformation hat in Schottland besonders heftig gewütet. Zahlreiche zerstörte Kirchen und Klöster zeugen davon. Ihre Gerippe ragen als stille Zeitzeugen in den Himmel.
Wie so oft mischten sich auch in Schottland religiöse Anliegen mit politischen Bestrebungen. Die Verfolgten waren die Katholiken, die ihren Glauben nicht mehr praktizieren durften. Der schottische Reformator John Knox setzte sich für die Unterdrückung des Katholizismus und den Aufbau einer protestantischen Ordnung ein. Letztlich blieb kein Stein auf dem anderen, im wahrsten Sinne des Wortes. In der berühmten Kathedrale von St. Giles in Edinburgh, heute die Hauptkirche der Church of Scotland, sind in Vitrinen alte Schriftstücke ausgestellt. Eines davon besagt: „Die schottische Reformation entfernte den Glauben, dass Brot und Wein wirklich der Leib und das Blut Christi werden (Transsubstantiation), und erklärte es als blasphemisch, so etwas zu behaupten.“ Die katholische Lehre von der Realpräsenz als Blasphemie? Mitten in der wunderschönen mittelalterlichen Kathedrale von St. Giles empfand ich das als besonders schmerzhaft.
Wie kann er sein Fleisch zu essen geben?
Das Evangelium zum kommenden Sonntag hat mich sofort an diese reformatorischen Auseinandersetzungen erinnert. Das Johannesevangelium erzählt ja nicht einfach die Ereignisse im Leben Jesu nach, sondern ist bereits eine theologische Reflexion. Gerade deshalb hat es eine besondere geistliche Autorität. Jesus sagt hier von sich selbst: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, für das Leben der Welt.“ Schon da beginnen seine Zuhörer zu streiten und sagen: „Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?!“ Das klingt ja in der Tat absurd, wenn man es wörtlich nimmt. So kann es wohl kaum gemeint sein. Jesus wiederholt seine Aussage noch einmal und betont: „Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank.“ Diese Formulierung weist darauf hin, dass das Eucharistieverständnis bereits zu Zeiten der Abfassung des Johannesevangeliums ein Diskussionsthema gewesen sein muss. Es ist mehr als bloß eine Frage der Interpretation. Es rührt am Kern unseres christlichen Glaubens. In jeder Eucharistie, die wir als Glaubende gemeinsam feiern, tun wir nämlich genau das: Wir essen seinen Leib und trinken sein Blut in den Gestalten von Brot und Wein – und zwar explizit im Auftrag Jesu und „zu seinem Gedächtnis“. Die Messe ist mehr als eine bloße Erinnerung an ihn. Wenn wir tun, was er uns aufgetragen hat, ist er selbst in unserer Mitte gegenwärtig.
In jeder Eucharistie, die wir gemeinsam feiern, essen wir Jesu Leib und trinken sein Blut in Gestalt von Brot und Wein – zu seinem Gedächtnis.
Im Urlaub konnten wir auf der Isle of Skye einen kurzen Zwischenstopp bei der alten Brücke von Sligachan einlegen. Der Busfahrer erzählte uns eine Legende zu dem Ort: Wer mit dem Wasser des Baches dort sein Gesicht wäscht, dem schenken die Feen ewige Schönheit. Und wer das Wasser trinkt, dem wird ewiges Leben gewährt. Ich habe natürlich von dem Wasser dort getrunken, weil ich neugierig war und wissen wollte, wie es schmeckt. Es war herrlich klares Bergwasser, ähnlich einem Gebirgsbach in den Alpen und sehr erfrischend. Für das ewige Leben halte ich mich dann aber doch lieber an das Versprechen Jesu: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.“ Das erscheint mir deutlich zuverlässiger als alte schottische Feenmärchen. Und Blasphemie ist es ganz sicher auch nicht.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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