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„Gott gibt Energie“

Andreas Gold (links) und Zoltan Csiki.  | Foto: Franz Josef Rupprecht
  • Andreas Gold (links) und Zoltan Csiki.
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Peter und Paul (29. Juni) ist seit jeher der Weihetag für angehende Priester. Zwei werden am 29. Juni für die Diözese Eisenstadt zum Priester geweiht.

Deren Biographien können unterschiedlicher nicht sein, aber sie weisen auch einige Parallelen auf.
„Ich wollte schon in meiner Kindheit Priester werden“, sagt Zoltan Csiki. „Jedoch war das selbstverständlich nicht möglich.“ Geboren im rumänischen Resita (deutsch: Reschitz) wuchs er im katholischen Umfeld auf. Doch zunächst absolvierte er eine Ausbildung zum Sozialarbeiter und studierte anschließend Volkswirtschaftslehre in Temeswar. Auch Andreas Gold empfängt die Priesterweihe. Genauso wie Zoltan Csiki wurde er im Juni 2022 zum Diakon geweiht.

RAUS AUS DER KRISE
Dass Andreas Gold einmal Priester werden sollte, wurde ihm nicht in die Wiege gelegt. Zunächst erlernte er den Beruf des Elektround Installationstechnikers. Erst vor über zehn Jahren wurde die Sehnsucht nach der „Liebe Gottes“ immer größer. Noch dazu befand er sich in einer Lebenskrise. Ihm war klar, dass er daraus nur herauskommen könne, wenn sich sein Leben nachhaltig ändere. Bestärkt durch viele Begegnungen mit Priestern und Ordensleuten – wie etwa mit Kalasantinern, wurde er „in die Richtung“ gezogen und zur Priesterlaufbahn motiviert. Im Jahr 2012 trat er ins Priesterseminar der Diözese Eisenstadt in Wien ein.

VON MÜNCHEN NACH WIEN
Über zehn Jahre arbeitete und lebte Zoltan Csiki in München. Er ist Vater einer heute zwölfjährigen Tochter geworden. Nach seiner Scheidung begann er wieder über seine Berufung nachzudenken und erinnerte sich unter anderem daran, wie er als Kind einen Gottesdienst mit Puppen und seinen Geschwistern nachstellte. Im Jahr 2018 zog er schließlich nach Wien, wo er im Priesterseminar in der Strudlhofgasse zu studieren begann. Als Vorbilder im Glauben sieht er aber nicht nur den Heimatpfarrer, sondern auch seine Familie in Rumänien, erzählt der 45-Jährige und ist überzeugt, dass ihn Gott nach all den Jahren wieder zurückberufen habe.

ERFAHRUNG ZÄHLT
Den Schritt zum Priesterberuf bereut Andreas Gold bis heute nicht. Bereits das Studium im Priesterseminar war für ihn „eine große Bereicherung“, wie er im Gespräch erzählt. Für Zoltan Csiki war die Zeit im burgenländischen Priesterseminar in Wien eine wunderschöne und vor allem erfahrungsreiche, in der er intellektuell und spirituell reifte. All diese Erfahrungen könne er im späteren Priesteralltag gut einsetzen. Denn dieser werde sehr herausfordernd sein, ist er überzeugt. Auf den Zusammenhalt der Priesterseminaristen sei während der Ausbildung großen Wert gelegt, sie sei gefördert worden. Das komme nicht von ungefähr, da sich Priester auch nach ihrer Ausbildung nicht nur austauschen, sondern sich auch gegenseitig unterstützen und bestärken sollten. Für diese Erfahrung seien die beiden Priesterkandidaten sehr dankbar, wie sie betonen.

