Mein Beruf, meine Berufung
Maria Wiesinger ist Religionslehrerin aus Leidenschaft. Ihre SchülerInnen vom Unterricht zu begeistern, motiviere sie – und das auch noch nach Jahren.
CHRISTOPHER ERBEN
Ein Dienstagvormittag im Jänner. In der Volksschule Steinbrunn-Zillingtal strömen die Kinder nach der Pause wieder in ihre Klassen zurück. „Meine Stunde beginne ich entweder mit einem Vater unser oder dem Glaubensbekenntnis“, erzählt Maria Wiesinger, Religionslehrerin in den Volksschulen Steinbrunn-Zillingtal und Hirm. „So auch heute.“ Über 140 Sechs- bis Zehnjährige unterrichtet sie derzeit hier.
Mehr als ein Vorbild sein. Nach der Matura begann Maria Wiesinger eine Ausbildung zur katholischen Religionspädagogin an der seinerzeitigen Religionspädagogischen Akademie der Erzdiözese Wien, aus der die spätere Kirchlich-Pädagogische Hochschule (KPH) hervorging. Parallel dazu machte sie erste Unterrichtserfahrungen und lehrte in
„... das macht den Unterricht spannend und unverwechselbar.“
MARIA WIESINGER
den vergangenen 33 Jahren an verschiedenen Volks- und Hauptschulen im Burgenland. In dieser Zeit habe sich vieles verändert – nicht nur zum Positiven, bedauert sie. Während früher fast alle Kinder katholisch waren, gibt es heute nicht nur zahlreiche Buben und Mädchen anderer Konfessionen und Religionen in den Klassen, sondern auch welche ohne religiöses Bekenntnis. Hinzu kommt, dass nur mehr wenige SchülerInnen pfarrlich sozialisiert sind oder „den Glauben in der Familie leben“. Das erfordere von Maria Wiesinger noch mehr Einsatz und Geduld, da sie ihnen viel über Gott, das Leben Jesu, die Heiligen und die Bibel erzählen will. Auch versuche sie als Religionslehrerin ein Vorbild für ihre SchülerInnen zu sein. Die Pädagogin versucht ihnen zu zeigen, wie sie ihren Glauben im Alltag leben und beides miteinander verbinden können.
Lebendige Vielfalt. Ein Unterricht ohne aktive Beteiligung der Kinder – für Wiesinger ist das nicht vorstellbar. Stehen die Weltreligionen auf dem Lehrplan, dürfen die Buben und Mädchen das Tablet auspacken, um damit im Internet zu recherchieren. Ein anderes Mal nehmen sie Playmobil-Figuren und stellen damit Szenen aus der Heiligen Schrift nach; dabei erfahren sie von ihrer Religionslehrerin Wissenswertes über die damalige Zeit. „Gespannt hören sie mir jedes Mal zu“, freut sich die 53-Jährige.
Spannend und unverwechselbar. Religiöse und aktuelle Themen kommen im Religionsunterricht von Maria Wiesinger zur Sprache. Die Corona-Pandemie und deren Auswirkung auf die Gesellschaft beschäftigen die SchülerInnen. Oft bringen sie auch aktuelle Erlebnisse und Erfahrungen aus der Familie und dem Alltag in die Religionsstunde mit, die Maria Wiesinger spontan aufgreift. „Nur der Religionsunterricht ermöglicht eine breite Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen, das macht ihn spannend und unverwechselbar“, ist die Religionslehrerin überzeugt.
Mit Begeisterung dabei. Die Religionsstunde ist gleich zu Ende. Gemeinsam spricht Maria Wiesinger mit ihren Kindern noch ein Segensgebet, bevor sie sich von ihnen verabschiedet. Wenn die Augen der Kinder strahlen und sie vom Unterricht begeistert und neugierig sind, sei das für sie etwas unbeschreiblich Schönes, erzählt Lehrerin Wiesinger. Das motiviere sie immer wieder aufs Neue und bestätige sie in ihrem Tun. Religionslehrerin zu sein sehe sie aber nicht nur als Beruf, sondern als eine Berufung. „Ja, und diese begleitet mich schon durch mein ganzes Berufsleben.“
Autor:Martina Mihaljević aus Burgenland | martinus |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.