9. Oktober - Gedenktag von Abraham
Abschied vom Monstergott

Das Opfer Abrahams. Gemälde von Cornelis de Vos and Jan Wildens (ca. 1631-1635). | Foto: Städel Museum Frankfurt am Main
  • Das Opfer Abrahams. Gemälde von Cornelis de Vos and Jan Wildens (ca. 1631-1635).
  • Foto: Städel Museum Frankfurt am Main
  • hochgeladen von Kirche bunt Redaktion

Was kaum einer weiß: Dem Patriarchen Abraham widmen katholische, evangelische und orthodoxe Kirche in brüderlicher Eintracht am 9. Oktober einen Gedenktag im Heiligenkalender. In der römisch-katholischen Eucharistiefeier wird er regelmäßig erwähnt.

Zieh weg aus deinem Land“, sagt Gott zu Abram, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt, „von deiner Verwandtschaft und deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde“ (Gen 12,1).
Ein verrücktes Ansinnen, denn Abram („Gott ist erhaben“), der einstige Halbnomade, lebt als kultivierter Städter im reichen Sumer und soll plötzlich wieder zum Vagabunden werden. Die Reise geht ins kanaanitische Hinterland, dessen Bewohner angeblich rohes Fleisch essen und ihre Toten unbestattet verwesen lassen.
Kein Ziel, keine Perspektive – nur die Ermunterung eines Gottes, der aus dem Dunkel spricht und völlig unrealistische Versprechungen macht: „Sieh doch zum Himmel hinauf und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst ... So zahlreich werden deine Nachkommen sein“ (Gen 15,5). „Abraham“ nennt er ihn jetzt, „Vater einer Menge“.

Doch dieser atemberaubenden Stimme mit ihren merkwürdigen Aufforderungen zu vertrauen, ist der Beginn einer Freundschaft zwischen Gott und Mensch, wie sie die Religionsgeschichte bisher nicht kennt.
Auf einmal ist Gott kein berechenbarer Götze mehr, kein Himmelstyrann, dessen Zorn man mit frommen Ritualen besänftigen muss. Zwischen Gott und Mensch entwickelt sich eine Liebesgeschichte. Gott wird zum Partner, zum Freund. Der Mensch übernimmt Verantwortung für sein Leben.

Die entsetzlichste Episode der Bibel

Und dann, aus heiterem Himmel, dieses Horrorszenario, die entsetzlichste Episode der ganzen Bibel! „Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst, Isaak, und bring ihn als Brandopfer dar“ (Gen 22,2).
Ist Abrahams himmlischer Freund wieder zum menschenfressenden Monster geworden? Soll das Religion bedeuten, die Willkür eines launischen Gottes anzubeten und seine eigenen Geschöpfe abzuschlachten, wenn er es befiehlt?

Die beruhigenden Erklärungen der Schriftgelehrten befriedigen nur im ersten Moment: Die Story schildere in legendenhafter Sprache den dramatischen Augenblick, als die Juden die allgemein übliche Praxis der Menschenopfer aufgaben.

Doch warum hat Abraham nicht sofort protestiert, als ihm Gott zumutete, sein Kind umzubringen? Wusste er nicht, dass Gott sich nach jüdischer Tradition an sein eigenes Gesetz zu halten hat, auch an das wichtigste von allen: „Du sollst nicht töten“? Der 2016 gestorbene Auschwitz-Überlebende und Romancier Elie Wiesel, ein Querdenker wie alle guten Talmudgelehrten, kann sich die Geschichte nur so erklären, dass Abraham Gott herausfordern wollte: „Wir werden sehen, ob du bis zum Äußersten gehst!“

In der römisch-katholischen Eucharistiefeier wird Abraham regelmäßig erwähnt, wenn das „Erste Hochgebet“ verwendet wird. Darin heißt es, wenn Gott das „Brot des Lebens“ und der „Kelch des ewigen Heiles“ dargebracht wird: „Blicke versöhnt und gütig darauf nieder und nimm sie an wie einst die Gaben deines gerechten Dieners Abel, wie das Opfer unseres Vaters Abraham, wie die heilige Gabe, das reine Opfer deines Hohenpriesters Melchisedek.“

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