Entschuldigung und Versöhnung

Wie man einen Streit beendet

Konflikte sind in jeder Beziehung unvermeidlich. Um Entschuldigung zu bitten und einander zu vergeben, ist in einer Ehe deshalb so wichtig, weil wir einander immer wieder einmal kränken werden.

Dem einen Menschen ist Pünktlichkeit sehr wichtig, der andere geht locker mit vereinbarten Zeiten um. Während einer gern billig einkauft, will der andere nicht auf seine Lieblingsprodukte verzichten. Manche Paare denken, dass Konflikte damit zu tun haben, den falschen Partner gewählt zu haben. Dabei haben alle Paare Differenzen, weil Menschen unterschiedliche Vorlieben, Bedürfnisse und Werte in eine Partnerschaft mitbringen.
Über Unterschiede konstruktiv zu reden, kann sogar zu größerer Nähe führen. Und auch wenn ein unangenehmer Streit entsteht und es zu gegenseitigen Verletzungen, Enttäuschung und Frust kommt: Es gibt Wege hinaus! In einem Alpha-Ehekurs werden diese Wege aufgezeigt und besprochen.

Auf eine Kränkung könne man wie ein „Nashorn“ reagieren (es greift an, wenn es provoziert wird) oder wie ein „Igel“ (er zieht sich zurück, wenn er angegriffen wird). Beide Verhaltensweisen seien nicht angemessen, heißt es im Alpha-Ehekurs, weil sie zu einer Abwärtsspirale von Verletzung, Wut, Vergeltung und Angst führten. Auch das Verdrängen von Frust und Ärger bewirke nichts Positives, sondern bringe negative körperliche und emotionale Auswirkungen (z. B. Depression oder Schlafstörung) mit sich. Kleine Kränkungen, die nie angesprochen werden, können sich ansammeln wie kleine Steine, die einen Abfluss verstopfen.

Widerstehe dem Drang, dich herauszureden oder deinem Partner die Schuld zu geben.

Der Alpha-Ehekurs empfiehlt, eine Kränkung anzusprechen und damit ans Licht zu bringen, damit sie geheilt werden kann. Der nächste Schritt besteht darin, um Entschuldigung zu bitten. „Widerstehe dem Drang, dich herauszureden oder deinem Partner die Schuld zu geben“, lautet ein Hinweis in den Unterlagen zum Kurs. Und: „Bei einer echten Entschuldigung gibt es keine Ausreden.“ Sich entschuldigen öffne den Weg für Versöhnung und Heilung.

Die verletzte Person steht nun vor der – je nach Schwere der Kränkung unterschiedlich – schwierigen Aufgabe des Vergebens. „Vergebung ist zuerst und vor allem kein Gefühl, sondern eine Entscheidung.“ Es brauche den Willen, das Selbstmitleid, den Anspruch auf Gerechtigkeit und den Wunsch nach Vergeltung loszulassen. Vergebung ist: das Unrecht, das uns angetan wurde, anzuschauen, die damit verbundenen Gefühle wahrzunehmen und uns zu entscheiden, unserem Partner das Unrecht nicht mehr vorzuhalten.

„Echte Freiheit breitet sich aus“

Den Abschluss eines Gesprächs, in dem sich jemand offen und verletzlich gezeigt hat, könnte ein Gebet bilden oder die Überlegung, etwas Schönes gemeinsam zu unternehmen. So können negative Gefühle durch positive überlagert werden. Ursula Hirsch, die Alpha-Kurse in unserer Diözese organisiert, verweist auf die Bedeutung von Gottes Hilfe bei dem Prozess der Vergebung. Es sei himmlisch, „wenn Gott mir hilft zu vergeben – mir und anderen“. Sie selbst habe gemeinsam mit ihrem Mann die Schritte des Vergebungsgesprächs, wie im Alpha-Kurs vorgeschlagen, praktiziert. „Und dann ist der Schmerz echt weg, echte Freiheit breitet sich aus – Freiheit für den Liebesfluss und für Lebensfreude.“ PH

Alpha-Kurs für Ehepaare
Wie entsteht ein tragfähiges Fundament für die Ehe? Wie können wir Konflikte lösen? Diese und weitere Fragen behandelt der Alpha-Ehekurs, der 7 Einheiten umfasst. Jedes Treffen beginnt mit einem gemeinsamen Essen als Paar („Candle-Light-Dinner“), danach folgt ein 45-minütiges Video zum Thema des Abends und ein privates Gespräch zu zweit.

Kontakt: Wer sich für einen solchen Kurs interessiert oder einen in der Pfarre anbieten möchte, kann sich an Ursula Hirsch (Tel. 0676/82 66 153 40) oder Julia Lang (Tel. 0660/37 36 382) wenden. Derzeit laufen Alpha-Ehekurse in den Pfarren Purgstall, Zwettl und Eisgarn.