Beten mit der Natur
Der Muskel der Dankbarkeit

Der Blick der Dankbarkeit braucht Übung.  | Foto: photocase.de
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Täglich betet Sr. Ida Vorel die Psalmen im Stundengebet der Kirche. Darin spielt die Natur eine Rolle. In der Schöpfungszeit im September verrät Sr. Ida ihre Lieblingsstellen.

SR. IDA VOREL

FRANZISKANERIN VÖCKLABRUCK LEITERIN „QUARTIER 16“

Was in deinem Leben stört dich gerade so richtig? Kurze Denkpause – ich bin mir sicher, dir fällt einiges ein. Ob in der Arbeit, in der Politik, in der Klima-Krise, in der Gesellschaft, im familiären Umkreis oder bei einem selbst, wir wissen oft ganz genau, was uns nicht passt und was uns stört.

Zugegeben, das war jetzt nicht der motivierendste Start in den dritten Teil dieser Serie. Darum – fangen wir noch mal an: Wofür bist du gerade so richtig dankbar? Zähle fünf Dinge auf!

Stopp. Nicht weiterlesen! Du hast schon fünf Dinge? Wunderbar! Dann kannst du weiterlesen.

Wie leicht ist es dir gefallen, die fünf Dinge zu finden? Meiner Erfahrung nach fällt es uns viel schwerer, positive Dinge in unserem Leben zu finden. Es ist so viel einfacher, auf das zu schauen, was nicht gut läuft.

Ich arbeite beruflich mit Frauen in der Krise. Im „Quartier 16“ finden Frauen ein Zuhause auf Zeit, die aus verschiedensten Gründen von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Trennungen, Delogierungen oder finanzielle Schwierigkeiten sind nur ein paar der vielfältigen Gründe. Menschen, die sich in einer Krise befinden, sind in einer Ausnahmesituation. Es kann passieren, dass ein Tunnelblick entsteht, der ausschließlich auf das gerichtet ist, was nicht funktioniert. Da braucht es Menschen, die helfen, den Blick wieder zu weiten.

In meiner Arbeit erfahre ich immer wieder, wie notwendig es ist, auf die vielen kleinen Erfolge aufmerksam zu machen. Die Frauen sind irrsinnig stark und schaffen viel – nur können sie es nicht sehen. Nach einer Krise muss der Blick wieder trainiert werden, wie ein Muskel. Das betrifft nicht nur Menschen in der Krise.

Wir alle sind eingeladen, den Muskel der Dankbarkeit zu trainieren – damit es uns leichter fällt, die fünf Dinge aufzuzählen, für die wir dankbar sind. Doch dafür braucht es einen Trainingsplan.

Der Psalm 147 könnte dafür einige Anregungen geben: Dem Herrn ein Danklied anzustimmen, dafür braucht man zunächst Zeit – um wahrzunehmen, was Gott alles wirkt. In der Natur, aber auch im eigenen Leben.

Dann können wir Gott die Ehre geben und eine Haltung des Vertrauens annehmen. So werden wir nach und nach wieder offen für all die Good News in der Welt und können vieles zum Guten verändern – in der Arbeit, in der Politik, in der Klima-Krise, im familiären Umfeld oder bei uns selbst.

AUS PSALM 147
Stimmt dem HERRN ein Danklied an! Er bedeckt den Himmel mit Wolken, spendet der Erde Regen und lässt Gras auf den Bergen sprießen. Er gibt dem Vieh seine Nahrung, gibt den jungen Raben, wonach sie schreien. Er hat keine Freude an der Kraft des Pferdes, kein Gefallen am schnellen Lauf des Mannes. Gefallen hat der HERR an denen, die ihn fürchten und ehren, die voll Vertrauen warten auf seine Huld.

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Sr. Ida
Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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