1. Sonntag 23: Pfarrer Hans Lagler
Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste
Mit dem Läuten ging die Religionsstunde in einer Volksschulklasse zu Ende. Da aber die Kinder mit einer Heftarbeit noch nicht ganz fertig waren, gab die Lehrerin eine kleine Hausübung auf. Da meldete sich ein Mädchen zu Wort und meinte: „Frau Lehrerin, die Aufgabe mache ich nicht, denn mein Papa hat gesagt, Religion ist nicht wichtig.“ „In wenigen Tagen ist Elternsprechtag, da soll dein Vater zu mir kommen“, lautete die Antwort der erfahrenen Pädagogin.
Am nächsten Schultag war wieder Religionsstunde. Das Mädchen wartete schon bei der Klassentür und als sie die Lehrerin kommen sah, sprudelte schon ein neuer Gedanke aus ihrem Kindermund heraus: „Frau Lehrerin, der Papa hat gestern Abend zu mir gesagt, Religion ist schon wichtig, aber nur für Kinder!“
Ist Religion wirklich nur für Kinder wichtig und für Jugendliche oder Erwachsene ein Randthema?
Die Taufe ist das Eingangssakrament, welches uns ein Leben als Christ ermöglicht.
Heute, am Fest der Taufe Jesu, werden wir in die Mitte unseres Glaubens geführt. Die Taufe ist ja das Eingangssakrament, welches uns ein Leben als Christ ermöglicht. Christ-sein kann ich lernen. Die Eltern versprechen bei der Taufe, dass ihr Kind durch sie Gott und die Menschen lieben lernen soll. Dieses Vorhaben, Gott und die Menschen zu lieben, ist ein Projekt für das ganze Leben und macht meiner Meinung nach Religion so wichtig für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Der Prophet Jesaja schildert uns in seinem Buch eine Person, die keinen Namen trägt. Er nennt sie einfach „Gottesknecht“. Die christliche Auslegung der heiligen Schrift des Alten Testamentes sieht in Jesus diese Anforderungen an diese unbekannte Persönlichkeit in vollkommenster Weise erfüllt. Wer aber seinen Glauben ernst nimmt, wird sich selber darin finden, als dieser Gottesknecht oder wie Maria sagt, als Magd des Herrn. (Lk 1,38)
Große Aufträge werden uns da mitgegeben. Dieser Gottesknecht bringt den Völkern das Recht, aber er schreit dabei nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen. (Jes 42,2) Es ist die leise Sprache der Liebe, welche die Herzen im Blick auf Gott und die Menschen verändern kann.
Dieser Gottesknecht erhält eine besondere Beauftragung. „Ich habe dich dazu bestimmt das Licht für die Völker zu sein, blinde Augen zu öffnen, Gefangene aus dem Kerker zu holen und alle, die im Dunkel sitzen, aus ihrer Haft zu befreien.“ (Jes 42, 6 f.) Dieser mutige Einsatz für andere gibt unserem Leben Sinn.
Pulsierende Kraft des Glaubens
Da wird die pulsierende Kraft des Glaubens angesprochen, die jede und jeder von uns in allen Phasen des Lebens in die Welt von heute übersetzen darf. Die eine hat die Fähigkeit, Kranken wirklich zuhören zu können, der andere hilft beim Nachbarn im Stall aus. Gott möchte uns an der Hand fassen, damit wir der konkreten Gegenwart des Jahres 2023 in die Augen sehen. Wir sind eingeladen, Menschen aus dem Kerker der Einsamkeit zu holen. Wir sind aufgefordert, dort Befreiung zu schenken, wo das Dunkel der Depression oder der Sorgen um sich greift.
Der Prophet Jesaja lädt uns ein, Botin und Bote der Freude zu sein. (Jes 61,2) Das ist im Grunde eine der wichtigsten Botschaften unseres christlichen Glaubens, da wir trotz aller Sorgen Menschen voller Hoffnung und voller Liebe sein sollen.
Das gilt nicht nur für andere, das brauchen wir alle auch selber. Wir alle benötigen ein freundliches Wort oder eine helfende Hand zu rechten Zeit. Merken Sie da, wie wichtig auf einmal Religion wird, da aus der Freundschaft zu Jesus Christus heraus viel Gutes bewirkt werden kann?
Die Bedeutung des Glaubens als ein tragendes Fundament für unser Leben wird heute am Fest der Taufe Jesu angesprochen. Wir spüren, dass Religion nicht nur für Kinder, sondern auch für Jugendliche und Erwachsene sehr sehr wichtig ist. Gehen wir daher in Gottvertrauen unseren oft so mühsamen Weg weiter, denn der Schöpfer des Himmels und der Erde fasst uns an der Hand. Er schenkt uns dazu seine Kraft und seinen Segen.
Autor
Mag. Johannn Lagler ist Pfarrer in Steinakirchen am Forst und geistlicher Assistent der Berufsgemeinschaft der Mesner.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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