Jesus ft. Taylor
Kann Kirche etwas von Taylor Swift lernen?

- Die bunten Freundschaftsbänder sind eines der Kennzeichen der „Swifties“ und fanden sich auch auf dem Workshop-Programmheft wieder.
- Foto: Eva Puschautz
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Die Bibelwissenschaftlerin Eva Puschautz war eine der Mitorganisatorinnen des Workshops „Take us to Church, Taylor“ an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Uns erzählte sie, warum es sich auszahlt, sich theologisch mit Taylor Swift zu befassen.
ie US-amerikanische Sängerin Taylor Swift ist nicht nur die reichste Musikerin der Welt, sondern auch eine der einflussreichsten Personen unserer Gegenwart. Mit ihren Liedern berührt sie weltweit Abermillionen Menschen. Das geht so weit, dass es für ihre Fans sogar eine eigene Bezeichnung gibt: die „Swifties“. Als die geplanten Wien-Konzerte von Taylor Swift im August des vergangenen Jahres aufgrund eines geplanten Terroranschlags abgesagt werden mussten, war die Enttäuschung unter den österreichischen sowie den vielen extra angereisten ausländischen Swifties sehr groß. Dennoch führten diese traurigen Umstände auch zu bemerkenswerten Reaktionen: Spontane Solidaritätsaktionen und Gemeinschaftsveranstaltungen verwandelten Wien für ein paar Tage in eine „Swifties-Party-Stadt“.
Wissenschaftlich beleuchtet
Genau dieses solidarische Verhalten weckte das Interesse der jungen Wiener Bibelwissenschaftlerin Eva Puschautz (selbst begeisterte Swiftie) sowie ihre drei Kolleginnen Annika Schmitz, Linda Kreuzer und Noreen Van Elk. Gemeinsam beschlossen sie, das Phänomen Taylor Swift genauer zu untersuchen: „Wir wollten wissen: Was tut sich da in der Swift-Community? Was löst diese Bewegung in der Gesellschaft aus?“
Bei einem gemeinsamen Mittagessen entstand die Idee, einen wissenschaftlichen Workshop zu diesem Thema zu organisieren. Die Resonanz auf die Ausschreibung war groß, die mehrtägige Veranstaltung beschreibt Eva Puschautz als „wissenschaftlich sehr bereichernd“: „Die Atmosphäre war sehr offen und wertschätzend.“ Das popkulturelle Massenphänomen wurde aus unterschiedlichen theologischen Perspektiven beleuchtet: Die deutsche Theologin Silvie Pölzer stellte etwa das Projekt einer Heidelberger Pfarre vor, Popkultur-Gottesdienste zu feiern. Ein voller Erfolg: Bei Gottesdiensten mit Fokus auf Taylor-Swift-Liedern waren tausende Platzkarten in kürzester Zeit vergeben.
Popkulturelle Themen und ihre Verbindung zu Theologie verdienen es, weiter beforscht zu werden.
Die Workshop-Ergebnisse sollen nun publiziert werden.
Der Plan ist, langfristig interdisziplinär an dieser Thematik weiterzuarbeiten, erläutert Eva Puschautz.
Kirche und Popkultur
Und: Kann Kirche nun etwas vom Massenphänomen Taylor Swift lernen? Eva Puschautz betont, dass Popkultur und Kirche zwar auf keinen Fall gleichgesetzt werden können, nennt jedoch auch zwei inspirierende Aspekte.
Erstens schlägt sie vor, Kirche als „safer space“ zu gestalten: „Ich spreche bewusst nicht von einem ‚safe space‘, da absolute Sicherheit eine Illusion ist.“ Wenn Swifties ihre Konzerte als „safer spaces“ beschreiben, meinen sie damit, dass alle Menschen bei diesen ganz sie selbst sein können. „Die Kirche sollte sich fragen, wie sie zu einem ‚safer space‘ werden kann, der niedrigschwellig zugänglich ist.“
Man muss Popkultur ernstnehmen, weil sie Menschen berührt und bewegt.
Als zweiten Punkt betont die Bibelwissenschaftlerin: Wenn Kirche Menschen erreichen möchte, muss sie auch deren Bedürfnisse immer besser verstehen lernen: „Das bedeutet auch, dass wir als Kirche offen für Veränderung sein sollten. Es muss uns um die Menschen gehen!“
Sarah Zöchling


Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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