18.Sonntag: Pfarrer i. R. Karl Höllerer
"Lebensmittel für unsere Zeit"
Vor Jahren musste ich in einem Supermarkt auch Brot kaufen. Ich habe mir das leichter vorgestellt. Es gab etwa 35 Arten zur Auswahl. Ich war im Augenblick überfordert. Welches war das richtige, das gewünschte, das beste? Ich dachte: An vielen Orten der Welt wissen sie nicht, woher sie wenigstens e i n e Art nehmen.
Im Evangelium vom letzten Sonntag (Joh 6,1-15) haben wir von der Brotvermehrung gehört. Alle wurden satt. Dieses Satt-werden bezog sich auf ihren leiblichen Hunger. Den Vielen hat es gefallen, dass Jesus sie mit fünf Broten satt machen konnte. Und sie suchten ihn aufs Neue auf der anderen Seite des Sees. Dort sprach Jesus auch von einer anderen Seite des Satt-Werdens. Er sagte: „Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird.“(Joh 6,27) Spricht Jesus etwa von dem tieferen, inneren „Hunger“, den noch so viel Brot, noch so viel Erfolg, noch so viel Ansehen, noch so viel Spaß u. v. m. nicht satt machen können?
„Brot vom Himmel“
Wenn wir in einer stillen Stunde in uns hinein hören, da meldet sich diese Ur-Sehnsucht nach Leben, nach Glück, nach Sinn, nach Erfüllung. In der Bibel steht, wie Gott selber sein Volk auf der Wüstenwanderung mit dem „Brot vom Himmel“ vor dem Verhungern gerettet hat. Jesus erklärt denen, die ihm nachliefen: Auch dieses „Brot vom Himmel“ ist es nicht. Was aber sonst? Was meint Jesus mit der „Speise, die für das ewige Leben bleibt“(Joh 6,27)? Ja, es ist ein „Brot vom Himmel“, das der Vater gesandt hat. Und Jesus sagt noch dazu: Es ist ein Brot, das „der Welt das Leben gibt“ (Joh 6,33).
Und da kommt das Unerwartete: Jesus sagt „ICH BIN DAS BROT DES LEBENS. Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben“(Joh 6,35). Diese Antwort schlägt alles! Jesus selber ist es, der vom Himmel herabgekommen ist. Er ist der Sohn Gottes, das „Brot des Lebens“. Wir können sagen: ER ist d a s „LEBENSMITTEL“ für uns Menschen – auch für die heutige Zeit.
Warum können wir das sagen? Weil wir bei IHM finden, was uns leben lässt. Zwei entscheidende Dinge, die wir aus dem Leben Jesu kennen, möchte ich da herausheben:
1. Bei ihm ist Liebe zu Hause in tiefer Verbindung mit dem Vater im Himmel. Das heißt nicht „Ego“, nicht „Ich“ triumphieren, sondern der Blick auf die anderen, auch auf die Wichtigkeiten der anderen. Jesus hat es uns vorgemacht mit seinem Leben bis zur Lebenshingabe am Kreuz für uns Menschen.
Bei Jesus finden wir Orientierung. Er ist d a s Brot des Lebens, der auch uns zum Brot werden lässt ...
2. Bei ihm ist das „Klein-sein-Können“ zu Hause, das Einander-Dienen! Und zwar so, dass dem Gegenüber damit wirklich gedient ist. Wo diese Haltung in unserem Herzen Platz greift, da ist die Geburtsstunde von Friede und Versöhnung. Da kommt es zu einem neuen Mit- und Füreinander. Man könnte es auch nennen: „einander zum Brot werden“, d. h. einander den Hunger stillen in jeder Form und „genießbar-sein“ füreinander.
Wir stehen heute zugleich im Supermarkt der verschiedensten Meinungen, die durch öffentliche Medien bzw. Sozialen Medien herangetragen werden. Auch da können wir uns ganz schön überfordert fühlen: Was ist Fake? Was ist Fakt und trägt wirklich Leben in sich? Bei Jesus finden wir Orientierung. Er ist d a s Brot des Lebens, der auch uns zum Brot werden lässt füreinander und Leben schenkt über unsere Weltzeit hinaus.
Wenn wir bei der heiligen Messe Jesus aufnehmen im Brot des Lebens, dürfen wir bitten: Herr, schenk dich uns immerdar als „Lebensmittel“ für unsere Zeit!
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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