Stift Zwettl
"Ja, eine Berufung, die spürt man"
Frater Ignatius und Frater Augustinus sind seit Anfang September Novizen des Zisterzienserstifts Zwettl. Wir haben sie in ihrem neuen Zuhause besucht und mit ihnen über Berufung und den Alltag während dieser ersten Ausbildungsphase zum Ordensmann gesprochen.
Was versteht ihr unter dem Begriff der „Berufung“?
Frater Augustinus: Ich verstehe darunter, eine große Verbindung zu Jesus zu spüren, und die Bereitschaft, ihm nachzufolgen.
Frater Ignatius: Für mich bedeutet „Berufung“ auch die Suche nach Gott und bereit zu sein, Armen und Hilfesuchenden zu helfen.
Wie habt ihr eure Berufung erlebt? Als Moment oder Prozess?
Fr. Ignatius: Für mich ist das schon ein längerer Prozess. Ich habe schon eine technische Ausbildung in meiner Heimat Vietnam gemacht.
Fr. Augustinus: Ich habe an einem bestimmten Tag den Ruf Jesu gespürt. Am Anfang stand der Wunsch, Priester zu werden, daran schloss eine etwa vier- bis sechsmonatige Entscheidungsphase an.
Aus welchem Grund habt ihr euch für das Stift Zwettl entschieden?
Fr. Augustinus: Ich kannte das Kloster von den Monatswallfahrten meiner Herkunftspfarre Thaya. Das klösterliche Leben spricht mich auch deshalb sehr an, weil ich Gemeinschaft schätze. So kann man sich in schwierigen Phasen hier gegenseitig „nach vorne ziehen“. Auch finde ich die fixen gemeinsamen Gebetszeiten sehr bereichernd.
Wie sieht der Weg zum Noviziat aus?
Fr. Ignatius: Man beginnt als Gast des Klosters. Möchte man länger bleiben, wird man ein Kandidat. Ob man schließlich als Novize aufgenommen wird, darüber stimmt die Gemeinschaft ab. Die Mitbrüder im Stift haben sich mit einer Mehrheit für uns entschieden und so wurden wir im September eingekleidet.
Fr. Augustinus: Mit dem Noviziat haben wir Ordensnamen erhalten. Wenn wir bleiben wollen, dann folgt im nächsten September die zeitliche Profess und der Beginn des Theologiestudiums in Heiligenkreuz.
Welche Aufgaben habt ihr jetzt?
Fr. Augustinus: Als Novizen haben wir einen Wochenplan mit unterschiedlichen Aufgaben – etwa die Übernahme der Kompletlesung oder die Unterstützung älterer Mitbrüder. Vor kurzer Zeit haben wir den Garten winterfest gemacht und manchmal helfen wir unserem Novizenmeister bei Pfarrbriefen. Wir lernen auch ständig Neues, so haben wir beispielsweise Gesangsunterricht.
Was ratet ihr jungen Menschen, die überlegen, ob das Ordensleben etwas für sie sein könnte?
Fr. Ignatius: Informiert euch, es gibt zahlreiche Angebote. Beispielsweise können Interessierte bei uns in Zwettl kurzzeitig als Gäste mitleben.
Fr. Augustinus: Wer das Klosterleben vertieft kennenlernen möchte, kann im Rahmen des Angebots „Kloster auf Zeit“ mitleben, -beten und -arbeiten (Anmerkung der Red.: weitere Informationen unter gastimkloster.at/kloster-auf-zeit). Und: Betet. Denn wenn man im Gebet mit Gott verbunden ist, dann findet man heraus, ob man berufen ist. Ja, eine Berufung, die spürt man.
Interview: Sarah Zöchling
Autor:Sarah Zöchling aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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