Von Senioren - für Senioren:Walter Fenninger
Die Stunden im Garten Getsemani

Ich bin im kleinen Yspertal, dem romantischsten Nordsüdtal des Waldviertels, aufgewachsen. Im Konvikt des Stiftsgymnasiums Melk erhielt ich erste religiöse und weltanschauliche Prägungen durch die Studentenverbindung Nibelungia und die Bibelrunden des erst jüngst verstorbenen Altabtes Burkhard Ellegast.

Intensive nächtliche Erfahrung

Lange Jahre lebte ich nach der Matura ferne von Gott und Kirche. Eine intensive nächtliche Erfahrung 1975 – ich hatte das Gefühl, es sei eine zweite Person im Haus, in dem ich vollkommen allein schlief, ließ mich ab dem nächsten Morgen – bis heute – zur täglichen Schriftlesung greifen; damals mit Hilfe der „Abschnitte-Tageslesungen zum Neuen Testament von Jörg Zink und Ludger Schenke“, heute mit „Mit der Bibel durch das Jahr 2022“.
Im Jahr 1978 lernte ich die Glaubensbriefe des Dr. Herbert Madinger kennen, die mir viele Antworten auf meine Fragen gaben. 1983 vollzog ich im Rahmen eines Einführungsseminars der Charismatischen Gemeindeerneuerung eine Tauferneuerung, was meinen Glaubensweg bis heute intensiv beeinflusst.

Extrem beschwerlich

Die Nacht vom Gründonnerstag zum Karfreitag 1996 verbrachte ich im Garten Getsemani in Jerusalem. Es war extrem beschwerlich: Ich konnte nur stehen oder herumgehen. Vom nahen Bach Kedron kam fürchterlicher Gestank; von der Kirche der Nationen stundenlanger Lärm von der Liturgie. In dieser Nacht und später noch einmal an Hand der Szene im Garten Getsemani im Film „Die Passion Christi“ setzte ich mich mit der Entscheidung Jesu auseinander: sein Ja zum Tod am Kreuz und zu allem Leid und aller Folter auf dem Weg dorthin. In der letzten Phase der österlichen Bußzeit tritt genau diese Erinnerung in unser Leben – heuer noch multipliziert durch die Pandemie und den Überfall auf die Ukraine und die damit verbundene Destabilisierung der gesamten Welt.
Die Gemeinschaft der Christinnen und Christen vor Ort ist mir sehr wichtig. Deswegen arbeite ich im PGR mit und organisiere am Pfingstmontag auch den Ökumenischen Gottesdienst in unserer Pfarre.

Im Blick auf Ostern

Im Blick auf Ostern: Was bedeutet uns Menschen und den vielen Mitgliedern christlicher Kirchen die Erinnerung an Jesu Tod und Auferstehung? Bekräftigt nicht genau die Erfahrung der „Welt“ das Ostergeschehen? Gewalt gebiert Gewalt, Hass erzeugt Hass. Von Jesus empfangen wir die Kraft zu Vergebung und Verzeihung, den wichtigsten Grundlagen für den Frieden.

Nützen wir die österliche Bußzeit für ein seelisches Großreinemachen, um in der Osternacht bewusst die Gnade der Tauferneuerung zu empfangen.

Dieser Beitrag erscheint im Rahmen einer Zusammenarbeit mit der Senioren-Pastoral der Diözese St. Pölten.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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