Serie „Kapellen – Marterl – Kreuze“
Rätsel um „Koller Kreuz“ detektivisch gelöst

Gottfried Grabensteiner, der viele Kleindenkmäler erforscht hat, und Alfred Semper von der Dorfgemeinschaft Kotting mit dem „Koller Kreuz“. | Foto: Familie Semper
  • Gottfried Grabensteiner, der viele Kleindenkmäler erforscht hat, und Alfred Semper von der Dorfgemeinschaft Kotting mit dem „Koller Kreuz“.
  • Foto: Familie Semper
  • hochgeladen von Wolfgang Zarl

Von St. Pölten kommend, kurz vor Ober-Grafendorf, kann man im kleinen Ort Kotting einen großen Kapellenbildstock entdecken, der unter dem Namen „Koller Kreuz“ bekannt ist und wo gerne Maiandachten gefeiert werden. Zuletzt wurde es 2019 renoviert. Es ist ein „Juwel“, weil es als ältester Kapellenbildstock in der Gemeinde und zugleich als Symbol für den Volksglauben gilt.

„Jedes Marterl hat seine Geschichte, keines steht ohne Grund in der Landschaft“, sagt Gottfried Grabensteiner, der über mehrere Jahre lang über hundert christliche Kleindenkmäler in Ober-Grafendorf und Böheimkirchen erforscht hat. Entstehungs-, Bau- und Wundergeschichten und Fotos finden sich in der Broschüre „Kleindenkmäler in Ober-Grafendorf“ sowie auf der Website www.marterl.at. Vom Broschürenverkauf konnte Grabensteiner 1.020 Euro für die Sanierungskosten übergeben.

Die Frage, wie das „Koller Kreuz“ zum Namen kam, konnte er mithilfe des Diözesanarchivs St. Pölten klären: Ein Bauer aus Kotting Nr. 4 namens Michael Koller hatte eine Stiftung zur Erhaltung dieser Dorfkapelle errichtet. Diese scheint im Diözesanarchiv im Gedenkbuch der Pfarre auf und es wurde 1817 ein Akt dazu geschrieben. Später konnte Grabensteiner noch eruieren, dass diese Stiftung auch im Jahre 1809 schon aufscheint. Bei der weiteren Suche zu Bauer Koller wurde Grabensteiner von Karl Kollermann vom Diözesanarchiv unterstützt.

So konnten Kollermann und Grabensteiner das restliche Rätsel lösen: Die „Kollerische Kreuzsäule“ wurde bereits 1773 errichtet und am 10. Mai 1773 geweiht. Bauer Koller hat diese damals aus Danksagung für die Genesung seiner Frau Elisabetha nach schwerer Krankheit errichtet. Der Akt der damaligen Grundherrschaft der Pfarre Emmersdorf zitiert ihn: „… habe ich mich entschlossen, eine Kreuzsäule an der St. Pöltner Straße am Fuß eines meinen Hausackers zu Ehren der allerseligsten Dreifaltigkeit und der jungfräulichen Mutter Gottes Maria zu errichten, und solche mit den Bildnissen Maria Krönung und des heiligen Erzengel Michael zu zieren …“

„Kapellen – Marterl – Kreuze“ ist eine Kirche bunt-Reihe, in der Geschichten von Kleindenkmälern vorgestellt werden.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