Erzählung von Paul Sieberer

Himmelmutter

Warum sagt die Oma manchmal Himmelmutter zu Maria?“, will David wissen. – „Weil sie die Mutter Gottes ist. Und sie ist in den Himmel aufgenommen worden“, lautet die Antwort seiner Mutter.
Ein Sommergewitter hat die beiden aus dem Garten zurückgeholt. Jetzt machen sie es sich auf der Couch im Wohnzimmer gemütlich. Mama trinkt Kaffee, David eine Limonade mit eisgekühlten Himbeeren.
„Wie hat er das gemacht? Wie ist Maria in den Himmel hinaufgekommen?“, fragt David weiter. „Gott hat sie zu sich geholt“, erklärt die Mutter. Dabei streicht sie ihrem Sohn über sein feines Haar. David gibt sich mit der Antwort noch nicht zufrieden: „So wie die Urli-Oma? Als sie gestorben ist, hast du auch gesagt, dass Gott sie zu sich geholt hat.“ Davids Mutter nickt, nimmt einen Schluck Kaffee und hofft, dass ihr Sohn keine weiteren Fragen mehr stellt.
„Ist Maria gestorben, oder hat Gott sie irgendwie anders zu sich geholt?“, fragt er aber weiter.
Nun versucht sie eine mutige Antwort: „Beides. Sie ist gestorben, aber er hat sie trotzdem so zu sich geholt, wie sie immer war. Er hat ihr das Leben im Himmel geschenkt, wie Jesus es uns allen versprochen hat.“
David zieht nachdenklich an seinem Strohhalm. Dann schaut er seiner Mutter in die Augen: „Jesus hat seine Mama liebgehabt. Sie war ihm wichtig, oder?“ – „Klar hat er sie liebgehabt, sehr sogar!“, bestätigt seine Mama.
„Wenn ich Gott wäre, würde ich dich auch zu mir holen. So, wie du bist! Damit ich dich immer bei mir habe“, meint David leise. Seine Mama hat das gehört – mit ihren Ohren und mit ihrem Herzen. „Ich bin bei dir“, flüstert sie und nimmt ihren Sohn noch einmal in den Arm, „und ich bleibe ganz fest bei dir, lange noch … und danach auch!“
Paul Sieberer