Wort zum Sonntag - von P. Dr. Josef Lackstätter OSB
Fasten verbindet mit Gott und den Menschen

Fasten ist ein Weg, um unsere Verbindung mit Gott zu intensivieren. Es macht uns aber auch unsere Bedürftigkeit bewusst und befähigt uns, andere Menschen in ihrer Not besser zu verstehen.
 | Foto: Guillaume Poli/CIRIC/KNA
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Wie ist das: Fasten in Zeiten von Corona? Ist das nicht schon genug gefastet, mit all den Einschränkungen, die da hinzunehmen sind? Fasten heißt Buße tun. Buße soll mit Gott verbinden, sein Erbarmen auf uns herabziehen, wie es im Buch Jona so schön beschrieben ist. Eigentlich geht es dabei um Gemeinschaft mit Gott, mit der Quelle allen Seins, der Fülle des Lebens. Sein Erbarmen auf uns herabziehen, sich verbinden mit dem Leben: Das brauchen wir in diesen Tagen gerade besonders. Mit dieser Einstellung bekommt unser Fasten heuer eine besondere Kraft.

Für die 40-tägige Fastenzeit haben wir ein Vorbild: Jesus hat sich vor seinem öffentlichen Auftreten 40 Tage in die Wüste zurückgezogen: „Er wurde vom Satan in Versuchung geführt. Er lebte bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm.“ So heißt es ganz knapp im Markusevangelium.

Was ist der Sinn des Fastens?

Es geht nicht um Leistung. Es geht nicht um ein Besser-Sein als andere. Das fördert nur das Ego. Es soll vor allem die Liebe gestärkt werden: die Liebe zu sich, zu den Mitmenschen, zu Gott. Es geht um ein Sich-Zurücknehmen, damit das Eigentliche mehr Raum bekommt.

Fasten heißt weniger und einfacher essen, weniger Fleisch. Das hat einen ökologisch besseren Fußabdruck: Die Tierhaltung belastet die Umwelt sehr, sie verbraucht viel Wasser und trägt zu den Treibhausgasen bei.
Fasten kann auch sein, sich von Dingen zu enthalten, die einem nicht wirklich gut tun: Alkohol, Zigaretten, seine Zeit mit Spielen vertun, über andere schlecht reden usw. Das ist aber nur die äußerliche Seite des Fastens, die leibliche Seite.

Fasten schenkt Zeit,
vereinfacht das Leben
und vertieft es.

Es gibt dazu eine innerliche Seite: Fasten sollte zuerst ein Mehr-in-sich-Einkehren sein, sich aus dem Alltags-Getriebe etwas zurückziehen in sein Inneres, den Blick auf das eigene Leben richten und eine intensivere Beziehung zu Gott pflegen. Er ist immer da. Er ist die Quelle des Lebens und unseres Friedens. Die Verbindung mit ihm ist das wahre Lebenselixier. Aber seine Gegenwart geht oft unter im Getriebe des Alltags. Das Fasten soll uns eine Hilfe sein: besser bei uns zu sein und mit IHM die Verbindung zu vertiefen. Dazu kann auch das Lesen in der Heiligen Schrift, das Lesen guter Bücher helfen.

Beim Fasten erfahren wir auch die Not des Leibes. Das ist nicht leicht. Aber es ist gut, wenn unsere Bedürftigkeit sichtbar wird, dann können wir sie im Gebet vor Gott bringen. Und es hilft uns, die eigene Realität ganz klar zu sehen: Ich bin nur ein Mensch, schwach. Das kann helfen, sich etwas zu relativieren. Ich bin nicht der Größte, nicht der Stärkste. Ich muss es auch nicht sein. Das macht uns menschlich verträglicher, umgänglicher.
Die Erfahrung der eigenen Schwäche erleichtert es auch, Gott um Hilfe zu bitten, uns ihm anzuvertrauen. Auch in dem Bewusstsein: Einmal, wenn es um die letzte Stunde geht, wird mir alle Kraft und irdische Sicherheit genommen sein, dann kann ich nur mehr auf die Gnade des Herrn vertrauen, ihm mein Leben übergeben. Das kann ich jetzt schon machen und seine Hilfe erfahren, seinen Frieden und seine Freude.

Fasten verbindet mit Gott und den Menschen. Es fördert unsere Gesundheit, hilft dem ökologischen Gleichgewicht. Es stiftet Frieden und macht einem die eigene Realität bewusst. Man kann andere Menschen in ihrer Not besser verstehen, wird offener für sie und für den Willen Gottes im eigenen Leben. Fasten schenkt Zeit, vereinfacht das Leben und vertieft es. Es ist ein großer Gewinn. Das Fasten ist hart. Aber nichts Großes ist einfach und umsonst. Seien wir sicher: Gott schenkt uns mehr als wir geben. Er gibt uns sich und die Fülle des Lebens.

Fasten ist ein Weg, um unsere Verbindung mit Gott zu intensivieren. Es macht uns aber auch unsere Bedürftigkeit bewusst und befähigt uns, andere Menschen in ihrer Not besser zu verstehen.
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Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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