LEBENS_WEISE
Naturnahes Gärtnern im Frühling

- Nützlinge freuen sich im Frühling über ein Insektenhotel.
- Foto: Barbara Buderath/Adobe Stock
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Naturnahes Gärtnern heißt nicht, wildes Chaos zuzulassen, sondern den Garten so zu gestalten, dass das ökologische Gleichgewicht bewahrt und die Artenvielfalt gefördert wird. Das kann auch ohne großen Aufwand gelingen.
Naturgärtner setzen auf natürliche Kreisläufe. „Ein geschlossener Nährstoffkreislauf stärkt die Bodenfruchtbarkeit und fördert nachhaltig das Pflanzenwachstum“, sagt Gartenbauexperte Lutz Popp vom Bayerischen Landesverband für Gartenbau und Landespflege e. V. Eine zentrale Rolle beim naturnahen Gärtnern spielen heimische Pflanzen, die an die regionalen Bodenund Klimabedingungen angepasst sind, erwähnt Popp. Ein naturnaher Garten schaffe durch die gezielte Bepflanzung mit heimischen Wildblumen, Kräutern und Sträuchern wertvollen Lebensraum für Insekten, Vögel und andere Tiere. „Erste Schritte zur naturnahen Gestaltung sind das Anlegen kleiner Blühflächen oder Wildblumenbeete“, sagt der Experte. Frühzeitig Nahrung für bestäubende Insekten liefern etwa Zwiebel- und Knollenpflanzen wie Krokusse, Schneeglöckchen, Märzenbecher und Winterlinge. „Auch Gehölze wie Haselnuss und Kornelkirsche bieten ganz früh im Jahr Blütennahrung für Insekten.“
TORFFREIE ERDE
Kurz vor dem Anbau der ersten Kulturen ist das Ausbringen fertigen Komposts sinnvoll, da dieser als natürlicher Dünger und Bodenverbesserer wirkt. Organische Materialien wie Laubreste, Gründüngungspflanzen oder Ernterückstände werden durch mikrobiologische Prozesse in nährstoffreichen Humus verwandelt. Viele Expert:innen empfehlen auch die Verwendung torffreier Erde, da durch den Torfabbau Moore zerstört werden und dadurch einerseits wichtiger Lebensraum für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten andererseits wichtige CO₂-Speicher verschwinden. Besser ist laut Naturschutzbund stattdessen etwa Kompost, er enthält alle wichtigen Nährstoffe, oder Rindenhumus, der nimmt Nährstoffe und Wasser auf und gibt sie langsam an die Pflanzen ab. Holzfasern wiederum sorgen für eine gute Durchlüftung und Sand, Lavagranulat und Tonminerale ergänzen die Pflanzenversorgung.
NÜTZLINGE EINZIEHEN LASSEN
Die Förderung von Nützlingen wie Marienkäfer sowie Flor- und Schwebfliegen trägt entscheidend zur Regulierung von Schädlingen bei. Diese Insekten eliminieren Schädlinge wie Blattläuse, Spinnmilben und zahlreiche andere Pflanzenschädlinge nicht vollständig, sondern sorgen dafür, dass deren Population in einem natürlichen Gleichgewicht bleibt. Sie spielen auch eine wichtige Rolle bei der Blütenbestäubung. „Wichtig ist, dass ein minimaler Schädlingsbestand als Nahrungsgrundlage für die Nützlinge erhalten bleibt“, erklärt Lutz Popp. Einen Unterschlupf, Versteckmöglichkeiten und Brutstätte in einem bietet man laut Naturschutzbund Wildbienen, Solitärwespen, Käfern usw. mit einem im Garten platzierten Insektenhotel. Ein strukturreicher Garten mit Blühpflanzen wie Korb- und Doldenblütlern, Laubschichten, Totholz sowie Steinstrukturen schafft optimale Lebensräume für die fleißigen Gartenbewohner:innen.
OHNE CHEMIE DÜNGEN
Ein naturnaher Garten setzt auf ökologische Düngung, anstatt auf chemische Mittel zurückzugreifen. Beispielsweise kann mit Rasenschnitt und Häckselgut gemulcht werden. Eine dünne Schicht in Gemüsebeeten sowie unter Ziersträuchern schützt den Boden vor dem Austrocknen und versorgt die Pflanzen mit wertvollem Stickstoff. Wird der Rasenschnitt auf dem Beet verteilt (ca. drei Zentimeter), kann das die Bildung von Unkräutern unterbinden. Eine langfristige und wirksame Methode, um den Boden zu verbessern, ist der Einsatz von Gründung, also die Einsaat rasch wachsender Pflanzen, die den Untergrund gut durchwurzeln. Inkarnat-Klee, auch Rosenklee genannt, kann von April bis September gesät werden und ist ein schnellwüchsiger Stickstoffsammler. Ebenso als Gründüngung eignen sich (Gelb-)Senf, Ölrettich, Buchweizen oder Ringelblume.
SCHUTZ UND WOHNRAUM FÜR TIERE
Im Frühling fangen viele Vögel zum Nisten an. Wer sie dabei unterstützen möchte, bringt unterschiedliche Nistkästen (Nisthöhlen, Halbhöhlen, verschieden große Einfluglöcher etc.) im Garten an. Der Naturschutzbund empfiehlt, die Nistkästen im Idealfall mit dem Einflugloch nach Südosten und mindestens in Augenhöhe an Stämmen, Ästen oder der Hauswand aufzuhängen. Lebensraum und Nahrung für verschiedene Tiere bietet auch ein Naturzaun. Für Weidenzäune eigenen sich zum Beispiel Ruten aus Korb-, Hanf-, Stein- oder Silberweide, da sie am besten Wurzeln. Sofern es die Verkehrssicherheit zulasse, könne man auch tote Bäume oder Teile davon im Garten belassen, so der Naturschutzbund. Die Äste werden von Vögeln gerne als Sitzwarte genutzt, in Spechthöhlen und Astlöcher ziehen Höhlenbrüter wie zum Beispiel Meisen ein und im Holz leben zahlreiche Insekten. Bei einem höheren Baumstumpf kann man auch mit Holzbohrern verschiede n große Nistgänge für Wildbienen bohren.
Reptilien wie Blindschleichen oder Eidechsen freuen sich über Natursteinmauern (ohne Mörtel errichtet), Steinhaufen oder größere flache Steine, die von der Morgensonne beschienen werden.
LISA-MARIA HAMMERL
Autor:martinus Redaktion aus Burgenland | martinus |
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