Galerie WestLicht
Neue Ausstellung: Das Burgenland in 100 Bildern

Demonstranten in Eisenstadt verlangen  1923 „eine Hauptstadt im Burgenlande!“  | Foto: BURGENLÄNDISCHES LANDESARCHIV FOTOSAMMLUNG
  • Demonstranten in Eisenstadt verlangen 1923 „eine Hauptstadt im Burgenlande!“
  • Foto: BURGENLÄNDISCHES LANDESARCHIV FOTOSAMMLUNG
  • hochgeladen von Martina Mihaljević

Die Wiener Galerie „WestLicht“ zeigt wahre Fotografie-Schätze aus der 100-jährigen Historie des Burgenlandes. Die oft von anonymen Fotografen stammenden Bilder zeigen in beeindruckender Qualität (oft durchaus skurrile) Alltagssituationen der jeweiligen Zeit und beschreiben zugleich Entwicklungen und prägende Ereignisse der Landesgeschichte.  

GERALD GOSSMANN 

Die Kuratoren haben ganze Arbeit geleistet: Jedes Foto ist ein Kunstwerk für sich – lässt den Betrachter schmunzeln, staunen oder in Erinnerungen schwelgen. Ein Bild aus den 1950er-Jahren zeigt Frauen in Mörbisch, die 150 Guglhupfe zur Hochzeitstafel tragen. Ein anderes Foto (aus dem Jahr 1957) bildet Frauenbänke in der Illmitzer Kirche ab und steht (wie viele andere) exemplarisch für den Grundgedanken der Schau: Alltagssituationen der jeweiligen Zeit verweisen zugleich auf politsche und gesellschaftliche Entwicklungen des Burgenlandes. So ist ein Bauer mit reicher Ernte aus dem Jahr 1931 ebenso verewigt, wie die Demonstration durch die Eisenstädter Hauptstraße aus den 1920er-Jahren, die Protestierende mit dem Schild „Wir verlangen eine Hauptstadt im Burgenlande!“ zeigt. Die Ausstellung „Grenzland im Fokus – 100 Jahre Burgenland“ entstand in Kooperation mit den Kulturbetrieben Burgenland und dem Burgenländischen Landesarchiv, das seine Sammlung erstmals in diesem Umfang geöffnet hat. Ergänzt werden die historischen Fotografien durch zeitgenössische Betrachtungen, darunter Arbeiten der Wahlburgenländer Elfie Semotan und Andreas H. Bitesnich oder des in Mannersdorf an der Rabnitz geborenen Fotografen David Schermann.

Für die Ausstellung wurden 100 Aufnahmen aus den mehr als 500.000 Fotografien in den Beständen des Landesarchivs ausgewählt. In den teils berührenden und mitunter skurrilen Bildern spiegeln sich auch Entwicklungen wider, die weit über die Region hinausreichten: Der Nationalsozialismus und das Kriegsende, die politische Neuordnung und der Wiederaufbau, der Fall des Eisernen Vorhangs und der Aufbruch in die Moderne. Was auch deutlich wird: Zwischen Ost und West gelegen, stand das Burgenland immer wieder im Fokus der Weltöffentlichkeit: Diese Grenzerfahrungen bilden den roten Faden der Schau, beginnend mit der Eingliederung 1921 über die Ungarn-Flucht 1956, die Öffnung der Grenzen nach dem Kollaps der Sowjetunion 1989 bis hin zu den Flüchtlingsstörmen der jüngeren Vergangenheit. Das Spannende daran: Die Aufnahmen wurden von Profis und Amateuren gemacht. „Sie sind fotografisch von beeindruckender Qualität. Das ist bemerkenswert, weil viele von weitgehend unbekannten oder gar anonymen FotografInnen stammen“, betont WestLicht Vorstand Peter Coeln. Viele der Schätze aus dem Landesarchiv werden erstmals öffentlich präsentiert. Zur Ausstellung sind zudem zwei Bücher erschienen. 

Grenzland im Fokus – 100 Jahre Burgenland. Die Ausstellung ist geöffnet bis 20. Feber. WestLicht, Westbahnstraße 40, 1070 Wien, Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 14-19 Uhr, Do 11-21 Uhr & Sa, So 11-19 Uhr. Mehr Infos unter www.westlicht.com

Autor:

Martina Mihaljević aus Burgenland | martinus

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