17. Sonntag: P. Alois Köberl OSB
Jesus gibt, was wir wirklich brauchen

Brotvermehrungskirche in Tabgha (Israel), Mosaik: Brote und zwei Fische.  | Foto: Berthold Werner/Wikipedia.org
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  • Brotvermehrungskirche in Tabgha (Israel), Mosaik: Brote und zwei Fische.
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Fünf sind geladen, zehn sind gekommen – gieß Wasser zur Suppe und heiß´ alle willkommen!“ Eine Erinnerung an meine Zeit als Pastoralassistent in der Dompfarre St. Pölten wird wach, in der ich dieses Sprichwort zum ersten (und nicht zum letzten Mal) von unserer Pfarrhaushälterin Margret Pöchhacker hörte.

Und sie lebte/lebt dieses Sprichwort: Egal zu welcher unmöglichen Tages- oder Abendzeit die hungrigen Überraschungsgäste – seien es Obdachlose oder Pfarrer und Pastoralassistent – auch kamen: Immer machte sie diese glücklich, indem sie etwas Köstliches aus ihrer Küche hervorzauberte.
Es ist eine Gastfreundschaft, die zum Segen wird. Das ist für mich Brotvermehrung!

Das bringt mich zu einer zweiten Erinnerung: Alle zwei Jahre fahre ich nach Taizé, wo im Sommer Woche für Woche zwei- bis dreitausend junge Menschen aus aller Welt zusammentreffen. Eingeladen von der ökumenischen Brüdergemeinschaft, dem Wort und Beispiel Jesu zu folgen und Schritte hin zu einer neuen Solidarität unter den Menschen im eigenen Alltag zu wagen.

Bezüglich des Essens stellen „Taizé-Neulinge“ sich da schon mal Fragen wie: „Ist eh genug da?“ oder: „Wird mir das auch schmecken?“ Das Essen in Taizé ist sehr schlicht und nicht immer mag jede und jeder alles. So beginnt innerhalb unserer Gruppe ein fröhlicher Tausch: „Mag wer mein Baguette? Ich hätte dafür ein Joghurt abzugeben!“, „Magst du deinen Keks nicht? Mein Käse wäre noch zu haben!“ Jeder wird satt. Es ist genug für alle da, weil wir aufeinander schauen. Das ist für mich Brotvermehrung!

Dankbar, genug zu essen zu haben

Eine dritte Erinnerung: Auf einem Bauernhof aufgewachsen, wurde vor dem ersten Anschneiden eines Brotlaibs auf diesen zuerst immer mit drei kleinen Kreuzen bezeichnet. Das mache ich auch heute noch so. Es soll verdeutlichen: Ich bin dankbar, dass ich genug zu essen habe, denn es ist nicht selbstverständlich. Und ich bitte, dass alle Menschen genug zu essen haben, dass keiner zu hungern braucht.
Sich durch Dank und Bitte unter den Segen dessen zu stellen, der alles Gute gibt: Das ist für mich Brotvermehrung!

Diese drei persönlichen Beispiele erinnern mich: Es sind die vermeintlich kleinen, unscheinbaren Zeichen, aus denen eine Haltung erwächst, die WUNDER-BARES bewirkt.
Wenn ich an das Evangelium dieses Sonntags denke, wo von der Brotvermehrung berichtet wird, dann trifft es für mich genau den Punkt: Wie aus „fast nichts“ auf wundersame Weise „ganz viel“ wird.

Wenn ihr festhaltet, was ihr habt, wird es immer weniger. Wenn ihr das Wenige, das ihr habt, weggebt, wird es immer mehr.

Zur persönlichen Ermutigung schlechthin wird mir dabei der Junge mit den fünf Broten und zwei Fischen. Denn oft frage ich mich, was ich denn als Einzelner mit meinen geringen Gaben angesichts der großen Herausforderungen unserer Zeit schon bewirken kann.

Bischof Klaus Hemmerle (1929-1994) schrieb dazu: „Der kleine Junge, der absolut nicht die Mittel hatte, die Geschichte zu ändern, aber der, weil er seine wenigen Mittel losließ und dem Herrn übergab, dann der Ansatzpunkt für das Wunder war.“
Könnte es also sein, dass es genügt, Jesus meine geringen Gaben hinzuhalten? Kann, wenn er sie segnet, sogar daraus ein (kleines) Wunder werden?
„Wenn ihr festhaltet, was ihr habt, wird es immer weniger. Wenn ihr das Wenige, das ihr habt, weggebt, wird es immer mehr, ganz gleich ob das Nahrungsmittel sind, Wissen, Zuneigung oder Liebe“, schreibt Henri J. M. Nouwens (1932-1996).

Jesus gibt, was wir wirklich brauchen: Er gibt sich selbst hin. So endet dann dieses Wunder auch nicht mit der Sättigung der Menschenmenge. Die „Reste“ lässt Jesus einsammeln und damit zwölf Körbe füllen.
Diese „Reste“ weisen für mich sogar noch mehr als die Speisung der Vielen selbst auf jene Fülle hin, die uns Gott bleibend schenken will. Und die sich ausdrückt in einer Gastfreundschaft, die zum Segen wird, weil genug für alle da ist, wenn wir aufeinander schauen. Und wir uns durch Dank und Bitte mit dem verbinden, der selber das Brot des Lebens ist (Joh 6,35).

Brotvermehrungskirche in Tabgha (Israel), Mosaik: Brote und zwei Fische.  | Foto: Berthold Werner/Wikipedia.org
Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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