Der Pfarrer von Stein, Matthias Martin, ist Historiker
„Nur wer weiß, woher er kommt, weiß, wohin er geht“

Stein/Donau. „Das Verständnis wird besser, wenn man die Hintergründe kennt, etwa über das Wirken von Papst Pius XII.“, betont der Pfarrer von Stein, Matthias Martin. Auch dass die Wahl eines Bischofs in Salzburg anders ablaufe als in den anderen österreichischen Diözesen, habe konkrete historische Hintergründe. Sich mit dem Kontext auseinanderzusetzen, bedeute auch, dass nicht alles schwarz-weiß und zu einfach zu sehen sei, sondern differenzierter. Schon das Zweite Vatikanische Konzil habe gelehrt, dass his­torische Kenntnisse sehr wichtig seien. Denn: „Nur wer weiß, woher er kommt, weiß wohin er geht.“

Der 53-jährige Priester hat sich im Rahmen seines Studiums ein umfangreiches Wissen über Geschichte und Kunst angeeignet, das fließt auch in seine pastorale Arbeit ein. So kann er seine Gottesdienstfeiernden immer wieder mit viel Wissenswertem überraschen. Etwa dass der Ochse und der Esel aus der Weihnachtskrippe für die Juden und für die Heiden stünden.

Martin wuchs im deutschen Marktheidenfeld auf. 2004 weihte ihn Bischof Kurt Krenn zum Priester. Der Steiner Pfarrer ist in der Diözese St. Pölten inkardiniert. Einige Zeit sammelte er pastorale Erfahrung als Kaplan in einer Pfarre in Dallas (USA). Der Geistliche ist auch in der Studenten- und Krankenhausseelsorge aktiv. Weiters pflegt er viele Bekanntschaften, etwa im Cartellverband, als Kolumbusritter (Landesgruppe Texas) oder in Schlaraffia, dem Weltbund für Freund­schaft, Kunst und Humor.

Bislang hat Matthias Martin drei Bücher veröffentlicht, die sich mit dem Verhältnis von Kirche und Staat auseinandersetzen. Dabei geht es um die Herausforderungen für die Kirche, die sich immer in einem bestimmten Raum und in einer bestimmten Zeit – also Kontext – befinde.

Zuletzt konnte der Seelsorger die Pfarrkirche zum heiligen St. Nikolaus im Zuge der umfangreichen Renovierung den Gläubigen, aber auch Touristen neu vermitteln. Aufgrund der medialen Berichterstattung habe es viel Interesse an der Kirche gegeben. Erstaunt habe ihn, als eine protestantische Pfarrerin aus den USA bei einem Besuch enormes Wissen über den heiligen Nepomuk zeigte, dessen Darstellung ebenfalls saniert wurde. Sein Schluss: Wer historisches Verständnis habe, könne auch mit komplexen Glaubensthemen und -problemen besser umgehen.

„Mein Hobby“ ist eine Reihe von Kirche bunt, in der außergewöhnliche Talente und interessante Hobbys von kirchlichen Persönlichkeiten vorgestellt werden.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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