1. Adventsonntag: Diözesanbischof Alois Schwarz
Advent – Zeit der Veränderung
Mit dem ersten Adventsonntag beginnt in der katholischen Kirche das neue Kirchenjahr. Die Kirche reiht sich in Bezug auf die Feiern der Gottesdienste einer eigenen Ordnung ein, die bewusst gewählt wurde. Nach den endzeitlichen Texten der vergangenen Wochen, zeigt sich nun am Beginn des neuen Kirchenjahres die Neuausrichtung auf das Leben. Mit dem ersten Adventsonntag beginnt die Adventszeit, die Vorbereitungszeit auf das bevorstehende Geburtsfest Jesu, dem verheißungsvollen Fest des Lebens.
Ein zentraler Gedanke des Weihnachtsfestes ist die Frage, wie unser Leben, das uns Menschen von Gott geschenkt wurde, fruchtbar werden kann.
Die Texte zum ersten Adventsonntag fordern uns deshalb heraus, das Thema „Fruchtbarkeit“ in den Blick zu nehmen, um damit in die heilige Zeit des Advents, einer Zeit der Veränderung eintauchen zu können. Im Buch des Propheten Jeremia heißt es dazu: „Siehe, Tage kommen – Spruch des Herrn –, da erfülle ich das Heilswort, das ich über das Haus Israel und über das Haus Juda gesprochen habe.“ (Jer 33,14-15a)
So hören wir es in der ersten Lesung. Gott der Herr ist es, der uns das Heil zuspricht und zwar damit, dass er Wachstum und Reichtum prophezeit – allerdings: Die Grundrechenarten Gottes messen nicht in Zahlen und Statistiken, sondern gehen von dem Unberechenbarem, der Liebe unseres Herzens, aus.
In der zweiten Lesung wird dieses Wachsen dann von Paulus im Brief an die Gemeinde in Ephesus ausformuliert. Paulus spricht von der Art des Wachsens, wenn er schreibt: „Der Herr lasse euch wachsen und reich werden in der Liebe zueinander und zu allen, wie auch wir euch lieben,“ (1 Thess 3,12a)
Am ersten Adventsonntag werden wir Menschen an das Heilswort unseres Gottes erinnert, der uns in die wachsende und reifende Liebe zueinander führen möchte. Gleichzeitig aber haben wir Christinnen und Christen einen Gott, der uns dieses Wachsen in einer großen Freiheit ermöglicht. Dann, so dürfen wir gewiss sein, werden wir hineingehoben in SEIN Heil.
Im Zugehen auf das Weihnachtsfest wird uns in den Schrifttexten vermittelt, dass wir einen lebensspendenden Gott haben. Aus dieser Hoffnung leben wir besonders am Beginn und in den Tagen des Advents, nämlich mitten hinein in die Dunkelheit dieser Zeit. Wir erwarten die Geburt unseres Herrn Jesus Christus, der uns durch sein In-die-Welt-Kommen das göttliche Leben, also Gott selbst durch sein Leben, schenkt.Weihnachten als Fest des Friedens erleben wir dann, wenn wir einander in Liebe verbunden sind.
Das Evangelium erinnert uns daran, dass wir uns dessen bewusst werden dürfen, was Gott für uns erdacht hat bzw. welches Leben er uns gewünscht hat. Was immer im Außen auch geschieht, was uns Angst und Sorgen bereitet, was uns klein macht und abwerten versucht, gilt es zu überdenken. Die Zeit des Advents ist die Möglichkeit fernab von der Hektik und dem geschäftigen Treiben des Alltags – in den Auszeiten für die Seele, den Weg zu finden, wer wir in Wahrheit sind.
Der Advent lädt uns ein, zu entdecken, dass wir Menschen in unserem tiefsten Innersten von Gott geliebt, erfüllt, gut, lebendig und in Gott frei sind. Mit diesen Gedanken werden wir jede Dunkelheit des Lebens bestehen können, wenn wir mit dem Evangelisten Lukas unser Leben aus diesem Bewusstsein neu entdecken lernen.
„Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen; (…)Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“ (Lk 21,26.28). Die Botschaft, aus der wir Christinnen und Christen leben dürfen heißt nicht, klein und leblos zu werden, sondern in großer innerer Freiheit furchtlos und mutig dem Leben, das mit Jesus Christus aus Gott in die Welt kommen wird, entgegen zu gehen. Der Advent lädt uns dazu ein, Tag für Tag das Leben zu entdecken und Schritt für Schritt größer zu werden, zu wachsen in der Liebe zueinander. Die Welt braucht genau diese Liebe der Menschen, mehr denn je.
Wenn das Herz verbittert und erkaltet ist, wenn es in unserem Leben um Macht und äußere Dinge geht, wenn wir uns im Leistung erbringen verloren haben, dann wird Weihnachten ein Fest des Leistbaren bleiben. Weihnachten als Fest des Friedens erleben wir dann, wenn wir einander in Liebe verbunden sind. Im Bewusstsein dessen, wer wir Menschen von Gott gedacht sind, bekommt das Weihnachtsfest eine neue Qualität, durch die uns viel Stress und Oberflächlichkeit erspart bleiben werden. Einen gesegneten Advent wünsche ich allen Leserinnen und Lesern!
Autor: Diözesanbischof Alois Schwarz
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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