ZWISCHEN SEELEN UND GEMEINDE
Doch wie soll der erste Tag in der Pfarre sein, wollen wir von den beiden Seelsorgern erfahren? „Am ersten Tag möchte ich ankommen und erfahren, wie meine Gemeinde tickt“, sagt Zoltan Csiki, dessen Primizspruch „Mir geschehe, wie du es gesagt hast“ lautet. Eucharistie für und mit der Gemeinde zu feiern, habe für ihn Vorrang. In Oberwart wird er ab September als Seelsorger sein, worauf er sich heute schon sehr freue. Hier könne er etwa auch seine ungarische Muttersprache einsetzen, wie er sagt – und so die zweisprachige Gemeinde wieder betreuen. Ja, zugehen will er auf die Menschen und sie wieder zum Glauben führen. „Wenn ich von Gott, Glauben und der Kirche nicht überzeugt bin, kann ich ihn anderen auch nicht weitergeben.“

Als Priester sei man nicht für sich selbst, sondern für alle da, zu denen er geschickt wird. In diesem Beruf muss man die Menschen mögen, ist der gelernte Volkswirtschaftler überzeugt. Neben dem Beten sei auch das Zuhören eine Eigenschaft, die ein Priester mitbringen sollte, meint er: „Ich möchte daher meine Ohren in der Gemeinde haben.“

DIE LIEBE GOTTES TEILEN
Der Glauben an Gott habe ihn und sein bisheriges Leben verändert und sei für ihn wie ein Anker, sagt der gebürtige Mattersburger Gold mit Purbacher Wurzeln. „Ich freue mich daher schon sehr auf die neue Pfarre Lockenhaus und das Feiern der heiligen Messe“, strahlt Andreas Gold, der in einem ersten Schritt die Menschen in seiner neuen Pfarre kennenlernen möchte. Die Liebe Jesu Christi, die in der Eucharistie allgegenwärtig ist, möchte er an sie weitergeben und sie einladen, Gott gemeinsam zu erleben und zu feiern. Durch die Anbetung sollen sie Gott immer wieder aufs Neue erfahren – das sei vor allem in der Stille einer Kirche möglich, ist der Neupriester überzeugt. Seine Gemeinde möchte er zum Mittun bewegen. Auf jedes Gemeindemitglied möchte er zugehen; es in der Not begleiten und mit ihm seine Freude teilen. Andreas Gold, der früher sehr introvertiert war und den Kontakt zu seinen Mitmenschen eher scheute, habe sich in den vergangenen Jahren verändert. „Ich springe über die Schatten meiner Vergangenheit“, stellt er fest. „Und erkenne dabei auch, dass ich mein Ziel nach so vielen Jahren erreicht habe.“

JEDE MENGE FRISCHE ENERGIE
Auch Vorbilder im Glauben haben die beiden Neu-Priester, erzählen sie im Gespräch. Die heilige Theresia von Lisieux ist das eine: Sie liegt etwa Zoltan Csiki besonders am Herzen, da sie sich entschieden hatte, ins Kloster zu gehen und für die Priester und für ihre Berufung dort zu beten. Nicht nur für Zoltan Csiki, sondern auch für Andreas Gold ist auch der Pfarrer von Ars ein weiteres Vorbild, denn dieser lebte sehr bescheiden und hatte Liebe zur Eucharistie. Über ihn haben sie während ihrer Priesterausbildung sehr viel erfahren. Seelsorger zu sein, sei in der heutigen Zeit mehr denn je eine Herausforderung, die bei Menschen manchmal auf weniger Gegenliebe stoße als früher, bedauert Andreas Gold, der sich von seinem Weg trotzdem nicht abbringen lässt. Was dem gelernten Elektrotechniker in seinem neuen Beruf zugutekomme, ist, dass er auf seinen Schatz an Erfahrung zurückblicken kann. Funktioniert etwa die Alarmanlage oder ein anderes elektrisches Gerät im Haus eines Gemeindemitglieds nicht oder muss sie neu eingestellt werden, kann es sein, dass er um Rat gebeten wird, um sie wieder „in Gang“ zu bringen. Beide Berufe – Priester und Elektrotechniker – lassen sich daher für ihn gut miteinander verbinden, wie er sagt, da sie vor allem mit Menschen und ihrem Lebensumfeld zu tun haben. „Egal ob Gott oder Strom – beides gibt uns jede Menge Energie.“

CHRISTOPHER ERBEN

Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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