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Burgenländer beten vor der „Weinenden Madonna“
Arbeiterwallfahrt zur „Mutterdiözese“
300 burgenländische Pilger waren am vergangenen Samstag zur traditionellen Arbeiterwallfahrt aufgebrochen. Am ersten Ziel, Bratislava, wurde eine Gedenktafel für das Geburtshaus von Stefan László, dem Gründerbischof der Diözese Eisenstadt, übergeben. Eine abendliche Lichterprozession im Dom von Györ und ein Gebet vor dem dortigen Gnadenbild der „Weinenden Madonna“ setzte das Programm fort. Am Sonntag besuchten die Wallfahrer die Erzabtei Pannonhalma.
Der burgenländische Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics leitete die 70. Arbeiterwallfahrt in das benachbarte Ungarn sowie die Slowakei. Bei der abendlichen Lichtfeier im vor wenigen Tagen neu geweihten Dom von Györ (Raab) rief Zsifkovics zum Gebet für die vom dramatischen Kriegsausbruch betroffenen Menschen im Nahen Osten auf. Das dort verehrte Gnadenbild der „Weinenden Madonna“ war in den Wirren der von konfessionellem Hintergrund gekennzeichneten Kriege in Irland im 17. Jahrhundert nach Ungarn gekommen. Es wird gesagt, dass die Darstellung der Gottesmutter Maria auf dem bis heute hoch verehrten Gnadenbild immer dann geweint habe, wenn es zu Kämpfen zwischen irischen Katholiken und Protestanten gekommen war.
Die Marienandacht mit Lichterprozession in der Kathedrale von Györ wurde vom örtlichen Diözesanbischof András Veres geleitet. Veres ist gleichzeitig Vorsitzender der Ungarischen Bischofskonferenz. Bischof Zsifkovics erinnerte in seinen Dankesworten an die Tatsache, dass man an diesem Ort in der „Mutterkirche“ der Diözese Eisenstadt sei. Denn das Nord- und Mittelburgenland habe bis 1921 zu dieser Diözese gehört. Er beglückwünschte Veres und seine Diözese zur erst vor wenigen Tagen fertig gestellten Renovierung der Domkirche. Die Kathedrale der ungarischen Komitatsstadt mit ihrem reichen barocken Bildprogramm glänzt nach einer umfassenden, sechs Jahre dauernden Renovierung in herrlichem Glanz und bietet der örtlichen gottesdienstlichen Gemeinschaft einen sinnenfreudigen Rahmen für ihre Liturgien. Zsifkovics zeigte sich bewegt, an dieser Jubiläumswallfahrt teilzunehmen. Der grenzüberschreitende Charakter dieser Jubiläumswallfahrt erinnere daran, „wie lange wir alle zusammengehört haben“. Staatsgrenzen, so Zsifkovics, seien keine kulturellen, ethnischen oder religiösen Grenzen, sagte der burgenländische Diözesanbischof. Nach dem Zusammenbruch des „Eisernen Vorhangs“, dem Fall der Grenzen zwischen dem Osten und dem übrigen Europa, müsse das Gemeinsame wieder entdeckt werden, dies seien „die Grundfesten, auf denen wir Zukunft bauen“.
Gedenktafel für László in Bratislava.
Erster Halt auf der zweitägigen Pilgerfahrt war die Hauptstadt der Slowakei, Bratislava (Pressburg) gewesen. In der Domkirche zum hl. Martin, der auch burgenländischer Landespatron ist, leitete Erzbischof Stanislav Zvolenský die hl. Messe mit den Burgenländern. Zvolenský legte in seiner Predigt eine Meditation zum Gebet des Rosenkranzes vor – an diesem Tag wurde liturgisch das Rosenkranzfest begangen. Das volkstümliche Mariengebet sei, so der Erzbischof, eine hervorragende Gelegenheit, um mit Jesus zu wachsen. Denn „in der Schule der Gottesmutter Maria können wir lernen, den Willen Gottes zu tun“. Die Kirchenmusik zum Gottesdienst war geprägt von den Beiträgen des hundertköpfigen Chores „Pax et Bonum“ unter der Leitung des burgenländischen Pastoralassistenten und Musikers Ivo Šeparović. „Pax et Bonum“ vereinigt Sänger:innen aus Österreich, Ungarn und der Slowakei. Das Ensemble führt Angehörige der burgen-ländisch-kroatischen Sprachgruppe über die Grenzen hinweg zusammen und ist eine Gründung von Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics. Am Gottesdienst nahmen auch Mitglieder des Vorstandes der „Bischof DDr. Stefan László-Gesellschaft“ teil. Ihr Präsident, der Diplomat Martin Bolldorf, nannte den Gründerbischof der Diözese Eisenstadt, Stefan László einen Träger visionärer Ideen. Die László-Gesellschaft versuche, durch Vergabe von Preisen an wissenschaftliche Arbeiten, die forschende Auseinandersetzung mit der burgenländischen Kirchen- und Landesgeschichte sowie dem apostolischen Wirken von Laien in der Kirche zu würdigen. Bolldorf erinnerte daran, dass Bischof László stets die unter den kommunistischen Regierungen schwer verfolgte Kirche im Auge gehabt und miteinbezogen habe.
