Haustiere
Nicht nur ein Tier stirbt
Die Schöpfungszeit endet am 4. Oktober, dem Tag des heiligen Franziskus. Seine Verbundenheit mit Tieren ist bekannt. Auch in unseren Kreisen werden Haustiere immer beliebter, und auch die Trauer um sie nimmt breiteren Raum ein.
Was ich an dir verloren habe, das allein weiß nur mein Herz“, steht auf einem Grabstein – nicht im Gedenken an einen lieben Menschen, sondern an die Hündin Lina. Mancher mag darüber schmunzeln – denn die Trauer um verstorbene Haustiere stößt oft auf Unverständnis.
Zu diesem Ergebnis kommen Forscher derArbeitsgruppe Ethik der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo). Sie haben Tierhalter dazu befragt, wie sie mit ihremVerlust umgegangen sind. Die Studie soll zeigen, wie individuell die Abschiede verlaufen, erklärt Projektleiter Peter Kunzmann. „Man kann kaum von außen darauf schauen und allgemeine Muster finden.“
Trauer um Tiere nicht anerkannt
Mangelndes Verständnis war ein Grund, warum Marion Schmitt die Befragung vor drei Jahren gestartet hat. „In der Gesellschaft scheint die Trauer um Tiere noch nicht aner- kannt zu sein“, erklärt die Expertin. Dabei seien Tiere schon in der Steinzeit bestattet worden; von den alten Römern und Griechen seien Grabmale und Trauergedichte für Tiere erhalten.
Heute ist daraus auch ein Markt geworden. Todesanzeigen in Zeitungen sind für Vierbeiner möglich, ebenso wird in Blogs oder auf Online-Plattformen um sie getrauert. Generell werde die Einäscherung, ähnlich wie bei Menschen, bei Haustieren beliebter, erklärt Schmitt. Einen entscheidenden Unterschied gibt es jedoch, fügt Kunzmann hinzu: Mit einem toten Tier dürfen die Menschen machen, was sie wollen. Diese Freiheit zur individuellen Gestaltung nutzen viele Menschen. So darf Tierasche in einer Urne zu Hause aufbewahrt werden. Für manche Halter entsteht so ein Platz der Erinnerung, sagt Schmitt: Sie stellen dort eine Kerze auf oder legen jeden Tag eine Blume an die Urne – und schaffen sich damit Raum, um den Verlust zu verarbeiten.
Weniger Kinder, mehr Haustiere
Dass die Beziehung zwischen Mensch und Haustier enger wird, belegt eine weitere Umfrage der TiHo: 92 Prozent der Tierhalter erklärten, dass sie ihr Haustier als „vollwertiges“ Familienmitglied betrachten. Mit so einer hohen Zahl hätten wir nicht gerechnet, sagt Kunzmann.
Für die Forscher spielen gesellschaftliche Veränderungen durchaus eine Rolle für die wachsende Bindung zwischen Mensch und Haustier. „Es gibt weniger Kinder, weniger große Familien, die gemeinsam leben, und mehr Single-Haushalte“, erklärt Schmitt. „Einsamkeit und Isolation tragen sicher dazu bei, dass Haustiere immer beliebter werden. Viele Menschen wünschen sich, dass abends zu Hause jemand auf sie wartet.“
Wer selbst kein Tier hat, kann das vielleicht schwer nachvollziehen – ebenso den Schmerz, wenn ein freudiges Schwanzwedeln oder ein wohliges Schnurren plötzlich wegfallen. „Es wäre schön, wenn Menschen erkennen: Da passiert etwas, das ich von auß̈en schwer beurteilen kann“, betont Kunzmann.
Teil des Alltags und der Biografie
So hätten die Forscher selbst darüber gestaunt, wie sehr ein verstorbenes Tier den Mitarbeitern eines Tierheims fehlen kann, das sie erst wenige Tage kannten. Kunzmann: „Man stellt sich vor: Wenn jemand 14 Jahre mit einem Hund zusammenlebt, wird er Teil des Alltags und der Biografie – und reißt eine Lücke, wenn er geht. Es kann aber auch anders verlaufen.“ Die Experten hoffen künftig auf mehr Verständnis: „Unser Projekt könnte einen Grund liefern, andere in ihrer Trauer zu respektieren, die Echtheit und Tiefe der Gefühle von anderen anzuerkennen. Paula Konersmann (KNA)
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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