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Lebensgewinn

Je länger nicht geraucht wird, desto besser gelingt es. | Foto: PHOTO 5000
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„Heuer will ich mit dem Rauchen aufhören“ ist wohl einer der beliebtesten Neujahrs-Vorsätze. Sehr vielen gelingt das auch, sagt Dr. Ernest Groman vom Nikotin Institut in Wien.

Obwohl viele versuchen, rauchfrei zu werden, schaffen es nur wenige – dieser Aussage stimmt Ernest Groman vom Nikotin­ Institut in Wien nicht zu. „Viele schaffen es, aufzuhören. Es gibt zwar keine genauen Zahlen dazu, aber jede:r Nicht- oder Ex-Raucher:in kennt jemanden, der oder die aufgehört hat.“ Das Nikotin Institut berät und begleitet Personen, die die Zigarette für immer ausdämpfen oder zumindest ihr Erkrankungsrisiko aufgrund des Nikotinkonsums reduzieren wollen. Dabei gehe es nicht darum, den Raucher:innen mit Schuldzuweisung zu begegnen oder sie zu „Sünder:innen zu machen, die Buße tun müssen“, betont Groman. „Vielmehr versuchen wir, empathisch auf die Leute zuzugehen, Gefühl und Geduld zu zeigen.“

Ein Datum festlegen
Tipps und Methoden, um rauchfrei zu werden, gibt es viele. Ein Programm zur Selbsthilfe hat Ernest Groman mit Co-Autorin Astrid Tröstl etwa im Buch „Rauchfrei in 5 Wochen“ zusammengestellt. „Im Prinzip muss ich mir einen Zeitpunkt suchen oder ein Datum festlegen, ab welchem ich versuchen will, nicht mehr zu rauchen“, erklärt der Arzt. Gegen das meist in Wellen über den Tag auftretende Rauchverlangen müsse man ankämpfen, wobei es helfe, sich abzulenken und anderweitig zu beschäftigen. Dazu ein Alltagsbeispiel: Eine Person hat Stress in der Arbeit, ärgert sich über die Chefin oder den Kollegen und muss deshalb erst einmal eine rauchen. „Das Rauchen fungiert hier als Stressbewältigungsmethode. Die Herausforderung besteht darin, andere Wege zu finden, mit dem Stress umzugehen“, sagt Groman. Hier helfe jedem und jeder etwas anderes: einmal ums Haus oder mit dem Hund rausgehen, ein Glas Wasser oder eine Tasse Kaffee trinken, einen Apfel essen.

Besserung innerhalb von Tagen
Je länger das Rauchverlangen unterbrochen bleibt, desto weniger oft tritt es auf – das zumindest würden viele Raucher:innen berichten, die das Wiener Nikotin Institut aufsuchen. „Viele beschreiben eine Besserung schon innerhalb weniger Tage nach dem Rauchstopp“, sagt Groman. „Das Gefühl verschwindet allerdings unter Umständen nicht ganz, nach einem Jahr sagen etwa 50 Prozent, dass es in bestimmten ­Situationen wiederkommt.“ Und zwar in solchen, in denen sie früher geraucht haben. Die meisten Rückfälle werden laut Groman bei Männern unter Alkoholeinfluss ausgelöst, bei Frauen ist oft Stress der Grund.

Typische Ausreden
Neben dem Argument des Stressabbaus ist auch die vermutete Gewichtszunahme nach einem Rauchstopp eine häufig genutzte Ausrede, um weiterzurauchen. „Die Leute, die wir betreuen, stellen wir bei jedem Termin auf die Waage, um dieses Argument zu entkräften“, schildert Groman. „Worüber nie gesprochen wird, ist, dass ein Drittel sogar abnimmt.“

Ein Bild, das oft bemüht wird, ist der Opa, der geraucht hat und trotzdem sehr alt wurde. Hier greife die selektive Wahrnehmung, sagt Groman: „Sie treffen ja nur die, die es überlebt haben oder Glück hatten. Dadurch ensteht ein falscher Eindruck. Man müsste sich anschauen, wie der Opa grundsätzlich gelebt hat, ob er vielleicht eine gute genetische Konstellation hatte oder welche Krankheiten es im Hintergrund gab. Und wie alt wäre er ohne Nikotinkonsum wohl geworden? Aus der Statistik wissen wir, dass es einen Unterschied von zehn Jahren bei der Lebenserwartung zwischen Raucher:innen und Nichtraucher:innen gibt.“
In der Beratung trifft Groman häufig auf Paare, wo eine:r gerne mit dem Rauchen aufhören würde, der oder die andere jedoch weiterraucht. Konflikte und vor allem Rückfälle sind hier vorprogrammiert. „Manche Partner:innen sind irritiert, wenn der oder die andere plötzlich aufhört. Weil es eine Erinnerung ist, dass man selbst es auch machen sollte“, sagt Groman. Er empfiehlt dem rauchenden Teil, zumindest nicht im unmittelbaren Umfeld des anderen zu rauchen und keine Zigaretten herumliegen zu lassen.

Ersatzprodukte reduzieren Risiko
Groman findet es erfreulich, wenn an Alternativprodukten zur Zigarette gearbeitet wird: „Ersatzprodukte sind zwar nicht unbedingt gesund, aber zumindest weniger schädlich.“ Am gängigsten seien derzeit die E-Zigarette, sogenannte „Nikotin-Pouches“ und Tabakerhitzer. E-Zigaretten enthielten weniger schädliche Inhaltsstoffe als normale Zigartetten (70 nachweislich krebserregende Substanzen), auch wenn es zu deren Wirkung noch keine Langzeitdaten gebe, wie Gromann einräumt. Bei den „Nikotin-Pouches“, kleine Päckchen, die man sich unter die Oberlippe schiebt, gelangt nichts in die Lunge, weil darin kein Tabak enthalten ist. Beim Tabakerhitzer wiederum wird der Tabak nicht mehr verbrannt, sondern wie der Name schon sagt, erhitzt. „Es entstehen dadurch nicht so viele Schadstoffe wie beim herkömmlichen Rauchen“, sagt Groman.
Die Mitglieder des Nikotin Instituts aktualisieren zwar immer wieder ihr Wissen über Alternativprodukte, empfehlen diese allerdings nicht aktiv weiter. „Pirmär steht für uns das Ganz-Aufhören im Vordergrund“, betont Gromann.

Lisa-Maria Langhofer

Je länger nicht geraucht wird, desto besser gelingt es. | Foto: PHOTO 5000
Ernest Groman ist wissenschaftlicher Leiter des Nikotin Instituts in Wien. Dieses wurde 1998 gegründet und widmet sich der Reduktion der tabakassoziierten Erkrankungen. | Foto: VICTORIA POSCH
Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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