Sonntag
Neu sehen, neu denken

„Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns?“ 
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  • „Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns?“
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14. SONNTAG IM JAHRESKREIS, LESEJAHR B – 7. JULI

1. LESUNG Ezéchiel 1,28c–2,5

Gott stellt uns auf die Füße.
In jenen Tagen schaute ich das Aussehen der Gestalt der Herrlichkeit des HERRN. Und ich fiel nieder auf mein Angesicht. Da hörte ich die Stimme eines Redenden. Er sagte zu mir: Menschensohn, stell dich auf deine Füße; ich will mit dir reden. Da kam Geist in mich, als er zu mir redete, und er stellte mich auf meine Füße. Und ich hörte den, der mit mir redete. Er sagte zu mir: Menschensohn, ich sende dich zu den Söhnen Israels, zu abtrünnigen Völkern, die von mir abtrünnig wurden. Sie und ihre Väter sind von mir abgefallen, bis zum heutigen Tag. Es sind Söhne mit trotzigem Gesicht und hartem Herzen. Zu ihnen sende ich dich. Du sollst zu ihnen sagen: So spricht GOTT, der Herr. Sie aber: Mögen sie hören oder es lassen — denn sie sind ein Haus der Widerspenstigkeit —, sie werden erkennen müssen, dass mitten unter ihnen ein Prophet war.

2. LESUNG 2 Korínther 12,7–10

Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark!
Schwestern und Brüder! Damit ich mich wegen der einzigartigen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Stachel ins Fleisch gestoßen: ein Bote Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe. Dreimal habe ich den Herrn angefleht, dass dieser Bote Satans von mir ablasse. Er aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn die Kraft wird in der Schwachheit vollendet. Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt. Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.

EVANGELIUM Markus 6,1b–6

Wider alle Erwartungen.

In jener Zeit kam Jesus in seine Heimatstadt; seine Jünger folgten ihm nach. Am Sabbat lehrte er in der Synagoge. Und die vielen Menschen, die ihm zuhörten, gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Woher hat er das alles? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist? Und was sind das für Machttaten, die durch ihn geschehen? Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm. Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends ist ein Prophet ohne Ansehen außer in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie. Und er konnte dort keine Machttat tun; nur einigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie. Und er wunderte sich über ihren Unglauben. Und Jesus zog durch die benachbarten Dörfer und lehrte dort.

ANTWORTPSALM
Ich erhebe meine Augen zu dir, der du thronst im Himmel. Siehe, wie die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn, wie die Augen der Magd auf die Hand ihrer Herrin, so sind unsere Augen erhoben zum Herrn, unserem Gott, bis er uns gnädig ist.

Sei uns gnädig, Herr, sei uns gnädig! Denn übersatt sind wir von Verachtung, vom Spott der Selbstsicheren ist übersatt unsere Seele, von der Verachtung durch die Stolzen.

aus Psalm 123

Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band II: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr B, Freiburg u. a. 2020. © staeko.net

WORT ZUM EVANGELIUM
„Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Wie kommt der dazu, mir etwas sagen zu wollen? Meint er, er ist was Besseres als ich?“ „Ich kenne ihn – da lag er noch in den Windeln – und er will mir sagen, was ich zu tun habe? Was maßt er sich denn an?“ „Glaubt er, er hat die Weisheit mit dem Löffel gegessen? Wenn er meint, aus unserer Dorfgemeinschaft herausstechen zu müssen, dann gehört er nicht zu uns.“ „Woher nimmt er sein Wissen, er hat doch nie eine Schule der Pharisäer oder Schriftgelehrten besucht?“

Geht es mir in meinem Glaubensleben nicht oft ähnlich? Ich bin im Glauben beheimatet; ich weiß, was von mir „gefordert“ und erwartet wird; was den Glauben ausmacht; wie ich zu handeln, als guter Christ zu leben habe. Ich habe eine Beziehung zu Gott und zu den Mitmenschen aufgebaut. Und dann schickt Gott mir einen neuen Gedanken, lässt Altes in einem neuen Licht erscheinen, überrascht mich. Kann ich mich darauf einlassen? Oder schiebe ich es beiseite? Kann ich alte Muster fallen lassen? Ja, kann ich sogar Gott und meine Beziehung zu Ihm neu sehen und neu denken?

Das braucht Mut – Mut, Altes loszulassen in dem Vertrauen auf das Neue, das da kommt. Wenn meine Hände schon zwei Taschen zu tragen haben, muss ich eine loslassen und abstellen, um eine neue in die Hand nehmen zu können (oder ich muss umpacken). Wo mir das gelingt, da kann Gott Wunder tun, Neues hervorbringen und wirken. Und was für meine Beziehung mit Gott gilt, gilt auch für die zu meinen Mitmenschen – wo ich sie neu sehen kann und nicht an ihrem So-Sein hängen bleibe – auch da können Wunder geschehen.

CLAUDIA HUBERT

sonntag@koopredaktion.at
Diözese Innsbruck

Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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