24. Sonntag: Pfarrer i. R. Herbert Schlosser
Zwei ungleiche Söhne
Im Evangelium vom „barmherzigen Vater“ bleibt es offen, wie sich der zweite Sohn entschieden hat. Ob er hineingeht und mit den anderen mitfeiert oder ob er draußen bleibt, weil er sich sagt: „Alles was recht ist. Ich hab mich die ganze Zeit abgerackert, bin ein anständiger Mensch, habe was geleistet. Und jetzt kommt der daher, dieser Taugenichts, und wegen dem wird so ein Aufwand gemacht! Aber ohne mich!“
Können wir ihn nicht gut verstehen, diesen zweiten Sohn, weil auch wir uns oft so wie er verhalten? Schnell haben wir Vorurteile parat – über die Jugend von heute, die so unmöglich daherkommt; über die Nachbarn, bei denen man gar nicht recht durchblickt; über die Arbeitskollegin, die so anders ist und denkt; über die Alten, die ja nur von vorgestern sind.
Ja, wir haben wahrscheinlich eine ganze Menge aufzuarbeiten in unserem Umgang miteinander – zu Hause, am Arbeitsplatz, in der Schule und im Bekanntenkreis. Sehr schnell zeigen wir mit dem Finger auf die anderen und wollen mit ihnen nichts zu tun haben, wie dieser zweite Sohn im Sonntagsevangelium.
Beide Söhne sind ein Teil von uns selbst
Dieser zweite Sohn ist ein Stück von uns selbst! Dann sind da aber noch der jüngere Sohn und der Vater. Ich denke, man kann sich glücklich schätzen, wenn man in seinem Leben so einen Menschen hat wie der jüngere Sohn seinen Vater. Auch dieser jüngere Sohn ist ein Teil von uns. Auch wir wollen ja etwas vom Leben haben – Gott und die anderen kommen dabei nur insoweit vor, als sie uns nützlich sind. Und das Großartige ist, dieser junge Mann, als er am Ende ist und draufkommt, was er für einen Fehler gemacht hat, als er von seinem Vater nichts mehr wissen wollte, er wird, als er nach Hause umkehrt, von seinem Vater nicht abgekanzelt und verurteilt – nein, der wartet auf ihn und nimmt ihn mit offenen Armen auf!
Und dieser Vater ist niemand anderer als Gott selbst. Gott geht auf beide zu: auf den Davongelaufenen wie auf den Daheimgebliebenen. Wir tun in der Regel das Gegenteil: Wir kanzeln beide ab: Den Taugenichts einerseits und den sogenannten Braven, Biederen und Frommen andererseits.
Die „Schwerarbeit“ der Umkehr
Noch etwas zum jüngeren Sohn: Eines hat er uns mitunter voraus – er kehrt um, er sieht sein Unrecht ein, er sagt sich: So kann es nicht weitergehen. Beim Vater habe ich es besser. Ich überwinde meinen Stolz und meine Zweifel und wage einen neuen Anfang!
Insofern hat er Schwerarbeit zu leisten, er muss „über seinen eigenen Schatten springen“. Er muss sich eingestehen: Für mich gibt es nur diesen einen Weg, um aus meinem selbst geschaufelten Grab herauszukommen. Ich muss demütig zum Vater zurückkehren und ihn um Verzeihung bitten.
Hoffnungsvoll ist die Botschaft dieses Gleichnisses, weil es sich lohnt, umzukehren, neu anzufangen, wie dieser jüngere Sohn es getan hat. Hoffnungsvoll ist es auch, weil es genauso bei uns Menschen gibt, die barmherzig zu sein versuchen. Hoffnungsvoll ist es ebenso, weil es auch bei uns Menschen gibt wie den älteren Sohn, die es sich vielleicht doch noch überlegen, ihren sicher berechtigten Zorn, Frust und Ärger einzudämmen, und die denen, die Fehler gemacht haben, auch eine zweite Chance geben. Hoffnungsvoll ist es aber vor allem, weil Gott zu uns so barmherzig ist wie dieser Vater und keinem von uns die Tür vor der Nase zuschmeißt – es sei denn, er will partout nichts mit ihm zu tun haben und bleibt lieber im eigenen Sumpf stecken!
Versuchen wir, die Botschaft dieses Evangeliums tief in unser Herz hereinzulassen!
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.