Sehnsucht nach Leben 4/4
Die Natur ist variantenreich

Bei der „Pride Parade“ am 15. Juni in Rom. 
 | Foto: Alessia Giuliani/CPP/KNA
  • Bei der „Pride Parade“ am 15. Juni in Rom.
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Der Juni wird auch als „Pride Month“ begangen – als „Monat des Stolzes“. Gemeint ist der Stolz von Personen, die in vergangenen Jahrhunderten, bis in unsere Zeit, aufgrund ihrer nicht der Mehrheit entsprechenden Sexualität benachteiligt oder verfolgt waren.

Die LGBTQI+ Community kämpft für eine Vielfalt von Geschlechteridentitäten, die über das klassische Mann-Frau-Sein hinausgeht. Das ist der Sinn der vielen Kürzel und des „+“-Zeichens am Ende, das für weitere Varianten steht. Vielfalt soll möglich und soll gefeiert werden – im Namen eines neuen Freiheitsversprechens. Bekanntlich gibt es heftge Auseinandersetzungen um diese Forderungen. Soll der offnkundige Unterschied von Mann und Frau abgeschaff werden? Wie viele Geschlechter soll es denn geben? Einige Überlegungen können weiterhelfen.

GEGEN FREMDBESTIMMUNG
Hinter den of schrillen und provozierenden Auftitten der Community und den gesetzlichen Forderungen stehen echte Leidensgeschichten. Das sollte man nicht aus dem Blick verlieren. Zum Beispiel die frühere Praxis, die geschlechtliche Uneindeutigkeit, um die es bei Intersexualität geht, sofort nach der Geburt operativ zu „beheben“, hatte bleibende Schäden und psychische Belastungen zur Folge. Oder der innere Leidensdruck bei Genderdysphorie (man fühlt sich im falschen Körper) kann in manchen Fällen alles andere im Leben überlagern. Sowohl bei Intersexualität wie auch bei Transgender-Personen ist die Suizidrate signifiant erhöht. Der „Kampf um Anerkennung“ hat hier den nachvollziehbaren Sinn, selbst entscheiden zu dürfen, wie man mit all dem umgeht, auch den, bewusst mit einer geschlechtlichen Uneindeutigkeit leben zu dürfen.

SELBSTBILD UND FREMDBILD
Oft hört man die Forderung, Menschen hätten das Recht, ihr Geschlecht „frei“ wählen zu dürfen. Es entsteht das Bild einer völlig beliebigen Geschlechtswahl. Darum kann es natürlich nicht gehen. Ernst zu nehmen ist, dass manche Menschen die ofensichtliche Erfahrung machen, dass sie ihre Geschlechtsidentität individuell anders erleben. Es gibt etwas in ihnen, das sich gegen die gängigen Geschlechterrollen sperrt. Sie fiden sich darin nicht und sie können die Erwartungen, die damit verbunden sind, nicht unkompliziert oder nur um einen hohen Preis erfüllen.

MIT SICH ÜBEREINSTIMMEN
Gerade der katholischen Moraltheologie ist schon immer die Berufung auf die „Natur“ wichtig, an die der Mensch als Ausdruck des Schöpferwillens Gottes gebunden ist. Angesichts der neuen Herausforderungen kann es nicht darum gehen, die „Natur“ im Namen einer ungebundenen Freiheit zu entsorgen. Geglücktes menschliches Leben ist, das lernen wir heute neu, nie gegen, immer nur mit der „Natur“ möglich. Was wir aber auch zu lernen haben, ist, dass die über Jahrmillionen gewordene, geschlechtliche „Natur“ des Menschen vielfältiger, variantenreicher und uneindeutiger ist, als gedacht. Der Diskurs über Geschlechteridentitäten soll helfen, dass Menschen mit ihrer individuell erlebten Natur besser zurechtkommen, mehr in Übereinstimmung mit sich selbst leben können.

Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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