Waldensteiner Kapelle mit großer Wallfahrer-Tradition

Foto: Othmar Nowak

Waldenstein. Das Franz-Müllner-Marterl in der Pfarre Waldenstein ist wahrscheinlich vor 1800 errichtet worden und zwar an einer wichtigen Wegkreuzung. Es hat für die Wallfahrtstradition und für das Totengedenken eine große Bedeutung.

Um 1880 hat der damalige Besitzer Michael Fuchs die beiden Kastanienbäume gepflanzt, welche wegen Gefahr um 2000 gefällt werden mussten. Der Kapellenbildstock war damals kleiner als heute und aus Natursteinen gemauert. Am 8. Juni 1930 wurde die von Landwirt Franz Müllner vollständig umgebaute Kapelle an der Neusiedler Straße eingeweiht. Müllner hat auch ein weiteres sehenswertes Kleindenkmal errichtet, nämlich ein Gartenkreuz. Der Grund dafür war, dass er dankbar war, im Ersten Weltkrieg nicht zum Militär einrücken zu müssen.

Zurück zur Kapelle: Im Inneren befindet sich eine Pieta aus Holz. Um einem Diebstahl vorzubeugen, ist meist eine Lourdes-Marienstatue aus Gips aufgestellt. Bis zum Jahre 1939 wurden die Wallfahrtsscharen, die zu Fuß aus dem südlichen Waldviertel und aus Oberösterreich kamen, vom Ortspfarrer beim Müllner-Marterl mit einer kleinen Muttergottes, die von vier Wallfahrerburschen getragen wurde, abgeholt.

Die Toten aus Klein-Ruprechts, Groß-Neusiedl, Zehenthöf und Groß-Reichenbach wurden bis 1970 von den Verwandten und Dorfbewohnern in einer Prozession bis zum Müllner-Marterl gebracht und vom Pfarrer, dem Mesner, den Ministranten und dem Kirchenchor abgeholt. Nach der Einsegnung und dem Singen eines Liedes wurden die Toten in die Kirche zum Requiem begleitet. Heute wird die Kapelle von Silvia Müllner betreut.

Seit Menschengedenken führt die Fronleichnamsprozession der Pfarre Waldenstein zum Müllner-Marterl, weil dort alljährlich der erste Fronleichnam­saltar errichtet und geschmückt wird. In der Pfarre verbindet man die Kapelle also mit wichtigen Traditionen.

„Kapellen – Marterl – Kreuze“ ist eine Kirche bunt-Reihe, in der Geschichten von Kleindenkmälern vorgestellt werden.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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