Konzertkritik von Franz Reithner
Eröffnung Musica Sacra
Starke Emotionen prägten den Auftakt des heurigen Festivals „Musica Sacra“ im St. Pöltner Dom: Eingespannt zwischen zwei virtuos aufgeführten Chor-Orchesterwerken Wolfgang Amadeus Mozarts erklang als Uraufführung die a cappella Motette „Löscht den Geist nicht aus“ von Franz Thürauer. Zum 60. Bestandsjubiläum des St. Pöltner Bildungshauses St. Hippolyt erging an den vielfach ausgezeichneten Komponisten aus dem Dunkelsteinerwald der Auftrag, eine Textcollage aus Splittern der brennendsten Themen unserer Zeit zu vertonen: Die Anrufung Gottes um Erbarmen, das alttestamentliche Gebot der Gastfreundschaft, die titelgebende paulinische Ermahnung und die mutigen Worte Bischof Memelauers, dass es vor Gott kein unwertes Leben gibt, verschmolzen zwischen der „Capella nova Graz“ und der „Domkantorei St. Pölten“ zu einem dichten Klanggewebe, in dem Halbtonspannungen tiefe Abgründe aufrissen.
In aufatmender Betroffenheit dankten die Zuhörer im vollbesetzten Dom den Ausführenden unter der Leitung von Domkapellmeister Otto Kargl und dem Komponistenmit kräftigem Applaus für die hochexpressiven Klänge.
Aus Mozarts Salzburger Zeit eröffneten die fünf Psalmen der Vesper und das Magnificat „de confessore“ KV 339 den Abend, dessen Instrumentalpart vom L‘ Orfeo Barockorchester souverän ausgefüllt wurde. Zum Abschluss führten uns Chor, Solisten und Orchester durch die Abgründe des Requiems KV 626: Schreie von Zorn und Verzweiflung wichen den warmen Tönen der Hoffnung und der Geborgenheit im zarten Licht der Ewigkeit. Das ergriffene Publikum dankte zum Abschluss stehend und mit langanhaltendem Beifall!
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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