Die Darstellung der Auferstehung
Ostern im Spiegel der Kunst

Piero della Francesca († 1492) verlegte die Auferstehung in toskanische Gefilde. | Foto: Archiv Kirche bunt
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  • Piero della Francesca († 1492) verlegte die Auferstehung in toskanische Gefilde.
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Unsere Vorstellung von Ostern ist stark von Bildern der Kunst geprägt und spiegelt sich darin  wider. Verschiedene Zeiten haben aber durchaus unterschiedliche Ausdrucksformen für das zentrale Glaubensgeheimnis gefunden.

Wir können schwerlich von Ostern reden, ohne dass wir zugleich eine ganze Bildwelt vor Augen haben. Zentral darin: die Auferstehung Jesu. Mit der Siegesfahne und der zum Friedensgruß erhobenen, von der Nagelwunde gezeichneten Rechten steigt er aus dem Grab. Engel oder auch die schlafenden bzw. von Entsetzen gepackten Wachesoldaten säumen die Szenerie. Darstellungen wie diese waren lange Zeit völlig undenkbar. In den Evangelien wird bekanntlich weder der eigentliche Auferstehungsvorgang noch das Aussehen des Auferstandenen näher beschrieben. Die frühesten Christusbilder in den Katakomben, also aus der Zeit der Christenverfolgungen, zeigen Jesus als den guten Hirten. In diesem Bild konnte die Gegenwart Jesu erfahren werden.

Albrecht Altdorfers Auferstehung Christi (Tafel vom Sebastian-Altar aus dem Stift St. Florian, 1518, heute im Kunsthistorischen Museum Wien). Das Grab ist zu einer offenen Höhle geweitet, das Licht des Auferstandenen überstrahlt sogar die aufgehende Sonne; Jesus steht auf dem (geschlossenen!) steinernen Sarg. | Foto: Foto: Von Albrecht Altdorfer - kgHrJwLh4Hey4A at Google Cultural Institute maximum zoom level, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22196607
  • Albrecht Altdorfers Auferstehung Christi (Tafel vom Sebastian-Altar aus dem Stift St. Florian, 1518, heute im Kunsthistorischen Museum Wien). Das Grab ist zu einer offenen Höhle geweitet, das Licht des Auferstandenen überstrahlt sogar die aufgehende Sonne; Jesus steht auf dem (geschlossenen!) steinernen Sarg.
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Später, als das Christentum Staatsreligion wurde und in Rom sowie anderen Städten große Basiliken entstanden, gehörte das Kreuz selbstverständlich zur figuralen Kirchenkunst. In der antiken Tradition, zum Beispiel biblischen Szenen auf Steinsärgen, ist Christus stets in jugendlicher Gestalt zu sehen – das entspricht dem Auferstandenen und Lebendigen. Gegen Ende des ersten Jahrtausends bildete sich die romanische Kreuzigungsgruppe heraus. Bekannte Besipiele finden sich in Seckau, Innichen und Schloss Tirol bei Meran: Christus steht aufrecht, die Arme weit ausgebreitet, kein Schmerz ist ihm anzumerken und – ein wichtiges Detail! – er hat offene Augen. Er lebt, hat den Tod überwunden!

Erst das Mittelalter stellt die Auferstehung Jesu dar

Die Darstellung des Moments der Auferstehung blieb weiterhin ein Tabu. Mit dem Ende des Mittelalters bahnt sich eine Änderung an. Erst um das Jahr 1000 stellten klösterliche Buchmaler der Benediktinerabtei Reichenau die verschiedenen Erscheinungen des Auferstandenen bildhaft dar: Christus im offenen Sarg, mit Kreuznimbus und in der Linken die Kreuzfahne. Ab dem 12. Jahrhundert finden sich vermehrt Darstellungen, wie Jesus aus einem römischen Sarkophag steigt; die schwere steinerne Grabplatte ist beiseite geschoben. Es ist zugleich eine neue Frömmigkeit, die den auferstandenen Herrn anfassen will und das erhabene, zugleich auch herrscherliche Ideal überwindet. Von Italien aus macht ein neuer Bildtypus die Runde: Christus schwebt gleichsam aus dem Grab empor und ist der irdischen Schwerkraft entrückt. Eindrucksvoll hat das Matthias Grünewald auf dem „Isenheimer Altar“ gemalt: Jesus Christus ist – mit den Worten des Evangelisten Johannes – „Licht vom Licht“ und „wahrer Gott vom wahren Gott“.

Giotto di Bondone gibt den Moment wieder, als Maria von Magdala den auferstandenen Herrn erkennt („Rühr mich nicht an!“) – Scrovegni-Kapelle in Padua, um 1305. | Foto: KNA
  • Giotto di Bondone gibt den Moment wieder, als Maria von Magdala den auferstandenen Herrn erkennt („Rühr mich nicht an!“) – Scrovegni-Kapelle in Padua, um 1305.
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Ausgerechnet das Konzil von Trient (1545–1563) fordert als Reaktion auf die Reformation von den Künstlern eine Abkehr von dieser „schwebenden“ Darstellung. Das sollte bekräftigen, dass Jesus nach seiner Auferstehung die Menschennatur nicht einfach abgestreift hat und nur ein reines Geistwesen ist. Das blieb so bis ins 19. Jahrhundert, mit wenigen Ausnahmen wie Tintorettos über dem Grab schwebendem Jesus (1565, Chiesa San Cassiano).

In der Moderne ist das Motiv der Auferstehung – vom kirchlichen Raum einmal abgesehen – vergleichsweise selten anzutreffen. Zumindest bedienen sich Künstler einer weniger dinghaften Form, wenn sie Auferstehung zum Thema machen. Licht spielt dabei oft eine wichtige Rolle.

Der bewegt-schwebende Auferstandene vom Isenheimer Altar (1512–1516) des Mathias Grünewald im Zustand nach der jüngsten Renovierung
 | Foto: Haral Oppitz/KNA
  • Der bewegt-schwebende Auferstandene vom Isenheimer Altar (1512–1516) des Mathias Grünewald im Zustand nach der jüngsten Renovierung
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Künstler früherer Zeiten haben versucht, die Auferstehung zu erfassen, sie für die Menschen ihrer Zeit „begreifbar“ zu machen. Dabei muss uns aber stets bewusst bleiben, dass hier von Inhalten des Glaubens die Rede ist, von Geschehnissen, die „kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat“ (1 Kor 2,9). Hier stellt sich auch die Frage, wie schön oder realistisch Kunst sein darf. Verschleiert eine „ästhetische“ Kreuzesdarstellung nicht die Brutalität der Hinrichtung des Gekreuzigten und die Ohnmacht angesichts des Todes? Man kann wohl den Zeilen von Christine Busta zustimmen: „Auch fünfzehnhundertvierundsechzig, als Pieter Bruegel die Kreuztragung malte, war die Welt voll Alarm. Es wuchs kein Atompilz aus den Städten, … aber die Menschen gärten voll Unheil.“ Genau das kann Kunst bewirken: in all dem falschen und leider viel zu oft auch echten Alarm dieser Zeit inne zu halten und dorthin zu blicken, wo echte Erlösung ist.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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