400 Laiendarsteller: Biblische Momente am Römersteinbruch
Die Passionsspiele St. Margarethen lockten Nuntius Pedro López Quintana, mehrere Bischöfe und Landespolitiker zur Aufführung im Römersteinbruch. Diese erlebten 400 Laiendarsteller auf der Bühne – und eine beeindruckende Neuinszenierung.
Nach sechsjähriger Vorbereitungszeit und pandemiebedingter Absagen haben die Passionsspiele von St. Margarethen unter dem Titel „Emmaus – Geschichte eines L(i)ebenden“ am Christi-Himmelfahrtstag im Römersteinbruch Premiere gefeiert. 2.200 Besucher – darunter viel Prominenz aus Kirche, Politik und Gesellschaft – erlebten bei strahlendem Frühsommerwetter eine beeindruckende Neuinszenierung mit vielen Neuerungen: Bühne, Text, Regie, Musik und Kostüme. 400 Laiendarsteller auf, 200 Helfende hinter der Bühne – allesamt aus St. Margarethen – sorgten für ein mehrstündiges Schauspiel, das die Geschichte von Wirken, Tod und Auferstehung Christi aus der Sicht der Emmausjünger erzählt.
Prominenz. Der für den Text verantwortliche Passionsspielpfarrer Richard Geier begrüßte den Apostolischen Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro López Quintana, die Diözesanbischöfe Kardinal Christoph Schönborn (Wien), Ägidius Zsifkovics (Eisenstadt), Wilhelm Krautwaschl (Graz) und Werner Freistetter (Militärdiözese), aus dem Ausland András Veres (Györ), Frantisek Rabek (Militärbischof der Slowakei), den mit Missio-Nationaldirektor P. Karl Wallner OCist gekommenen Erzbischof Sebastian Shaw aus Lahore (Pakistan), Altbischof Paul Iby und Generalvikar Michael Wüger, aus Wien Schottenstift-Alt-Abt Johannes Jung. Auch zahlreiche Politiker aus dem Burgenland waren gekommen. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil dankte Pfarrer Geier für dessen Subventionszusage von 200.000 Euro mit den Worten: „Mir ist ein ganzer Steinbruch vom Herzen gefallen.“ Begrüßt wurden weiters Stefan Ottrubay (Generaldirektor der Esterházy-Betriebe und Eigentümer der Spielstätte), Daniel Serafin (Operndirektor im Steinbruch) und ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel. Landeshauptmann Doskozil wurde von den Passionsspielern für die Ukraine-Hilfe ein Spendenscheck in der Höhe von 3.000,- Euro überreicht.
Neuinszenierung. In der imposanten Freiluftanlage begann das Spiel auf den verschiedenen Ebenen der Nebenbühne: Zwei Jünger gehen niedergeschlagen wegen des vermeintlichen Scheiterns der Mission Jesu von Jerusalem nach Emmaus; ein weiß gekleideter Unbekannter gesellt sich zu ihnen, der ihnen den Sinn des Leidens des verheißenen Messias erläutert. Als den Auferstandenen erkennen die beiden ihn aber erst am Brotbrechen in ihrem Haus. Nach seinem Entschwinden laufen sie zurück zu den in Jerusalem verbliebenen Aposteln und Jüngerinnen, alle tauschen sich über wundersame Ereignisse aus, die den Blick auf die „Geschichte eines L(i)ebenden“ öffnen. In einer Reihe von Erinnerungen und „Rückblenden“ auf biblische Berichte über das Wirken Jesu vermitteln die Passionsspieler die Heilsgeschichte: Jesu Worte und Wunder beginnend mit der Berufung der Jünger und dem ersten Wunder bei der Hochzeit von Kana. Immer wieder begleitet von den effektvollen Kompositionen des musikalischen Leiters Thomas Steiner, schildern die Laiendarsteller unter der Regie von Alexander Wessely (Militärgeistlicher mit Schauspielausbildung) Jesu Begegnung mit Johannes dem Täufer, seine Heilungen und Totenerweckungen, die Bergpredigt, die Vertreibung der Händler aus dem Tempel, zunehmende Konflikte mit den Pharisäern. Rupert Kugler, textsicherer Darsteller des Jesus, legt seine Rolle dabei hochemotional und temperamentvoll an, die kommentierenden Emmausjünger leisten für die heute oft alltagsfremd gewordene biblische Sprache „theologische Übersetzungsarbeit“. Und theologische Akzente setzen die Passionsspiele etwa mit der Betonung der Bedeutung Maria Magdalenas, der ehrenrettenden Zeichnung der Person Judas oder der eifernden hohen jüdischen Geistlichkeit. Pilatus erscheint als desinteressierter, von der Schuld des Angeklagten keineswegs überzeugter Statthalter; die Passionsspiele lassen sogar die (unbiblische) Frau des Pilatus als Verteidigerin Jesu zu Wort kommen, um dem Drängen der Hohepriester mehr Gewicht zu verleihen. Das Spiel mündet nach dem letzten Abendmahl in den Prozess und die Hinrichtung auf Golgotha; die Auferstehung wird am abschließenden Jubel und Lobgesang aller Darsteller erkennbar. Und das Premierenpublikum stimmte am Ende der mit Pause vierstündigen Aufführung in „Großer Gott, wir loben dich“ ein. « KAP / RED
Autor:Martina Mihaljević aus Burgenland | martinus |
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