Kirchlicher Tag der Großeltern und Senioren
Welche Art Oma möchte ich sein?

Eine der schönsten Erfahrungen des Lebens: Oma werden. Für die Gestaltung der neuen Rolle braucht es Selbstreflexion und eine offene Kommunikation innerhalb der Familie.  | Foto: ezoom / stock.adobe.com
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Großmutter zu werden ist für viele Frauen eine der schönsten Erfahrungen des Lebens. Damit schlüpft man in eine gänzlich neue Rolle, für die das offene Gespräch mit Eltern wichtig ist.

S obald klar ist, dass das eigene Kind zum ersten Mal Nachwuchs erwartet, beginnt sich auch im eigenen Leben einiges zu ändern. Aus Mama und Papa werden Oma und Opa. Und spätestens wenn das Enkelkind geboren ist, stellt sich die Frage, welche Art Oma oder Opa man eigentlich sein möchte.

Im Hinterkopf kann es Bilder geben, wie eine Großmutter zu sein hat: kochen, backen, stricken, Gemütlichkeit verbreitend. Auch als Großmutter ist man mit dem Ideal der „Mütterlichkeit“ konfrontiert: Das Weibliche ist schützend, bergend, versorgend, der angestammte Ort ist das Haus. In Großmütter werden nicht selten urmenschliche Sehnsüchte nach Geborgenheit projiziert – und oft können reale Mütter und Großmütter da nicht mithalten. Denn jede Idealisierung hat ihre Schattenseiten, weil sich daraus Schuldgefühle entwickeln können: Es ist nie genug, oder es ist zu viel, oder es ist das Falsche.

Jede Idealisierung hat ihre Schattenseiten, weil sich daraus Schuldgefühle entwickeln können.

Die Rolle der Großmutter hat sich in den letzten Jahrzehnten – in Zeiten des Friedens und Wohlstands – gewandelt. Während viele Großmütter der Kriegs- und Nachkriegszeit, selbst durch zahlreiche Schwangerschaften geprägt, ihre Enkelkinder beschützen und versorgen mussten, liegt heute eine große Freiheit – und vielleicht auch Unsicherheit – in der persönlichen Gestaltung dieser Rolle. Weil die Berufstätigkeit der Frauen zunehmend selbstverständlich wurde, entstand ein „Betreuungs-Loch“, sowohl was die Betreuung von alten, kranken Menschen wie auch die von Kindern betrifft. Häufig helfen die Großeltern aus, etwa wenn sie ihre Enkelkinder von der Schule abholen oder sie in den Sommerferien zu sich einladen.

Gerade seit den vergangenen Jahrzehnten leben Generationen von älteren Menschen, die ausreichend Geld zur Verfügung haben, relativ gesund sind und noch aktiv am kulturellen oder pfarrlichen Leben teilnehmen können. Wer zu diesen Generationen gehört, stand und steht vor der Aufgabe, für sich neue Lebensziele für die 20 bis 30 Jahre nach der Pensionierung zu definieren. Viele Frauen engagieren sich gerne als Großmutter, andere suchen sich neue Aufgaben, entweder weil sie gar keine Kinder haben oder weil sie andere Lebenspläne für wichtig erachten.

Neue Rollenbilder für Großmütter?

In den letzten Jahren gab es Bestrebungen, neue Rollenbilder für Großmütter in die Öffentlichkeit zu tragen, beispielsweise durch die „Omas gegen rechts“ (mit der Journalistin Dr. Susanne Scholl als „Aushängeschild“) oder durch die Schweizer Initiative „Großmütterrevolution“. Beide Plattformen präsentieren alte (und jüngere) Frauen als aktive, engagierte und energische Mitglieder der Gesellschaft, die sich für vielfältige Themen einsetzen.

Großmütter stehen heute wie Mütter in der Spannung zwischen Verbundenheit mit der Familie einerseits und der Suche nach einem eigenständigen Lebensstil andererseits. Eine Frau kann sich als „Vollzeit-Großmutter“ engagieren, die verlässlich und immer verfügbar der jungen Familie zur Seite steht. Andere „Teilzeit-Omas“ gestalten ihr Leben mit Hobbys, Wandern, Reisen und Bildung und sagen auch einmal Nein, wenn sie um Hilfe gebeten werden. Die berufstätigen Eltern unterstützen, den Kontakt zu den Enkeln pflegen und trotzdem ein eigenständiges Leben führen zu wollen, dafür braucht es Selbstreflexion und eine offene Kommunikation innerhalb der Familie.

Denn an die werdende Großmutter stellen sich Fragen, wie z. B.: Wie viel Regelmäßigkeit kann und will ich der jungen Familie anbieten? Welche Pflichten möchte ich in meinem Leben nicht mehr übernehmen? Biete ich von mir aus Hilfe und Rat an oder warte ich, bis ich darum gebeten werde? Und auch darüber, wie sie jetzt in der Familie angesprochen werden möchte, denkt die eine oder andere Oma in spe nach.

Autor:

Patricia Harant-Schagerl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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