Am Ende des Gottesdienstes überreichte Bischof Zsifkovics eine Gedenktafel an Erzbischof Zvolenský. Sie soll in Kürze an der Fassade des Geburtshauses von Stefan László angebracht werden. Das Haus ist im Besitz einer Eigentümergemeinschaft und hat seinen Standort in der Innenstadt von Bratislava in der Dobrovičova ulica Nr. 4.
Im Rahmen der abendlichen Feier im Dom von Györ wurden Eckpunkte aus „70 Jahren burgenländische Arbeiterwallfahrt“ in Erinnerung gerufen. 70.000 Pilger:innen seien in dieser Zeitspanne mit 1.500 Reisebussen auf dem Weg gewesen. Der emeritierte Seelsorger der Katholischen Arbeit-nehmer:innnen-Bewegung, Monsignore Ernst Pöschl, der einen Teil der Reise mitgemacht hatte, wurde herzlich bedankt und mit Applaus gewürdigt. Pöschl hat im Laufe seiner Amtszeit ab 1964 die Arbeiterwallfahrt 50 mal begleitet. Bischof Ägidius ehrte das Vorbereitungsteam der Wallfahrt: Markus Predl (Vorsitzender der KAB und zum 30. Mal Teilnehmer an der Wallfahrt) sowie Andrea Lagler, Generalsekretärin der Katholischen Aktion der Diözese Eisenstadt. Weitere Ehrengeschenke überreichte der Bischof an Inge und Stefan Graf (Oberloisdorf, 40-malige Teilnahme), Ferdinand Dreschler (Miedlingsdorf) und Kornelia Knar (Mönchmeierhof), beiden für 35-malige Teilnahme. Für 30 mal Teilnehmen an der Arbeiterwallfahrt würdigte der Bischof weiters Elfriede Deutsch (stellvertretende Vorsitzende der KAB aus Badersdorf) sowie die Großpetersdorferin Annilie Unger. Maria Hafner aus Heiligenbrunn nahm zum 25. Mal teil.
Der Sonntagsgottesdienst in der Erzabtei Pannonhalma (Martinsberg) setzte den Schlusspunkt der 70. Burgenländischen Arbeiterwallfahrt. Erzabt Cirill Tamás Hortobágyi OSB leitete die Messe am Fest der „Großen Frau von Ungarn“. In seiner Predigt erinnerte der Theologe an ein Wort der Fokolar-Gründerin Chiara Lubich, dass das 21. Jahrhundert eine Epoche sein werde, die sich die Gottesmutter Maria zum Vorbild nehmen würde. Hortobágyi verglich die kirchliche Vergangenheit mit einem Zeitalter des Apostels Petrus, früher hätten damit Fragen der Organisation im Vordergrund des Blicks auf die Kirche gestanden. Mit dem marianischen Zeitalter vollzögen die Katholiken nun eine Hinwendung zu einem neuen Lebensstil, der von einem persönlichen Glauben geprägt sei. Diesen, sowie eine lebendige Beziehung zu Gott brauche die Welt in unserer Zeit. Der Erzabt empfahl den burgenländischen Wallfahrern, ihr Leben von Gott her zu bewerten, es in Gott zu verankern und so die zukünftige Kirche zu prägen.
Richard Mikats (Eisenstadt Oberberg, Vorstandsmitglied der KAB) überreichte am Ende des Gottesdienstes 1.300 Euro an Bischof Zsifkovics. Dieses „Solidaritätsopfer“ wird in den Autobussen unter den Wallfahrern gesammelt. Die Spende fließt heuer an das Cenacolo, eine Einrichtung im burgenländischen Kleinhöflein. In dieser Wohngemeinschaft versuchen junge Männer, ihre meist von Drogenmissbrauch gekennzeichnete Vergangenheit zu bewältigen.
FRANZ JOSEF RUPPRECHT
Autor:martinus Redaktion aus Burgenland | martinus |
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